Evernote-Gründer: NSA-Problem wäre in wenigen Monaten lösbar

Die Internet-Branche wettert öffentlich gegen die Spionage von Geheimdiensten. Der Chef des beliebten Speicherdienstes Evernote vertraut dennoch auf die Politik. Er erwartet schon bald neue Regeln für die Geheimdienste.

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Von
  • dpa
NSA-Skandal

Die NSA, der britische GCHQ und andere westliche Geheimdienste greifen in großem Umfang internationale Kommunikation ab, spionieren Unternehmen sowie staatliche Stellen aus und verpflichten Dienstleister im Geheimen zur Kooperation. Einzelheiten dazu hat Edward Snowden enthüllt.

Der Gründer des Online-Speicherdienstes Evernote, Phil Libin, hält das Problem der Internet-Überwachung durch die NSA binnen weniger Monate für lösbar. "Wir leben in einer Demokratie, wir müssen unserer Regierung sagen, was wir wollen – und sie muss das tun", sagte Libin der dpa am gestrigen Dienstag auf der Internet-Konferenz LeWeb in Paris. Er rechne innerhalb von sechs Monate mit einer neuen gesetzlichen Regelung, die die Massenüberwachung einschränkt.

Die Diskussion um Internet-Überwachung sei einfach noch nie geführt worden. "Das Gute daran ist, dass wir diese Debatte jetzt haben, während die Cloud-Wirtschaft erst am Anfang steht – und nicht in zehn Jahren." Das Vertrauen müsse wiederhergestellt werden. "Es ist entscheidend für das Geschäft der Online-Branche, dass sie die verlorene Unschuld wiedergewinnt", sagte Libin.

Evernote ist ein Online-Speicherdienst, in dem Nutzer von Kontaktdaten über Internet-Links bis hin zu Kochrezepten alle möglichen Informationen ablegen können. Mehr als 50 Millionen Menschen nutzen nach Unternehmensangaben den Dienst. Geld verdient das kalifornische Unternehmen mit Bezahlangeboten wie zusätzlichem Speicherplatz. Evernote unterstütze den Aufruf der großen Internet-Konzerne um Apple, Google, Facebook und Microsoft für eine Reform des Überwachungsapparats, sagte Libin. "Wir hätten auch unterzeichnet, wenn sie uns mit ins Boot genommen hätten." (mho)