US-Musikmarkt schrumpft weiter

Um 11,8 Prozent schmolzen im vergangenen Jahr die Umsätze der US-Musikindustrie mit Tonträgern und Downloads. Während der Digitalbereich wächst, steht das Kerngeschäft mit CDs weiter schwer unter Druck.

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Der Umsatzrückgang der US-Musikwirtschaft hält weiter an. 2007 erwirtschaftete die amerikanische Musikbranche 10,37 Milliarden US-Dollar. Der Gesamtumsatz ging nach dem Jahresendbericht (PDF-Datei) des US-Verbands Recording Industry Association of America (RIAA) im Vergleich zum Vorjahr um 11,8 Prozent zurück. Der Einbruch bei physischen Tonträgern setzt sich fort, während digitale Formate weiter zulegen. Noch immer ist die CD das Brot-und-Butter-Geschäft der Branche. Den rasanten Abwärtstrend kann der Vertrieb über die Netze noch nicht kompensieren, doch spielt das Digitalgeschäft eine immer wichtigere Rolle. Ein längst totgeglaubtes Format feiert in den USA dagegen ein Comeback: die Vinyl-LP.

2007 verkaufte die Branche in den Vereinigten Staaten 511 Millionen CD-Alben und damit gut 17 Prozent weniger als noch 2006. Der Umsatz mit den Silberscheiben brach um 20 Prozent auf 7,45 Milliarden US-Dollar ein. Die noch schneller an Bedeutung verlierende CD-Single, von der 2006 in den gesamten USA gerade 1,7 Millionen über den Tisch gingen, konnte auf 2,6 Millionen Stück oder 12,2 Millionen US-Dollar wieder etwas zulegen. Um 46 Prozent zogen auch die Umsätze mit Vinyl-Longplayern an. 1,3 Millionen verkaufte Exemplare (plus 36 Prozent) brachten der Industrie Umsätze von 22,9 Millionen US-Dollar ein. Zusammen mit anderen Formaten wie SACD oder Musikkassette gingen insgesamt 543,9 Millionen Tonträger (minus 16,1 Prozent) für 7,99 Milliarden US-Dollar (minus 19,1 Prozent) über die Ladentische.

Im Digitalbereich sieht es besser aus, das ändert aber nichts an den trüben Gesamtaussichten. Downloads für Singles und Alben boomen: um 38 Prozent zogen die Einzeldownloads 2007 an; 809 Millionen Downloads brachten dabei 801 Millionen US-Dollar ein. Download-Bundles erfreuen sich ebenfalls größerer Beliebtheit; Alben und Kompilationen wuchsen um 54 Prozent auf 42,5 Millionen Einheiten beziehungsweise 424,9 Millionen US-Dollar. Inzwischen macht der Digitalbereich knapp ein Viertel des US-Tonträgergeschäfts aus.

Die von der Branche als mögliche Lösung der Probleme propagierten Musik-Abonnements scheinen dagegen dem allgemeinen Trend nicht zu folgen. Nach einem Sprung um fast 40 Prozent auf 206,2 Millionen US-Dollar gingen die Abo-Umsätze im Jahr 2007 leicht auf 200,9 Millionen US-Dollar zurück. Hier wird zu beobachten sein, ob das Vertriebsmodell von mehr Angeboten oder weniger Nutzungsbeschränkungen profitieren kann. Neue Preismodelle, darunter Flatrates und Jahresabos, sind in Verhandlung.

Ähnliche Zahlen meldete zuvor die deutsche Musikindustrie, allerdings verläuft die Kurve hier flacher – vielleicht begünstigt durch den gleichzeitigen Rückgang bei illegalen Downloads. Bei physischen Tonträgern (ohne DVD/Video) pendelte sich der Absatz 2007 bei 154 Millionen Stück ein und verlor damit gegenüber dem Vorjahr um 2 Millionen Stück. In Deutschland wurden im vergangenen Jahr noch 4,6 Millionen Musikkassetten verkauft, allerdings ist die Tendenz auch hier fallend. Der wesentlich von Einzeltracks bestimmte Downloadmarkt wuchs weiter auf insgesamt 37,8 Millionen Einheiten. Im Mobilbereich zog das Geschäft mit Musikstücken auf 4,7 Millionen Stück an, bei Klingeltönen ist bereits wieder eine signifikante Abschwächung von 11,9 auf 8,3 Millionen Einheiten zu verzeichnen. (vbr)