Türkisches Gericht blockiert Zugang zur Webseite von Richard Dawkins

Ein türkischer Kreationist fühlte sich durch den bekannten Evolutionstheoretiker beleidigt.

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Von
  • Florian Rötzer

Ein türkisches Gericht hat den Zugang zur Webseite von Richard Dawkins (richarddawkins.net) sperren lassen. Grund ist eine Klage des kreationistischen Autors Adnan Oktar, der unter den Namen Harun Yahya unentwegt und in zahlreichen Sprachen Filme, Bücher und Artikel auf Webseiten gegen die Evolutionstheorie publiziert.

2006 und 2007 hat Oktar - wer weiß mit welchen Geldern? - mit seinem kiloschweren "Atlas der Schöpfung" Wissenschaftler, Journalisten und Redaktionen in vielen Ländern bombardiert. Mit dem reich bebilderten Werk wollte Oktar erneut den islamischen Glauben gegen die vermeintlichen Irrtümer der Darwinisten verteidigen und mit vielen Bildern von Fossilien "beweisen", dass die Evolutionstsheorie "ein groß angelegter Schwindel ist, eine der größten Betrügereien der Wissenschaftsgeschichte". Ähnlich wie die fundamentalistischen Christen in den USA und anderswo den Wortlaut der Bibel als bare Münze nehmen, macht dies Oktar mit dem Koran.

Auf Richard Dawkins Webseite habe man ihn und sein Werk "beleidigt", führte Oktar vor Gericht an. Offenbar war das Gericht überzeugt und ließ am 3. September den Zugang sperren. Dawkins hatte in einem Artikel einige der Argumente von Yahya zerplückt und dem Autor Dummheit bescheinigt. Dem Guardian sagte Oktars Sekretär, dass man nicht gegen Meinungsfreiheit sei, aber man dürfe Menschen nicht beleidigen.

Das mag man nicht recht glauben, schließlich hatte Oktar letztes Jahr vergeblich versucht, die türkische Version des Dawkins-Buchs "Der Gotteswahn" verbieten zu lassen. Dafür hat er schon einmal die Sperrung des Zugangs zu Wordpress.com und zu Google Groups erreicht. In der Türkei werden nach der Einführung eines neues Internetgesetzes im letzten Jahr häufig Webseiten zensiert und der Zugang zu ihnen gesperrt. (fr)