30C3: Die Künstler und die Hacker

Die Technik in unserem Alltag zu verstehen, fortzuentwickeln und zu manipulieren ist nicht nur die Beschäftigung von Hackern, auch zahlreiche Künstler widmen sich diesem Teil des gesellschaftlichen Zusammenlebens.

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Von
  • Torsten Kleinz

Die Technik in unserem Alltag zu verstehen, fortzuentwickeln und zu manipulieren ist nicht nur die Beschäftigung von Hackern, auch zahlreiche Künstler widmen sich diesem Teil des gesellschaftlichen Zusammenlebens. Auf dem dem 30C3 im Hamburger Congress Centrum stellen verschiedene Medienkünstler ihre Arbeiten mit Bezug zu digitaler Kommunikation vor.

"Wir haben das Problem, dass wir die Funktionsweise unserer technisierten Umgebung nicht mehr verstehen", erklärte der in Berlin lebende Künstler Julian Oliver. Zusammen mit Kollegen hat er deshalb das Critical Engineering Manifesto entworfen, das Technik als Sprache versteht, die unser Leben und Denken grundlegend wandelt: "Deshalb versteht der Critical Engineer es als Aufgabe, diese Sprache und ihre missbräuchliche Anwendung eingehend zu studieren", heißt es in dem Manifest.

Die aktive Beschäftigung mit dieser Sprache sei durch die zunehmende Unsichtbarkeit der Technik immer notwendiger. Als Beispiel verwies Oliver auf ein Grammophon, dessen Funktionsweise für den Nutzer von der Kurbel bis zum Schalltrichter sehr transparent war, während Geräte wie ein iPod Nano von kaum jemandem mehr verstanden werden könnten. "Die meisten kennen die Geräte nicht, neben denen sie schlafen oder die sie in ihren Taschen herumtragen", erklärt Oliver. Der Künstler sieht es deshalb als notwendiges Recht, dass Nutzer die von ihnen gekauften Geräte öffnen und untersuchen können. "Wir brauchen das Recht zu lesen, zu schreiben und auszuführen", beschreibt Oliver seine Mission.

Um den Menschen die Natur der Technik in ihren Taschen näher zu bringen, manipulieren Oliver und seine Kollegen die Kommunikationswege. So wurden bei dem Projekt Packetbrücke die Signale von WLAN-Accesspoints von einem Ort zu einem anderen gespiegelt. Folge: Die Smartphones in der Umgebung orten sich plötzlich in der Nachbarschaft der Ursprungssignale, da sie diese zur energiesparenden Ortung nutzen. Ein anderes Projekt Olivers ist radikaler: Der GSM-Jammer in Form eines Spielzeugpanzers blockiert die Mobilfunkkommunikation im Umkreis von bis zu 15 Metern.

Dass Medienkunst und Hackertum nicht weit auseinander liegen, zeigt auch Olivers Projekt Transparency Grenade. Der Minicomputer im Handgranaten-Design liest den drahtlosen Datenverkehr in seiner Umgebung mit, fischt Daten wie JPG-Dateien oder unverschlüsselte E-Mail-Fragmente aus dem Datenstrom und veröffentlicht sie auf einer Karte. Auf den CCC-Kongressen wurde diese Spielart schon seit Jahren praktiziert – allerdings veröffentlichen die Hacker mit Vorliebe unverschlüsselt versandte Passwörter auf einem möglichst großen Screen. (hos)