Zündstoff auf dem Wohnungsmarkt im Silicon Valley

Demonstranten, die ihre Wohnungen an Mitarbeiter von Unternehmen aus dem Silicon Valley verloren haben, blockierten am Freitag Autobusse, die Mitarbeiter von Apple beziehungsweise Google zur Arbeit bringen sollten.

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Demonstranten haben am Freitag in San Francisco und Oakland drei Autobusse blockiert, die Mitarbeiter von Apple beziehungsweise Google zur Arbeit im Silicon Valley bringen sollten. Bei einem Bus wurde eine Fensterscheibe demoliert. Google-Mitarbeiter Craig Frost hat von dem Vorkommnis Fotos veröffentlicht. Ursache der Proteste sind soziale Spannungen im Allgemeinen und stark gestiegene Wohnungsmieten im Besonderen.

Da es keinen Mieterschutz gibt, können Vermieter die Verträge kündigen und die Wohnungen deutlich teurer neu vermieten. Die neuen Bewohner sind häufig Mitarbeiter von IT-Unternehmen aus dem Silicon Valley. Gegen sie und ihre Arbeitgeber richtet sich der Zorn der nunmehr Wohnungslosen. Sie haben schon bisher in "billigen" Gegenden gewohnt und können sich die höheren Preise nicht leisten, auch wenn sie ein geregeltes Einkommen haben. Besonders hart trifft der Verlust der Wohnung Senioren und Menschen mit Behinderungen.

Ein Nebenschauplatz war Kritik an den nicht-öffentlichen Busverbindungen selbst. Die größeren Arbeitgeber im Silicon Valley haben jeweils eigene Linien eingerichtet, die ihren Mitarbeitern einen umweltfreundlicheren Weg in die Arbeit eröffnen. Diese privaten Autobusse bleiben an einzelnen Haltestellen des öffentlichen Nahverkehrs stehen, ohne dafür zu bezahlen oder eine Genehmigung zu haben. Die Kommunen sind grundsätzlich froh über die Shuttlebusse, weil sie zahlreiche PKW von der Straße holen.

Sogar mit Googlebus ist Frost täglich vier Stunden unterwegs. "Ich fahre eine Stunde mit dem Auto um in Oakland zu parken, und fahre (von dort mit dem Googlebus) noch eine Stunde zur Arbeit", beschrieb Frost seinen Arbeitsweg auf Twitter, "Ich kann es mir nicht leisten, näher zu wohnen."

Der Zorn der Wohnungslosen, die zuvor in "billigen" Gegenden gewohnt haben, richtet sich gegen Mitarbeiter von Unternehmen aus dem Silicon Valley. Sie können die sprunghaft gestiegenen Mieten nicht mehr aufbringen, selbst wenn sie ein geregeltes Einkommen haben.

(Bild: Craig Frost)

In einem Flugblatt, mit dem die Fahrgäste zur Aufgabe ihres Arbeitsplatzes und zum Verlassen der Stadt aufgefordert wurden, hieß es: "Die Leute außerhalb von Google servieren Ihnen Kaffee, passen auf Ihre Kinder auf, haben Sex mit Ihnen gegen Bezahlung, bereiten Ihr Essen zu und werden aus ihren Wohnvierteln vertrieben." Die Demonstranten forderten unter anderem leistbares Wohnen und ein Ende von Delogierungen. Es waren auch banale Transparente zu sehen, die Firmennamen mit Kraftausdrücken verbanden.

San Francisco hat Twitter mit Steuervorteilen gezielt in ein weniger prosperierendes Stadtviertel gelockt, um das Gebiet aufzuwerten. Das Projekt war erfolgreich. Die dadurch gestiegene Nachfrage nach Immobilien in dem Stadtviertel ist aber nicht für alle Bürger eine gute Nachricht. (dz)