Alternatives Linux-System fĂĽr Nokias Internet-Tablets

Der fünfte Code-Sprint des Mer-Projekts, das sich mit der Entwicklung eines alternativen Mobile-Linux-Systems für Handheld-Computer wie den Nokia Internet-Tablets beschäftigt, endete erstmals ohne Release der nächsten Version.

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Das Mer-Projekt hat den fünften Code-Sprint, einer Art Entwicklerwettbewerb, der seit dem 18. Januar regelmäßig alle zwei Wochen eine neue Version hervorgebrachte, heute für beendet erklärt. Das gesteckte Ziel, die offizielle Freigabe der Version 0.10 der Mobile-Linux-Distribution für Nokia Internet-Tablets, wurde allerdings nicht erreicht -- Interessenten müssen also weiterhin auf die Version 0.9 von Anfang März zurückgreifen.

Ursprünglich wollte das Mer-Projekt die noch in diesem Jahr erwartete Version 5 von Nokias Maemo-Plattform, die lediglich zukünftige Nokia Internet-Tabletts mit OMAP-3-Prozessor unterstützen soll, auch auf die bereits verfügbaren Nokia-Geräte der Serien 770, N800 und N810 mit OMAP-2-Prozessoren portieren. Inzwischen hat sich daraus jedoch eine eigenständige Linux-Distribution auf der Basis der ARM-Portierung des für Ende April erwarteten Ubuntu 9.04 alias Jaunty Jackalope entwickelt, die um etliche Open-Source-Elemente aus Maemo erweitert wurde. Zudem versuchen die Entwickler, auch nicht offengelegte Teile wie proprietäre Treiber für die Grafikbeschleunigung und Firmware-Dateien zu integrieren. Gegenwind von Nokia haben die Mer-Entwickler dabei offenbar nicht zu befürchten; der Hersteller hilft nach Auskunft des Projekts vorbehaltslos gerade im Bereich der Closed-Source-Software. Dennoch ist Mer nicht auf die Nokia Internet-Tablets beschränkt, sondern soll eine offene Plattform auch für andere ARM-basierte Handheld-Computer werden.

Insgesamt orientiert sich Mer viel mehr an einer Desktop-Distribution denn an einem Embedded-System wie die Maemo-Plattform. Dementsprechend findet man bei Mer an vielen Stellen die Original-GNU-Tools anstelle von Busybox. Dennoch wird auch das Hildon-Toolkit, das Maemo-Applikationen standardmäßig verwenden, weiterhin angeboten. Da Mer wie Ubuntu und auch die Maemo-Plattform das Debian-Paketformat verwenden, lassen sich viele Maemo-Applikationen nach Angaben der Mer-Entwickler auch problemlos unter Mer installieren und verwenden. Zudem lässt sich mit dem Bootloader jederzeit zwischen Mer und Maemo umschalten, sofern man Mer auf einer Flash-Karte installiert und nicht direkt im Flash des Internet-Tablets.

Derzeit ist die Installation je nach Gerät noch sehr aufwendig, eine Anleitung findet sich in den Release-Informationen zur noch immer aktuellen Version 0.9. Der nächste und zugleich letzte Code-Sprint zur Version 0.11 endet am 30. März. Nach einer einwöchtigen Finalisierungs-Phase soll dann am 6. April die stabile Version 0.12 erscheinen, die sich dann auch wesentlich einfacher auf den verschiedenen Tabletts installieren lassen soll als derzeit. (mid)