Umfrage: Jeder fünfte Franzose ein Raubkopierer?

Die französischen "Piraten" sind laut einer TNS-Sofres-Umfrage vor allem jung, das soziale Milieu spielt kaum eine Rolle. Bevorzugt wird Musik vor Filmen und Fernsehserien.

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Von
  • Thomas Pany

Morgen entscheidet das französische Parlament über die umstrittene Gesetzesvorlage zu Verbreitung und Schutz gesetzlich geschützer Werke im Internet ( "Diffusion et protection de la création sur internet"). Laut dem Gesetzentwurf sollen Nutzern, die angeblich urheberrechtlich geschützte Werke ohne entsprechende Lizenz im Internet verbreitet haben, bei wiederholten Verstößen gegen das Urheberrecht der Internet-Zugang gekappt werden.

Laut einer aktuellen Umfrage über "Internet-Piraterie", die die Tageszeitung Metro bei TNS-Sofres-Logica in Auftrag gegeben hat, geben 20 Prozent aller Franzosen an, dass sie schon einmal ein urheberrechtlich geschütztes Werk auf ihren Rechner geladen haben. Etwas mehr als ein Viertel aller befragten Franzosen über 18 Jahre (26 Prozent), sagten aus, dass sie rechtlich geschützte Inhalte aus dem Netz geladen oder benutzt hätten. Bei jenen, die öfter im Internet surfen, im französischen Sprachgebrauch als "Internautes" (mehr als 6 unter 10 Franzosen) bezeichnet, liegt dieser Anteil bei 37 Prozent. Unter den täglichen Nutzern waren es 45 Prozent.

Die französischen "Piraten" sind laut Umfrage vor allem jung, das soziale Milieu spielt kaum eine Rolle. Wie Guillaume Petit, der Verantwortliche für die Studie bei TNS-Sofres Metro erklärte, repräsentieren die 18- bis 24-Jährigen mit zwei Drittel die überwiegende Mehrheit unter denen, die Raubkopien herunterladen oder benutzen. 64 Prozent in dieser Alterstufe gaben an, dass sie unbefugt urheberrechtlich geschützte Inhalte heruntergeladen oder benutzt haben. Danach folgen die 25- bis 34-Jährigen mit 54 Prozent. In der Altersstufe zwischen 35 und 49 sind es nur mehr 21 Prozent; und bei denen, die älter als 65 Jahre sind, gerade einmal 1 Prozent. Unter den gemeldeten Arbeitslosen haben 44 Prozent gegenüber dem Interviewer erklärt, dass sie schon gegen Urheberrechte verstoßen haben.

Ganz vorne in der Beliebtheitsskala steht die Musik. 27 Prozent der "Internautes" gaben zu, dass sie Musiksstücke illegal heruntergeladen haben. An zweiter Stelle rangieren Filme, 19 Prozent der häufigen Netzbenutzer laden sich unbefugt Filme herunter. Danach kommen Fernsehserien (8 %) und Video-Spiele (6 %).

Nach der Umfrage, die Ende Februar/Anfang März unter 1000 repräsentativ ausgewählten Franzosen in persönlichen Gesprächen durchgeführt wurde, laden unter den Netzbenutzer allerdings nur 1 Prozent täglich unbefugt geschützte Inhalte herunter. Die nicht präzise bezifferte Mehrheit gibt an, dies nur "weniger oft" zu tun. Doch gebe es hier "zweifellos" eine Unschärfe, wie der Studienleiter Guillaume Petit einräumt: "Diese Personen bevorzugen, über illegales Verhalten zu schweigen."

Es gibt jedoch auch Grund zur Annahme, dass die Zahl der illegalen Downloader aus anderen Ursachen noch wesentlich höher ist. Etwa weil diverse Immaterialgüterrechte mittlerweile in so viele Lebensbereiche eingedrungen sind, dass eine unabsichtliche Verletzung ein hohes Risiko darstellt. Das mussten auch zwei Abgeordnete des Europaparlaments feststellen, denen Kritiker einer weiteren Verschärfung von "geistigen Eigentumsrechten" genüsslich nachwiesen, dass sie auf ihren Websites gegen diverse Schutzansprüche verstießen.

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