Neuer Personalausweis: Online-Wahlverfahren gewinnt Wettbewerb zum digitalen Handschlag

Die Bundesdruckerei hat die besten Ideen prämiert, was sich alles mit der eID-Funktion des neuen Personalausweises anfangen lässt.

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Von
  • Detlef Borchers

Die Firma Micromata Polyas hat mit ihrem Konzept für Online-Wahlen mit dem neuen Personalausweis (nPA) den eIDEE-Wettbewerb der Bundesdruckerei gewonnen. Der Publikumspreis ging an den Informatiker Timo Rietzler für seine Beschreibung, wie eine End-to-End-Verschlüsselung von E-Mail mit dem nPA aussehen kann. Zwei Juroren des Wettbewerbs übten zur Preisgala deutliche Kritik am Personalausweisgesetz, das die Innovationen hindere.

Der diesjährige Wettbewerb für die beste Idee, den Personalausweis mit seiner eID-Funktion einzusetzen, erhielt wesentlich mehr Zuspruch als im Vorjahr. 242 Ideen wurden eingereicht, von denen allerdings nur 40 im Rahmen der gesetzlichen Bestimmungen umsetzbar waren. Von diesen 40 schafften es 10 in die Top Ten, unter denen der Publikumspreis vergeben wurde.

eIDEE-Wettbewerb 2013 (6 Bilder)

Alle Preisträger und Juroren

Jury-Vorsitzender Thomas Schildhauer, Leiter des Institute of Electronic Business und Vorsitzender des neu gegründeten deutschen Rates der Internetweisen, übte deshalb deutliche Kritik am Personalausweisgesetz. Dies untersagt die Datenweitergabe über Portale an Dritte, etwa von einem Versicherungsvergleichsportal an eine Versicherung. Schildhauer appellierte an die neue Regierung, diese Beschränkung aufzuheben. Immerhin habe es die Förderung des elektronischen Personalausweises in den schwarz-roten Koalitionsvertrag geschafft, sie müsse nun nur noch praktisch umgesetzt werden.

Ähnlich argumentierte auch Ulrich Hamann, Chef der Bundesdruckerei. Wenn der Ausweis beim Einkaufen im Internet eine Rolle spielen soll, etwa bei der Altersverifikation durch ein Alters-Prüfungsportal, dann müsse das Gesetz geändert werden. "Versuchen Sie, diese Tür geöffnet zu bekommen", ermunterte Hamann die Politiker. Großes Lob hatte Hamann auch für den Sieger des Wettbewerbs übrig.

Die Online-Wahlen, die mit der Polyas-Software und dem nPA sowie der Bundesdruckerei als Wahl-Trustcenter möglich wären, könnten bis zur nächsten Bundestagswahl umgesetzt werden, meinte Hamann. "Die Wahlbeteiligung würde dramatisch in die Höhe schnellen". Hamann forderte das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) auf, die Polyas-Software schnellstmöglich zu zertifizieren.

Zum Hauptpreis gehört, dass die Bundesdruckerei als Sponsor des Preises den Gewinner bei der Umsetzung seiner Idee für den digitalen Handschlag mit "Sach- und Beratungsleistungen" unterstützt. Hiermit dürfte wohl die finanzielle Unterstützung für Rechtsgutachten gemeint sein. Die Idee, den Ausweis bei Wahlen einzusetzen, ist nicht neu, sondern wird seit dem Start der nPA-Auslieferung diskutiert, unter der Maßgabe des Bundesverfassungsgerichtes, dass der Bürger nur an der Wahlurne eine volle Kontrolle über seine Stimmabgabe hat.

Der von der Firma DriveNow gesponserte Publikumspreis wurde digital unter den Top Ten des Wettbewerbes vergeben. 900 Personen votierten per Mail oder online mit der eID-Funktion des Ausweises für Timo Rietzler und seine Idee, den Ausweis für die durchgehende E-Mail-Verschlüsselung einzusetzen. Rietzlers Vorschlag war eine von mehr als zehn Verschlüsselungsvorschlägen, die wohl unter dem Eindruck der NSA-Affäre eingereicht wurden. Seine Idee, bei der asymmetrischen Verschlüsselung der Mail die Bundesdruckerei als "Web-of-Trustcenter" für die öffentlichen Schlüssel mit einzubeziehen, brachte ihn offenbar unter die Top Ten.

Die Schultaschenfirma Ergobag sponserte den neuen Nachwuchspreis des Wettbewerbs. Er ging an eine Projektgruppe der Hochschule Koblenz um ihren Professor Udo Gnasa, das Online-Verfahren entwickeln will, mit denen Studenten alle im Studium nötigen Anmeldungen durchführen will.

Ebenfalls neu im Programm ist ein Innovationspreis für einen Vorschlag, der noch nicht umgesetzt werden kann, aber zukunftsweisend ist. Der von der biw-Bank gesponserte Preis ging an den Software-Entwickler Florian Müller von der Firma Bitloft für seine Anregung, einen "eID-Baukasten" in das Open Source-System Typo 3 zu integrieren. Auf diese Weise könnten alle mit Typo 3 arbeitenden Entwickler bei Bedarf Webseiten bauen, die den elektronischen Personalausweis unterstützen. (anw)