Dringeblieben!

Smartphones und Tablets übernehmen zunehmend PC-Aufgaben. Da liegt es nahe, dort erstellte Ergebnisse direkt zu Papier zu bringen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 5 Kommentare lesen
Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Thomas Künneth

Die schnelle Retusche der Geburtstagsfotos, das Korrigieren der letzten Tippfehler und das abschließende Überprüfen einer Präsentation lassen sich inzwischen auch mit Tablets und Smartphones erledigen. Nur beim Drucken musste man bisher Umwege gehen.

Sucht man nach einem geeigneten Drucksystem für Android, stößt man zuerst auf Googles Cloud Print. Das Konzept: Benutzer registrieren ihre Drucker in Googles Cloud und können ihn dann von überall aus erreichen – ein Google-Konto vorausgesetzt.

In Betracht kommen klassische oder spezielle, Cloud-fähige Drucker. Letztere stellen eine direkte Verbindung mit dem Internet her und lassen sich ohne Rechner verwenden. Klassische Drucker dagegen sind mit einem Rechner verbunden, an den der Google Cloud Print Connector die Druckaufträge weiterreicht, solange der beim Dienst registrierte Benutzer an seinem Rechner angemeldet ist. Andernfalls wird der Auftrag in eine Warteschlange gestellt und später abgearbeitet.

Bis Android 4.3 musste man dazu die App Google Cloud Print herunterladen. Sie erweitert das Teilen-Menü der Apps. Nach der Auswahl des Cloud-Druckers erscheint eine Konfigurationsseite, in der man grundlegende Eigenschaften wie Auflösung, Anzahl der Kopien, Papierformat oder Ausrichtung festlegt.

Für größere Firmen ist es keine Option, interne Druckaufträge über Googles Cloud zu leiten. Aber auch kleinere Betriebe sollten sich ins Gedächtnis rufen, dass eventuell sensible Daten im Spiel sind – sowohl Metainformationen als auch die Dokumente selbst.

Google gibt zwar an, eine Kopie jedes Dokuments nur für den Zeitraum des Ausdrucks vorzuhalten. Wie alle Daten auf einem Server lassen sich diese aber auswerten. Die Firma beteuert, Dokumente streng vertraulich zu behandeln. Allerdings kann sich ein US-Unternehmen gegen einen Behördenzugriff nicht wehren. Ein weiterer Unsicherheitsfaktor ist der Weg zwischen Googles Servern und den eigenen Geräten. Klar ist: Sammelwütige Organisationen können jedes Byte im Internet abfangen, speichern und analysieren.

Wer sich gegen Google Cloud Print oder vergleichbare Dienste entscheidet, findet im Play Store eine reiche Auswahl an Alternativen. Hier muss man unterscheiden zwischen herstellerspezifischen und -unabhängigen Apps: Alle großen Hersteller von Druckern und modernen Multifunktionsgeräten haben Apps mit Treibern für die eigene Geräteflotte im Play Store.

In der Regel ruft man die App nach dem Einrichten auch zum Drucken auf und wählt dort den Dokumententyp. Neben Fotos bringen die herstellereigenen Apps oft Webseiten, Office-Dateien sowie PDFs zu Papier und unterstützen modellspezifische Funktionen wie das Scannen. Da Android lange Zeit über keine systemweite Drucken-Funktion verfügte, ist die Dokumentauswahl in jeder App unterschiedlich gelöst. Oft ruft die App dann die für den Dokumententyp zuständige App auf, etwa den Browser für Webseiten oder den Image Viewer bei Bildern. Viele integrieren sich aber auch in das Teilen-Menü.

Vor allem sollte man darauf achten, dass die Apps ausschließlich übers lokale Netz auf die Drucker zugreifen und die Daten nicht durchs Internet schicken. Einige Druckerhersteller setzen nämlich ähnlich intensiv auf das Internet wie Google Cloud Print. Ob die drahtlose Kommunikation ausschließlich innerhalb des eigenen, abgeschotteten Netzes bleibt, muss man den oft unklaren Beschreibungen des Herstellers entnehmen. Dass es auch anders geht, beweist ausgerechnet Apple: Die iOS-Technik AirPrint ist auf lokale Drahtlosnetzwerke beschränkt und kommt daher ohne die Cloud aus.

Wem die Strategie von Google und Druckerherstellern zu unsicher ist, sollte ausschließlich über eigene Print-Server drucken, die im Fall von Netzwerkdruckern integriert oder vorgeschaltet sind. Unglücklicherweise existieren eine Reihe von Protokollen, unter anderem SMB, IPP und LPD/LPR. Welche Protokolle der jeweilige Drucker versteht, verrät im Zweifelsfall das Handbuch. Anschließend kann man im Play Store nach dem gewünschten Protokoll suchen.

Einfacher gestaltet sich das Anbinden an Drucker mit dem aktuellen Android 4.4, mit dem ein eigenes Druck-Framework Einzug hält. Apps können damit beliebige Inhalte zu Papier bringen. Dem Entwickler stellt die neue Programmierschnittstelle eine Reihe von Funktionen zur Verfügung, um PDFs mit Standard-Zeichenroutinen zu erzeugen. Da eine App weiß, wie sie ihre Inhalte auf dem Bildschirm ausgibt, ist der Weg zu einem gedruckten Dokument nicht weit.

Für den Benutzer heißt das: Googles Cloud Print und HPs ePrint sind nun integriert, andere herstellerspezifische Apps muss er wie gehabt nachladen. Eine Reihe Apps, die den Dienst nutzen, liefert Google ebenfalls mit: Chrome, Drive, Gallery und Quickoffice. Ihr Menü besitzt in der neuen Version einen Print-Eintrag. Der Anwender kann dort über Standarddialoge Drucker auswählen, Papiergrößen einstellen und Aufträge verwalten.

Druckerhersteller können über das neue Framework erweiterte Gerätefunktionen in das System integrieren. Den eigentlichen Druckvorgang einschließlich der Kommunikation mit der Hardware übernehmen die von den zu installierenden Apps mitgebrachten Dienste.

arbeitet als Anwendungsarchitekt in einer großen Behörde.

Alle Links: www.ix.de/ix1401152 (sun)