DE-CIX startet Internetknoten in New York

Der Betreiber des Frankfurter Internetaustauschs DE-CIX hat nun auch einen Knoten in den USA. Der Schritt dürfte technisch gesehen nützlich sein, ist aber vor dem Hintergrund des Abhörskandals auch umstritten.

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Von
  • Dusan Zivadinovic

New York beheimatet seit einigen Tagen den ersten Internet-Austauschknoten des Frankfurter Unternehmens DE-CIX jenseits des großen Teichs. Die Interconnection-Plattform an der Ostküste der USA ist die erste Tochter der neuen amerikanischen Niederlassung DE-CIX North America. DE-CIX New York ist – wie sein Vorbild in Frankfurt am Main – eine neutrale Plattform für den Datenaustausch von Providern im Internet. Mit dem Aufbau des Knotens begann das Unternehmen noch im September.

Das Konzept der "Public Peering" Knotenpunkte ist in den USA neu. Bisher schalten amerikanische Betreiber ihre Netze direkt zusammen und berechnen dafür gegenseitig Gebühren, die von der Datenmenge abhängig sind. Das führt mitunter zu komplexen Infrastrukturen, ineffizienten Datenflüssen und hohen Preisen für den Datentransport. DE-CIX New York bietet den amerikanischen Netzbetreibern erstmals eine neutrale Plattform für ihren Datenaustausch, von der der Anbieter hofft, dass sie auch preislich attraktiver ist als die direkten Zusammenschaltungen.

Datendurchsatzentwicklung am DE-CIX in Frankfurt: Der aktuelle Spitzenwert von Ende Oktober dieses Jahres beträgt rund 2,6 TBit/s. Rund 600 Provider aus knapp 60 Ländern sind dort zusammengeschaltet.

Vereinfacht gesagt, handelt es sich dabei um riesengroße Switches, an die die Provider ihre Netze über Router ankoppeln. Einmal angeschlossen, können Provider ihren Datenverkehr mit allen anderen am selben Knotenpunkt angeschlossenen Teilnehmern austauschen. Für die Kosten ist nicht die Datenmenge ausschlaggebend, sondern nur die Anschlussart und Portanzahl. DE-CIX bietet 1-, 10- oder 100-Gigabit-Ethernet-Ports. Seinen ersten und nach eigenen Angaben nach Datendurchsatz weltweit größten Austauschknoten hat DE-CIX 1995 in Frankfurt gegründet. Fast 600 Provider aus knapp 60 Ländern tauschen dort einen großen Teil ihres Internetverkehrs aus.

Peering-Wettrennen

Harald Summa, Vorstandsvorsitzender der DE-CIX International AG, sieht den nordamerikanischen Markt als Schlüssel für weitere Expansion. Das Unternehmen will DE-CIX New York zu einem der fünf größten Internetknoten weltweit ausbauen. Die Betreiber der Europäischen Austauschknoten liefern sich ein Wettrennen um die Vorherrschaft in den USA. Der Londoner Internetknoten LINX will seine US-Tochter LinxNova ebenfalls noch in diesem Quartal in Betrieb nehmen.

Die Expansion in die USA wird jedoch öffentlich kontrovers diskutiert. Der Amsterdamer AMS-IX musste sich einer harten Fragerunde stellen, warum er dem US-Geheimdienst NSA ein Heimspiel bescheren will. Die Betreiber der Austauschknoten wissen, dass sich Unternehmen in den USA an mehr oder weniger gedehntes US-Recht zu halten haben. In den USA haben Gerichte entschieden, dass Unternehmen mit Niederlassungen in den USA im Prinzip dazu verpflichtet sind, gültigen Auskunftsersuchen der US-Regierung nachzukommen, sofern das Unternehmen Daten hält oder kontrolliert. Immerhin könne aber eine ausländische Tochter laut der US-Kanzlei Jones Day nicht gezwungen werden, zu kooperieren. Der DE-CIX zog in diesem Zusammenhang zuletzt Aufmerksamkeit auf sich, indem er sich gegen gegen Überwachungspläne des Innenministers Friedrich stellte. (dz)