Umfrage: Mittelstand nicht auf SEPA-Umstellung vorbereitet

Weniger als zwei Monate bleiben den Unternehmen noch, ihre Zahlungen auf das europäische SEPA-System umzustellen. Doch nur jeder vierte Mittelständler hat seine Hausaufgaben gemacht. Nach der Bundesbank warnt nun auch die Commerzbank vor Schwierigkeiten.

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  • dpa

Der deutsche Mittelstand ist nach einer Umfrage noch nicht auf das europäische Zahlungssystem SEPA vorbereitet. Rund 70 Tage vor Ablauf der Umstellungsfrist hätten erst 24 Prozent der Betriebe ihre Vorbereitungen für die Umstellung von Lastschriften und Überweisungen auf das SEPA-Format mit der internationalen Kontonummer IBAN abgeschlossen, berichtete die Commerzbank am Donnerstag in Frankfurt.

Und: Nach einer Umfrage der Fachhochschule des Mittelstands (FHM) in Bielefeld im Auftrag des Instituts verfügt keiner der 5000 befragten Mittelständler über Notfallpläne zur Vermeidung einer technischen Zahlungsunfähigkeit. "Ich habe große Sorgen. Am 1. Februar werden nicht alle SEPA-fähig sein. Der Anteil wird so hoch sein, dass wir Schwierigkeiten im Zahlungsverkehr sehen werden", sagte der Leiter des Bereichs Zahlungsverkehr und Auslandsgeschäft bei der Mittelstandsbank der Commerzbank, Frank-Oliver Wolf.

Vom 1. Februar 2014 an dürfen Kreditinstitute Lastschriften und Überweisungen von Unternehmen und Vereinen in Euro nur noch im SEPA-Format verwenden – auch innerhalb eines Landes. Überweisungen im bisherigen Format mit Kontonummer und Bankleitzahl dürfen die Banken dann nicht mehr bearbeiten. Für Überweisungen von Verbrauchern gilt eine Frist bis 1. Februar 2016.

Für Unternehmen, die dann nicht vorbereit sind, bedeutet das: Sie können ihre Zahlungen nicht mehr abwickeln, Liquiditätsengpässe drohen. Nach der FHM-Umfrage können die Mittelständler die Engpässe im Schnitt 37 Tage lang überbrücken – 14 Prozent sind aber schon nach fünf Tagen nicht mehr flüssig, weitere 19 Prozent nach 15 Tagen.

Ziel der Umstellung ist, dass Überweisungen ins Ausland schneller und billiger werden: Bankgeschäfte sollen über Grenzen hinweg binnen eines Arbeitstages abgewickelt werden können. Zudem können Lastschriften künftig auch grenzüberschreitend eingezogen werden.

Zwar gaben 73 Prozent der befragten Mittelständler mit einem Jahresumsatz von 12,5 bis 100 Millionen Euro an, mit der Umsetzung begonnen zu haben und rechtzeitig fertig zu werden. Doch die Zeit wird knapp. Der Leiter der FHM-Umfrage, Volker Wittberg, hat daher Zweifel: "Möglicherweise ist hier der Wunsch Vater des Gedankens." Zumal nur 17 Prozent der Befragten sicher sind, dass auch die Schuldner des Unternehmens, die per Überweisung zahlen, rechtzeitig mit der SEPA-Umstellung fertig werden.

Nach Zahlen der Deutschen Bundesbank lag der Anteil der SEPA-Überweisungen im Oktober bei 20,9 Prozent. Noch schleppender läuft die Umstellung bei Lastschriften: Von den arbeitstäglich gut 35 Millionen Lastschriften müssen noch 34,2 Millionen umgestellt werden. Der Anteil der SEPA-Lastschriften am gesamten Lastschriftvolumen beträgt erst drei Prozent. (js)