ZVEI: Chancen der Energiewende stärker betonen

Kommt die stockende Energiewende unter einer schwarz-roten Koalition besser voran oder wird sie gar ausgebremst? Die Herausforderungen seien groß, heißt es vom Elektrotechnik-Branchenverband.

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  • dpa
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In der Debatte über die Energiewende in Deutschland wird nach Ansicht der Elektroindustrie zu viel über die Risiken und zu wenig über die Chancen gesprochen. Der stellvertretende Präsident des Zentralverbands Elektrotechnik- und Elektronikindustrie (ZVEI), Michael Ziesemer, erklärte gegenüber dpa: "Wenn über die Energiewende diskutiert wird, dann leider weniger über die Chancen." Das Multi-Milliarden-Projekt biete für deutsche Unternehmen die Perspektive, hier entwickelte und erprobte Technologien weltweit zu verkaufen.

Die von Union und SPD bis Ostern 2014 angekündigte Reform des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) geht aus Sicht des Verbandes in die richtige Richtung. Andere Industrieverbände wie der BDI sehen die Umsetzung der Energiewende wesentlich skeptischer. Manche Kritiker sprechen zudem bereits davon, dass die Energiewende unter der großen Koalition ausgebremst wird – dabei werde das Kostenargument vorgeschoben.

"Wir haben Probleme mit dem EEG deswegen, weil die Energiewende mit einer installierten Leistung von 65 Gigawatt bei den erneuerbaren Energien so ein gigantischer Erfolg ist", meinte Ziesemer zur Ökostrom-Förderung, deren Kosten laut Koalitionsvertrag begrenzt werden sollen.

Das Wachstum der Wind-, Solar-, Wasser- und Bioenergie biete dennoch enorme Möglichkeiten für die deutsche Elektrotechnik: "Da ist enormes Potenzial entstanden. Es gibt nun die große Chance, dass wir das, was wir im deutschen Markt umsetzen und lernen, in die Weltmärkte tragen." So sei der Wandel von konventionellen zu regenerativen Energien auch in China oder den USA ein großes Thema.

Sinkende Investitionen der Unternehmen wegen zurückgefahrener Subventionen für deutsche Ökostrom-Erzeuger befürchtet der Verbands-Vize nicht. Wichtig sei aber die zeitliche Taktung: "Das muss in Schritten passieren, damit man nicht zu einem abrupten Stopp kommt. Ich glaube, dass nennenswerte Schritte in Richtung von mehr Markt möglich sind."

Staatliche Unterstützung für die Grundlagenforschung etwa bei der Elektromobilität hält Ziesemer für sinnvoll. "Man muss schauen: Wofür nehme ich Geld in die Hand? Uneingeschränkt dafür bin ich, wenn es um Forschung, Entwicklung und Ausbildung geht", betonte er. Subventionen für Produkte wie Elektroautos seien dagegen schwierig zu beurteilen.

Das Ziel der Bundesregierung von einer Million Elektrofahrzeugen auf deutschen Straßen bis 2020 findet Ziesemer trotz verhaltener Nachfrage realistisch: "Wir sind in einer Phase der Ernüchterung. Aber solche Technologien setzen sich nur langsam durch, das braucht Zeit. Ich halte deshalb das Ziel noch immer für erreichbar."

Beim Ausbau der Stromnetze gebe es Risiken, räumte Ziesemer ein. Ein besserer Ausgleich der Schwankungen von Stromangebot und -nachfrage sei entscheidend für das Gelingen der Energiewende: "Natürlich muss sich ein stabiles Energiesystem um das Management der Volatilität kümmern." Dafür brauche man auch moderne Gaskraftwerke.

"Die Energiewende ist ohne mehr Energieeffizienz nicht zu schaffen. Es geht nicht nur um energetische Gebäudesanierung, sondern auch um die Einführung intelligenter Verbrauchssteuerung", erklärte Ziesemer. In der Industrie seien ebenfalls noch nicht alle Potenziale gehoben, insbesondere für eine bessere thermische Vernetzung und Steuerung von Prozessen. Außerdem müsse mehr in Speichertechnologien investiert werden: "Netzausbau ist mehr, als Leitungen zu bauen und Kabel zu ziehen. Es muss Intelligenz ins System."

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(jk)