Republikaner-Chef von San Diego als Mitgründer einer Warez-Gruppe geoutet

Tony Krvaric, der Vorstandsvorsitzende der republikanischen Partei der kalifornischen Großstadt San Diego, gehörte laut einem liberalen Online-Magazin zu den Top-Crackern von Software und Computerspielen in den 80er- und 90er-Jahren.

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Republikaner sind nicht gerade für eine sanfte Gangart im viel beschworenen "Kampf gegen Raubkopierer" in den USA bekannt. Umso mehr überrascht ein Bericht des Online-Magazins "The Raw Story", dem zufolge der Vorstandsvorsitzende der republikanischen Partei in San Diego, Tony Krvaric, Mitgründer der vor allem in den 1980er-Jahren legendären Warez-Gruppe Fairlight gewesen sein soll. Der in Schweden aufgewachsene Sohn einer kroatischen Immigrantenfamilie mit dem Motto "Kill A Commie For Your Mommie" hat demnach jahrelang eine Art digitalen Kommunismus betrieben statt den Schutz geistigen Eigentums zu fördern und Software sowie Computerspiele für den Commodore 64 und den Amiga geknackt. Die Medienindustrie behauptet, dass ihr derlei Cracker durch die Verbreitung illegaler Kopien massiven wirtschaftlichen Schaden zufügen.

Die Aktivitäten Krvarics in dem skandinavischen Land mit vergleichsweise liberalen Urheberrechtsgesetzen vor seiner Übersiedlung in die USA im Jahr 1992 rückten der linken Online-Seite zufolge vergangene Woche aufgrund einer anonymen E-Mail auf einer konservativen Mailingliste ins öffentliche Interesse. Darin wird eine Verbindung zwischen dem erklärten Anhänger Ronald Reagans und dem Fairlight-Pionier mit dem Pseudonym "Strider" hergestellt. Danach hat Krvaric nicht nur die Cracker-Gruppe mit ins Leben gerufen, sondern auch die US-Operationen der Organisation aufgebaut.

Die Warez-Vereinigung Fairlight gehörte zu den ältesten ihres Fachs. "Strider", "Black Shadow" und "Gollum" gründeten sie 1987. Sie versahen Games für den C64 mit ihrem eigenen Vorspann und verbreiteten sie über frühe Online-Foren und Disketten. Als die Commodore-Rechner nicht mehr dem Stand der Technik entsprachen, war Fairlight auch in der PC-Szene aktiv. Hier sorgte die Gruppe noch im ersten Halbjahr 2003 vor dem offiziellen Aufgeben ihrer Tätigkeiten für 60 geknackte und gratis zugängliche Spiele. Im Rahmen der Operation Fastlink gingen Strafverfolger aus 11 Ländern im Jahr 2004 scharf gegen frühere Mitglieder und Infrastrukturen von Fairlight und andere vergleichbare Gruppen vor. Die drei US-Bürger Seth Kleinberg, Jeffrey Lerman und Albert Bryndzda gestanden ein Jahr später vor Gericht, maßgeblich am illegalen Vertrieb urheberrechtlich geschützten Materials wie PC- und Konsolenspielen über die Release Groups Fairlight und Kalisto beteiligt gewesen zu sein.

Im Web existiert nach wie vor eine C64-Cracker-Seite, auf der die Erfolge Striders nebst einem Foto aufgelistet werden. Er soll demnach Spiele wie PacMan, Indiana Jones oder Temple of Doom geknackt haben. Zugleich soll Strider dort laut dem Magazinbericht auch als "Toni K." aus Malmö zu identifizieren gewesen sein. Weiter habe eine alte Version von Krvarics späterer US-Firma Fairlight noch 1996 den Vertrieb von Kopiersystemen wie Super Wildcard DX für Nintendo-Spiele ausgewiesen. Die Verbreitung solcher Programme sei spätestens mit Inkrafttreten des Digital Millennium Copyright Acts vom Gesetzgeber wenige Jahre später untersagt worden.

Gegenüber anderen kalifornischen Republikanern, die den inzwischen die US-Staatsbürgerschaft genießenden Krvaric auch zu ihrem Schatzmeister ernennen wollen, sprach der Angegriffene dem Bericht nach von Jugendsünden. In den 80ern hätte man als Kinder Computerspiele ausgetauscht, wie dies die heutige Jugend mit Musikstücken tue. Inzwischen arbeitet der Konservative, der für sich E-Mail-Adressen wie tkrvaric@fairlight.com oder strider@cts.com einrichtete, hauptsächlich als Finanzberater und Börsenhändler. (Stefan Krempl) / (pmz)