Industrie 4.0: Große Koalition will Digitalisierung "klassischer Industrien" vorantreiben

Mehr Vernetzung, mehr Informationstechnik, mehr Automatisierung: Produktivitätszuwächse von bis zu 50 Prozent werden Unternehmen in Aussicht gestellt, wenn sie ihre Fabriken fit für die Zukunft machen. Doch hinter Industrie 4.0 steckt noch viel mehr.

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Von
  • Peter-Michael Ziegler

Der Maschinen- und Anlagenbau hat eine große Bedeutung für die deutsche Wirtschaft. 2012 wurden in dem Segment mit fast einer Million Beschäftigten rund 200 Milliarden Euro umgesetzt. Gut drei Viertel der deutschen Maschinenproduktion gehen ins Ausland; ein Anteil von rund 16 Prozent am Welthandel macht die Branche zum globalen Marktführer.

Doch die Konkurrenz schläft nicht. China beispielsweise hat sich in der Rangliste der erfolgreichsten Maschinenexporteure inzwischen auf Platz drei vorgeschoben und belegt in mehreren Untersparten sogar Rang eins. Will Deutschland sich im Wettbewerb auch weiterhin behaupten, müssen die Maschinen- und Anlagenbauer potenziellen Kunden Mehrwerte schmackhaft machen, die sich beim Kauf neuer Maschinen oder Fabrikanlagen "Made in Germany" auszahlen.

Das Zauberwort dafür heißt Industrie 4.0. Gemeint ist eine neue Qualität von Automation und hoher Produktionsflexibilität mithilfe von cyber-physischen Systemen (CPS), bei der bislang starre Produktionsstrukturen aufgelöst und durch ITK-basierte Lösungen ersetzt werden, die einen hohen Vernetzungsgrad aller beteiligten Komponenten und Fertigungsebenen aufweisen. Im Koalitionsvertrag für die 18. Legislaturperiode taucht der Begriff Industrie 4.0 insgesamt viermal auf.

So wird unter anderem auf Seite 19 recht schwammig formuliert, man wolle "das Feld Industrie 4.0 aktiv besetzen", um "die Technologieführerschaft im Maschinenbau zu erhalten". Übersetzt heißt dies, die neue Bundesregierung will den Maschinen- und Anlagenbau dabei unterstützen, neue Produktionsstandards und Normen zu definieren, die auf einer tiefen Verzahnung von Maschinenbau, Elektrotechnik und Informatik beruhen. Ziel ist die Festigung der Position der deutschen Wirtschaft auf dem Weltmarkt.

Mit dem sogenannten Internet der Dinge ist im Koalitionsvertrag zudem eines von mehreren Buzzwords aus dem Industrie-4.0-Umfeld verankert. Dahinter steht die Idee, sämtliche physischen Objekte mit digitaler Intelligenz miteinander zu vernetzen – und das nicht nur in der industriellen Produktion, sondern auch in anderen "soziotechnischen Bereichen" wie Smart Citys, der Elektromobilität, Telematiknetzen zur Verkehrssteuerung, neuen elektronischen Gesundheits- und Medizinsystemen oder auch intelligenten Energienetzen.

Einen ausführlichen Bericht zu den technischen, politischen und gesellschaftlichen Hintergründen von Industrie 4.0 bringt c't in der kommenden Ausgabe 26/13, die ab Montag (2. Dezember) am Kiosk erhältlich ist.

  • "Losgröße 1 – wie IT die industrielle Produktion revolutionieren soll" (c't 26/13, S. 82)

(pmz)