30 Jahre Turbo Pascal: Integrierter Ansatz revolutionierte die Softwareentwicklung

Am 20. November 1983 erschien die erste Version von Turbo Pascal. Die IDE integrierte Editor, Compiler und später Debugger in einem Werkzeug und wurde dadurch in den 80er-Jahren zum De-facto-Standard in der Softwareentwicklung auf dem PC.

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Von
  • Alexander Neumann

Am 20. November 1983, also vor genau 30 Jahren, erschien die erste Version von Turbo Pascal. Die von Borland vertriebene Software sollte als integrierte Entwicklungsumgebung schon bald den Markt der Programmiertools revolutionieren. Turbo Pascal ließ sich beim Programmieren mit den Sprachen Pascal und später Object Pascal verwenden. Ein Mitschöpfer der IDE war Anders Hejlsberg, der sich wiederum später bei Microsoft als Miterfinder von .NET und als Chefentwickler der Programmiersprachen C# und TypeScript hervorgetan hat. Von ihm stammte der Compiler, Borland ergänzte ihn um die Oberfläche und Editor.

Für Turbo Pascal sprach, dass es Editor, Compiler und später Debugger in einem Werkzeug integriert hatte, was enorme Auswirkungen auf die Entwicklerproduktivität hatte. Denn die bislang verfügbaren Compiler für etwa BASIC, C, Fortran und Pascal waren sehr unhandlich zu verwenden. Multitasking war damals unter MS-DOS noch in weiter Ferne, weswegen Entwickler ihre unterschiedlichen Werkzeuge immer wieder verlassen und neu starten mussten, ganz zu schweigen davon, dass nicht wenige mangels teurer Festplatten auch noch ihre Disketten dafür wechseln mussten.

Neben der Integration der unterschiedlichen Werkzeuge in einer Umgebung war Turbo Pascal ungemein klein, wodurch die Entwicklungsumgebung außerdem verhältnismäßig schnell lief. Beim Preis war sie ebenfalls unschlagbar. Über Mail-Order bekamen Entwickler die IDE für gerade mal knapp 50 US-Dollar. Vergleichbare Produkte kosteten damals zumeist ein Mehrfaches des Preises für Turbo Pascal. Das hatte zur Folge, dass die IDE in den 80er-Jahren schon rasch zum De-facto-Standard in der Softwareentwicklung auf dem PC wurde.

Das änderte sich erst durch die Einführung von Microsofts Programmiersprache und Entwicklungsumgebung Visual Basic Anfang der 90er-Jahre, die die Entwicklung von Windows-Programmen noch einmal drastisch beschleunigen sollte (Stichwort Rapid Application Development).

Ein Turbo Pascal für Windows mit vollständiger Windows-GUI war 1990 zugleich mit ersten erfolgreichen Version des Betriebssystems erschienen. Die neue Oberfläche übernahm dann die Version 7 von Turbo Pascal (1992), die in Borland Pascal umbenannt wurde. Die Entwicklung für Windows stellte sich jedoch als aufwendig heraus, weswegen Borland in der Folge den RAD-Ansatz von Visual Basic adaptierte und mit Delphi und Object Pascal als zugrunde liegender Sprache ein lange Zeit ebenfalls erfolgreiches Kapitel anschließen ließ.

Das bedeutete jedoch das Ende von Turbo Pascal. 2002 veröffentlichte Borland diverse Versionen kostenlos als "Antique Software" auf der eigenen Webseite. Die Downloads sind heute noch bei Embarcadero verfügbar, das die klassischen Entwicklerprodukte 2008 von GodeGear beziehungsweise Borland übernommen hatte. Eine ausführlichere Geschichte zu Turbo Pascal (und Delphi) findet sich auf der Seite zu Turbo Pascal von Bernd Leitenberger. (ane)