Queen begnadigt Alan Turing

Knapp 60 Jahre nach seinem Tod erhält der britische Mathematiker eine formale Vergebung. Turing war 1952 wegen Homosexualität verurteilt worden, unterzog sich einer chemischen Kastration und beging vermutlich als Folge davon Suizid.

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Die britische Königin Elisabeth II. hat den Mathematiker Alan Turing posthum begnadigt. Damit folgt sie einer Bitte des britischen Justizministers Chris Grayling, der wiederum auf eine Kampagne reagierte, die eine "formale Vergebung" für Turing gefordert hatte. Zu den Unterstützern gehört der Astrophysiker Sir Stephen Hawking.

Alan Turing, hier auf einem neuen Porträt der englischen Malerin Maxime Xavier.

(Bild: Maxime Xavier)

"Alan Turing war ein außergewöhnlicher Mensch mit einem brillianten Geist", sagte Grayling laut einer Mitteilung. Mit diesem sei er während des Zweiten Weltkrieg maßgeblich daran beteiligt gewesen, den Enigma-Code der Deutschen zu knacken, damit den Krieg zu beenden und tausende Menschenleben zu retten. Premierminister David Cameron hob hervor, dass Turing als Wegbereiter der modernen Informatik gilt.

Viele theoretische Grundlagen heutiger Computertechnik und Informatik gehen auf Alan Turing zurück, unter anderem legte er 1936 mit seiner Arbeit "On Computable Numbers" den Grundstein der heutigen Informatik. 1952 wurde Turing wegen der damals in Großbritannien verbotenen Homosexualität verurteilt. Er verlor seinen Status als Geheimnisträger und konnte nicht mehr für den Geheimdienst GCHQ arbeiten. Um dem Gefängnis zu entgehen, unterzog sich Turing einer chemischen Kastration. 1954 beging Turing vermutlich als Folge dieser Zwangsbehandlung Suizid.

Der damalige Premierminister Gordon Brown entschuldigte sich zwar 2009 für die damalige Behandlung Turings, nahm aber nicht Bezug auf den juristischen Begriff des "Verbrechens". Im Februar 2012 scheiterte eine Petition mit 23.000 Unterschriften mit der Bitte um eine formelle Entschuldigung an Turing. Die britische Regierung meinte, der Fall sei zwar "schockierend", eine Entschuldigung aber nicht angemessen, da das, wofür Alan damals verurteilt wurde "zu dieser Zeit eine Strafttat war".

Normalerweise gewährt die Queen eine posthume Begnadigung nur, wenn der Betreffende unschuldig ist oder wenn eine verwandte oder bevollmächtigte Person sie beantragt. In diesem Fall macht die Königin wegen der "außerordentlichen Leistungen" Turings eine Ausnahme, wie Grayling erläutert. (anw)