Quelle soll Deutschlands größtes Internetkaufhaus werden

Das zum Handelskonzern Arcandor gehörende Versandunternehmen Quelle wird noch stärker auf das Internetgeschäft ausgerichtet. Handelspartner sollen künftig Teile des Sortiments stellen - was zahlreichen Quelle-Mitarbeitern den Arbeitsplatz kosten wird.

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  • dpa

Der Handelskonzern Arcandor will sein Versandunternehmen Quelle zum größten deutschen Internetkaufhaus umbauen und bis zur Hälfte des Sortiments von externen Partnern bestücken lassen. "Die Quelle steht vor der wahrscheinlich größten Umwälzung ihrer Geschichte", kündigte der bisherige Chef und künftige Aufsichtsratsvorsitzende der Quelle GmbH, Marc Sommer, in einem Interview der Nürnberger Nachrichten (Freitagsausgabe) an.

Der Fokus des deutschen Universalversandes werde künftig eindeutig auf dem Bereich E-Commerce liegen, erklärte der Stellvertreter von Konzernchef Thomas Middelhoff. "Der Anteil des Internetgeschäftes, der heute bei 40 Prozent liegt, wird in wenigen Jahren zwei Drittel erreichen." Die Vertriebswege über den stationären Handel und über die Kataloge verlören an Bedeutung. Das Kataloggeschäft verzeichne jährlich einen Umsatzrückgang von fünf bis zehn Prozent. Das Wachstum im Onlinegeschäft werde dies aber überkompensieren.

Wie das Unternehmen der Zeitung bestätigte, wechselt Sommer mit sofortiger Wirkung an die Spitze des Aufsichtsrates der Quelle GmbH. Die Geschäftsführung des Versandunternehmens liegt demnach künftig in Händen einer Doppelspitze: Neben Henning Koopmann, der bereits seit Januar 2007 neben Sommer an der Spitze steht, wird nun Konrad Hilbers die Quelle führen. Er war zuvor Geschäftsführer des Einkaufssenders HSE24 und dann Finanzchef der gesamten Versandsparte Primondo im Arcandor-Konzern.

Sommer kündigte an, dass Quelle beim Sortiment verstärkt mit Partnern aus dem Handel zusammenarbeiten werde. Diese könnten ihre Produkte auf der Internet-Plattform und teilweise als Ergänzung auch in den Katalogen anbieten. Im Gegenzug stelle Sommer derzeit bis zu einem Drittel des bisherigen Quelle-Sortiments auf den Prüfstand. "Warengruppen, die wir nicht rentabel anbieten, führen wir in der heutigen Form nicht weiter." Stattdessen könnten neue hinzukommen, beispielsweise Arzneimittel.

Der Umbau zum virtuellen Kaufhaus wird nach Sommers Worten auch zulasten von Arbeitsplätzen gehen. "Wenn künftig ein Teil des Quelle-Sortiments nicht mehr von uns betrieben wird, kann das nicht ohne personelle Anpassungen beispielsweise im Einkauf geschehen", sagte er. Ziel sei es, betriebsbedingte Kündigungen zu vermeiden. Bei den bisher noch 120 stationären Quelle-Technik-Centern, mit denen man hohe Millionenverluste einfahre, kündigte er weitere Schließungen an. (dpa) / (pmz)