Fünf Jahre Eclipse Foundation

Das Konsortium hat heute über 190 Unternehmen als Mitglieder und über 900 Committer, die zu rund 100 Eclipse-Projekten beitragen. Aktuelle Ziele sind eine Ausrichtung auf vertikale Märkte sowie Eclipse als Runtime-Umgebung zu positionieren.

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Von
  • Alexander Neumann

Die Entwicklungsumgebung Eclipse ist ohne Frage ein sehr populäres Open-Source-Projekt, und spätestens 2004 mit Veröffentlichung der 3.x-Entwicklungsschiene hat sich die IDE-Landschaft in der Java-Welt grundlegend geändert. Mittlerweile ist Eclipse nicht mehr nur auf die Java-Programmiersprache begrenzt. 2008 waren zum Beispiel die PHP Development Tools (PDT) – also Eclipse-Plug-ins für PHP-Entwickler, um Eclipse als IDE nutzen zu können – das Eclipse-Projekt, das am zweithäufigsten heruntergeladen wurde. Die Gründung eines eigenen Top-Level-Projekts zum Thema Eclipse als Runtime-Umgebung deutet hingegen auf eine neue erfolgversprechende Strategie hin.

Doch nicht nur die Eclipse-IDE-Entwicklungsteams um Erich Gamma & Co. bei IBM in Zürich und Ottawa zeichnen für den Erfolg von Eclipse verantwortlich. So haben die Entwicklungsumgebung und ihr Ökosystem durch die Gründung einer eigenen Foundation Fahrt aufgenommen. Am 28. Januar 2004, also vor circa fünf Jahren, aus der Taufe gehoben, hat sich die Eclipse Foundation zu einem einflussreichen Konsortium entwickelt.

Durch die Loslösung von Big Blue 2004 versprachen sich die Gründungsmitglieder der Foundation (inklusive IBM) eine Verbreitung des Einflusses der Eclipse-Techniken, da es durch eine unabhängige Organisation für andere Software-Anbieter leichter werden sollte, an dem Erfolg des Eclipse-Ökosystems teilzuhaben. Der Plan ist aufgegangen. So zählt die Eclipse Foundation heute über 190 Unternehmen als Mitglieder und über 900 Committer, die zu rund 100 Eclipse-Projekten beitragen. Zum Start des Konsortium waren es circa 50 Unternehmen und rund 20 Projekte. In Hoch-Zeiten verging kaum ein Monat, in dem nicht eine Firma die Mitgliedschaft an der Organisation bekannt gab und nicht ein neues Eclipse-Projekt auf eclipse.org gestartet wurde.

Rund 20 Unternehmen sind heute sogenannte Strategic Member, das heißt, sie stellen mindestens acht Vollzeitentwickler für Eclipse-Projekte ab und zahlen einen jährlichen Beitrag zwischen 25.000 und 250.000 US-Dollar, je nach Höhe ihres Jahresumsatzes. Deutschland stellt im Vergleich zu anderen Ländern mit fünf Firmen überproportional viele strategische Mitglieder, nämlich brox, Innoopract, itemis, SAP und Sopera.

Zum Jubiläum befragt, begründet Mike Milinkovich, Executive Director der Foundation, den heutigen Einfluss auf die Softwareindustrie durch das dynamische Zusammenspiel von Individuen und Organisationen in unabhängigen und erfolgsorientierten Projekten. Dieses Zusammenspiel habe erst das entstandene kommerzielle Ökosystem auf Basis der Eclipse-Plattform und ein gänzlich neues Geschäftsmodell auf Softwarebasis ermöglicht.

Die Eclipse Foundation lebt aber nicht allein von den Beiträgen ihrer Mitglieder, sie veranstaltet seit 2004 in den Vereinigten Staaten die mittlerweile weit über 1000 Teilnehmer zählende EclipseCon und seit 2006 in Süddeutschland das Eclipse Summit, das im November 2008 rund 400 Teilnehmer besuchten. Neu sind seit vorigem Jahr die Eclipse Days – eintägige Veranstaltungen, zu denen die Foundation Teilnehmer aus verschiedenen Industriezweigen einlädt. So gab es zum Beispiel bereits zwei Banking Days, einen in Frankfurt am Main und einen in London. Für Mai ist zudem ein Versicherungstag in München geplant, kündigte Ralph Müller, der die Eclipse Foundation in Europa repräsentiert, kürzlich auf dem Eclipse-Stammtisch in Frankfurt an.

An dieser Stelle positioniert sich die Foundation neu. Ziel ist, Industriekollaborationen für unternehmensübergreifende Softwareplattformen auf Eclipse-Basis zu initialisieren. Industriezweige wie Bankenwesen und Versicherungen oder auch die Automobilbranche müssen, so Müller, ein Interesse haben, sich gerade in Zeiten der Krise mit Einsparpotenzialen durch den Einsatz von Open-Source-Software auseinanderzusetzen. Hier könne Eclipse als Plattform für das Tooling eine gute Basis darstellen.

Auch Milinkovich sieht "im offenen kollaborativen Eclipse-Modell eine zukünftige Entsprechung in Industrien, die nach Wegen suchen, ihre Softwarekosten zu reduzieren. Unsere Zukunft wird stark davon abhängig sein, inwieweit es uns gelingt, von dem wachsenden Interesse an Open Source durch die Industrieführer zu profitieren".

Zentrale technische Themen, die zudem Einfluss auf die Strategie der Foundation nehmen, sind das im nächsten Jahr erscheinende neue Eclipse e4 und Eclipse Runtime. Zu Eclipse Runtime hatte Ian Skerrett, Marketing Manager des Konsortiums, kürzlich ausgegeben, dass IT-Managern verständlich gemacht werden müsse, Eclipse als mögliche Laufzeitumgebung zu verstehen. Technische Basis hierfür ist die OSGi-Implementierung Equinox.

In diesem Kontext ist auch von einigen der deutschen Eclipse-Mitgliedern viel zu erwarten, die über die Eclipse-Projekte Rich Ajax Platform (RAP), Riena und Swordfish großen Einfluss auf das neue Top-Level-Projekt Eclipse Runtime nehmen können.

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(ane)