NSA-Überwachungsskandal: US-Delegation in Berlin

Die Ausspähaktionen des US-Geheimdienstes haben in Deutschland und Europa für Unmut und Empörung gesorgt. Nun bemühen sich die Amerikaner, die Schäden zu reparieren. US-Parlamentarier kommen zu Gesprächen nach Berlin.

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Von
  • dpa

Eine kleine Delegation von US-Parlamentariern reist Anfang nächster Woche zu Gesprächen nach Berlin und Brüssel, um die Wogen nach der Geheimdienst-Spähaffäre zu glätten. Senator Chris Murphy kündigte an, er und der Kongressabgeordnete Gregory Meeks wollten sich am Montag in Berlin mit deutschen Abgeordneten treffen. Geplant sei auch eine öffentliche Diskussionsveranstaltung.

NSA-Skandal

Die NSA, der britische GCHQ und andere westliche Geheimdienste greifen in großem Umfang internationale Kommunikation ab, spionieren Unternehmen sowie staatliche Stellen aus und verpflichten Dienstleister im Geheimen zur Kooperation. Einzelheiten dazu hat Edward Snowden enthüllt.

Der Parlamentarische Geschäftsführer der Unionsfraktion, Michael Grosse-Brömer (CDU), bestätigte einen Gesprächstermin mit den beiden. Im Mittelpunkt stünden Fragen einer verbesserten Geheimdienstkontrolle und der Regulierung der transatlantischen Geheimdienstkooperation. Ob die US-Delegation auch mit Regierungsvertretern zusammenkommen wird, war zunächst unklar. Ein Regierungssprecher erklärte in Berlin, ein Treffen mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sei nicht geplant.

Nach Informationen von Spiegel Online ist ein Treffen mit dem amtierenden Außenminister Guido Westerwelle (FDP) vorgesehen. Außerdem sollen die Amerikaner demnach im Kanzleramt mit dem Abteilungsleiter für Außenpolitik, Christoph Heusgen, sprechen und von Innen-Staatssekretär Klaus-Dieter Fritsche empfangen werden.

Die Veröffentlichungen über die Spähaktionen des US-Geheimdienstes NSA hatten in den vergangenen Monaten für große Verstimmungen zwischen Deutschland und den USA gesorgt. Neue Wucht bekam die Debatte, als bekanntwurde, dass die NSA wohl über Jahre auch Merkels Handy abgehört hat. Senator Murphy erklärte: "Unsere europäischen Verbündeten haben in den vergangenen Monaten legitime Sorgen über Charakter und Ausmaß von US-Geheimdienstprojekten geäußert." Ausdrücklich fügte er hinzu, er teile die Meinung, die Geheimdienste hätten nicht immer die notwendige Zurückhaltung walten lassen.

Der Kongressabgeordnete Meeks zeigte sich überzeugt, dass die Beziehungen zwischen den USA und den europäischen Partnern stark genug seien, um die Sorgen über Überwachungsprogramme zu überwinden. Er freue sich auf kritische Diskussionen über die amerikanische Geheimdienstarbeit.

Nach dem Besuch in Berlin reisen die US-Vertreter am Dienstag weiter zu Gesprächen nach Brüssel. Dort will ein weiterer Abgeordneter aus dem US-Kongress, Mario Diaz-Balart, dazustoßen.

Der Grünen-Abgeordnete Hans-Christian Ströbele sagte, vermutlich habe die US-Delegation bei ihrem Kurzbesuch in Berlin nur wenig Zeit für Gespräche. Er hoffe aber auf einen intensiveren Austausch zu einem späteren Zeitpunkt. Ströbele will demnächst selbst in die USA reisen, um sich dort mit Abgeordneten zu treffen. Am Dienstag hatte er sich in London mit mehreren Parlamentariern aus dem britischen Unter- und Oberhaus zusammengesetzt, um über die dortige Geheimdienstpraxis zu reden. Der britische Geheimdienst GCHQ soll ebenfalls im großen Stil auch deutsche Daten gesammelt haben.

Ströbele hatte Ende Oktober für Aufsehen gesorgt, als er den Enthüller der Spähvorwürfe, den Ex-Geheimdienstmitarbeiter Edward Snowden, überraschend in Moskau traf. Der Grünen-Politiker beklagte, die Aufklärung komme in Deutschland zu langsam voran. Deshalb bemühe er sich auf eigene Faust um solche Gespräche und Informationen. (jk)