NSA-Affäre: Nutzer verlieren Vertrauen ins E-Government

In Deutschland und in fünf anderen Staaten werden digitale Verwaltungsdienste weniger beansprucht als noch im vorigen Jahr. Gleichzeitig ist die Furcht vor Datendiebstahl in die Höhe geschnellt.

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Internetnutzer in Deutschland und in fünf anderen Staaten nehmen digitale Verwaltungsdienste mittlerweile um 2 bis 15 Prozentpunkte weniger in Anspruch als im Vorjahr. Gleichzeitig hat im Zuge der NSA-Affäre die Furcht vor Datendiebstahl um 28 bis 59 Prozentpunkte zugenommen. Dies geht aus dem aktuellen 4. E-Government-Monitor hervor, den die Initiative D21 und das Münchner Forschungsinstitut Ipima am Donnerstag in Berlin vorgestellt haben.

Für die Studie haben die Marktforscher von TNS Infratest hierzulande, in Österreich, der Schweiz, den USA, Großbritannien und Schweden jeweils mindestens 1000 private Internetnutzer über 18 Jahren befragt.

Die Befragten nutzen nicht nur weniger E-Government-Angebote, sie sind auch weniger zufrieden mit den Angeboten der Verwaltung. Der Anteil der Teilnehmer, die mindestens die Note befriedigend vergeben, ist bis zu 20 Prozentpunkte im Vergleich zum Vorjahreswert gesunken. Diese Ergebnisse zeigen den Auftraggebern zufolge, dass die Bürger anspruchsvoller werden und unübersichtliche Webseiten oder komplizierte, teils noch nicht elektronisch abwickelbare Dienste weniger akzeptieren.

Wichtigkeit verschiedener Aspekte beim E-Government

(Bild: egovernment-monitor.de)

Hierzulande kann allein die elektronische Steuererklärung (Elster) mit einem Plus von 2 Prozentpunkten auf 35 Prozent mehr Nutzer gewinnen. Aus Bürgersicht sei dieses Angebot kontinuierlich weiterentwickelt und vereinfacht worden.

Insgesamt nutzen 2013 in Deutschland lediglich 36 Prozent der Befragten E-Government-Dienste. Das sind gegenüber 2012 9 Prozentpunkte weniger. Dabei sind nur 17 Prozent der Nutzer "äußerst zufrieden" mit dem digitalen Rathaus ihrer Stadt – im Vorjahr waren es noch 32 Prozent.

Aspekte des Datenschutzes und der IT-Sicherheit waren in den vergangenen Jahren bereits wichtige Gründe, weswegen Onliner elektronischen Verwaltungsdiensten den Rücken zukehrten. Daran hat sich wenig geändert. Dazu gekommen ist eine deutlich stärkere Angst vor Datenklau: Hierzulande ist diese Furcht um 57 Prozentpunkte auf 61 Prozent nach oben geklettert, in der Schweiz um 38 und in Großbritannien um knapp 60 Prozentpunkte. In Großbritannien und in den USA befürchten mit 67 Prozent die meisten Bürger, dass persönliche Informationen abhanden kommen können. Mangelnde Sicherheit bei der Datenübertragung treibt mehr als die Hälfte aller in den sechs Ländern befragten User um, in Deutschland sind es 67 Prozent.

Angesichts der Resultate machte Robert Wieland, Vizepräsident der Initiative D21 und Geschäftsführer von TNS Infratest, einen "deutlichen Vertrauensverlust in die Sicherheit staatlicher elektronischer Verwaltungsdienste" aus. Er appellierte an Politik und Behörden, diese "alarmierenden Zeichen" ernst zu nehmen und dagegen anzugehen. Diskussionen über Überwachungsskandale sowie Datenweitergabe bei Anbietern von E-Mail-Diensten und sozialen Netzwerken schürten Unsicherheit und Skepsis in allen befragten Ländern, ergänzte D21-Präsidiumsmitglied York von Heimburg. Deutschland habe aber die Chance, "sicheres E-Government als Marke zu etablieren und damit international eine Führungsrolle einzunehmen".

"Wir müssen Cyber-Sicherheit und Datenschutz im E-Government erheblich stärken", räumte die IT-Beauftragte der Bundesregierung, Cornelia Rogall-Grothe, ein. Die digitalen Behördendienste seien zudem an die "neuen Erwartungen" der Nutzer einzustellen, die auf private Webdienste zurückgingen. Die Finanzierungssituation sei im öffentlichen Sektor aber eine "gänzlich andere". (anw)