Vor 50 Jahren: Kilby demonstriert den integrierten Schaltkreis

Heute vor 50 Jahren führte Jack St. Clair Kilby vor einer Handvoll Kollegen vor, dass ein integrierter Schaltkreis funktionieren kann. Damit startete das, was heute als zweite Stufe der industriellen Revolution bezeichnet wird.

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Von
  • Detlef Borchers

Heute vor 50 Jahren demonstrierte Jack St. Clair Kilby vor einer Handvoll Kollegen, dass ein integrierter Schaltkreis funktionieren kann. Seine Kombination von vier Transistoren und vier Kondensatoren, ein schlichter Flipflop, startete das, was heute als zweite Stufe der industriellen Revolution bezeichnet wird. Anstelle einer verästelten Elektronik von Röhren und Widerständen gehört all das, was einen Computer ausmacht, in einen monolithischen Block, in einen einfach zu produzierenden Chip.

Jack Kilby hatte 1958 als Ingenieur zehn Jahre lang bei einer Firma namens Centralab in Milwaukee gearbeitet, die Hörgeräte und Hörverstärker für Radio- und Fernsehgeräte herstellte. Als eine der ersten Firmen entschloss sich Centralab im Jahre 1952, die von Brattain, Bardeen und Shockley entwickelte Transistortechnik einzusetzen und schickte Kilby zu einem Praktikum in die Bell Laboratories. Als Kilby dann 1958 von Texas Instruments (TI) eingestellt wurde, schlug ihm sein Manager vor, das gesamte Wissen um Transistoren zu systematisieren, während der Rest der Firma in Urlaub war.

Als Frischling hatte Kilby keinen Anspruch auf Erholung und schmiss munter die gesamte TI-Planung über den Haufen, die auf eine Art Lego-Baukasten für elektronische Schaltkreise hinauslief. In seinem Labortagebuch skizzierte er am 24. Juli die zündende Idee, Transitoren und Kondensatoren einer Schaltung in einem "monolithischen Block" zu vereinen. Diese Idee war mehr als der Abschied von der Röhrentechnik: Statt vieler einzelner Komponenten ein System "en Bloc" zu kreieren, eröffnete die Perspektiven, die heute als Mooresches Gesetz bekannt sind.

Was Kilby seinen Kollegen vor 50 Jahren im Labor von Texas Instruments vorführte, darf man getrost als "Work in Progress" bezeichnen. Zusammen mit Zhores Alfirov und Herbert Kroemer bekam Kilby den Physik-Nobelpreis 2000, doch hatte er selbst dabei keine Probleme, den wesentlich eleganteren planaren Entwurf von Robert Noyce anzuerkennen, der später allgemein verwendet wurde. Mit dem sogenannten Kilby-Patent 320275 hatte Texas Instruments jedoch die Nase vorn und konnte nach jahrzehntelangem Streit vor allem in Japan hohe Einnahmen erzielen.

Zum Geburtstag des integrierten Schaltkreises hat Texas Instruments eine recht informative Website eingerichtet. Jack Kilby kann allerdings in diesem Universum nicht mitfeiern; er starb vor drei Jahren. (Detlef Borchers) / (anw)