iPhone kann ab Sommer auch Push und Copy & Paste

Die nächste Generation der iPhone-Software soll ab Sommer mit mehr Bluetooth, offener Kartenanwendung sowie Grundlagentechniken wie Copy & Paste oder MMS aufwarten

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Von
  • Andreas Beier

Die Apple-Manager Scott Forstall und Greg Joswiak haben am heutigen Dienstag in Cupertino geladenen Gästen einen ersten Einblick auf das im Sommer erscheinende iPhone OS 3.0 gewährt. Wann genau das neue Betriebssystem erhältlich sein soll, verrieten die beiden nicht. iPhone-Besitzer erhalten das neue System kostenlos, für iPod-touch-Nutzer soll es 10 US-Dollar kosten.

Insgesamt soll das iPhone OS 3 über 100 neue Funktionen mitbringen, das dazu passende SDK soll Entwicklern mehr als 1000 neue Routinen bieten. Programmierer sollen eine Beta-Version ab sofort herunterladen können, Apple hofft auf eine Beteiligung an dieser Beta-Phase.

Von Anwendern sehnlich erwartet wurde Copy & Paste. In Version 3 kennt nun auch das iPhone diese Grundlagentechnik der Informationsverarbeitung. Kopiert wird unter Zuhilfenahme zweier Icons, zum Einfügen genügt doppeltes Tippen. Rückgängig machen lässt sich das iPhone-typisch durch Schütteln des Geräts. Kopieren und Einfügen funktioniert in allen Anwendungen und ist nicht auf Text beschränkt, es klappt auch mit Bildern.

Bluetooth will Apple im neuen iPhone OS bestens unterstützen. Via Bonjour sollen ohne Konfiguration sogar spontane Netzwerkverbindungen zu anderen iPhones per Bluetooth möglich sein. Die Anbindung eines Blutzuckermessgeräts ist ebenso möglich wie die Kopplung von Stereo-Kopfhörern, die sich allerdings nicht mit iPhones der ersten Generation verstehen.

Die Funktionen der Kartenanwendung legt Apple ebenfalls für Entwickler offen, sie können diese nun einfacher in eigene Anwendungen integrieren. Google liefert wie bisher das Datenmaterial, Entwickler können jedoch eigene Karten integrieren. Die Lizenzbestimmungen des SDK will Apple so ändern, dass sich damit auch echte Navigationslösungen erstellen lassen.

Die bereits seit langem angekündigten Push Notifications, Apples Ersatz für im Hintergrund weiterlaufende Programme, sollen nun fertig sein. In Tests will Apple festgestellt haben, dass Hintergrundprozesse die Akkulaufzeit um bis zu 80 Prozent verkürzen, mit Push Notifications seien es aber nur etwa 23 Prozent. Mit der Technik muss ein Programm nicht ständig nachfragen, ob ein Ereignis auf einem Server eingetreten ist – etwa eine neue E-Mail oder Kurzmitteilung – sondern wird vom Server automatisch informiert.

Der von Mac OS X bekannte zentrale Suchdienst Spotlight hält Einzug auf dem iPhone. Er erlaubt etwa das Durchsuchen von Adressbuch, E-Mails und Kalender – der unterstützt fortan auch CalDAV-Server und Microsoft Exchange – kann aber auch die Datenformate anderer Programme lernen. Praktisch (weil die Tastatur dann mehr Platz für größere Tasten hat) auch die Unterstützung für das Querformat in allen mitgelieferten Anwendungen, etwa Mail oder Notizen, die iTunes zukünftig auch synchronisiert. Der mobile Webbrowser Safari bekommt eine Anti-Pishing-Funktion.

Neu sind auch die MMS-Fähigkeiten des Systems. In der SMS-Anwendung gibt es nun ein Kamerasymbol zum Aufnehmen von Fotos, es lassen sich aber auch Sprachnotizen und der eigenen Standort versenden. Ein netter Gag am Rande: Schüttelt man das iPhone während des Abspielens von Musik, wechselt es zu einem zufällig ausgewählten Titel.

Apple wird auch zukünftig mit 30 Prozent an jeder verkauften Anwendung beteiligt sein, will aber den App Store um neue Geschäftsmodelle erweitern. Damit soll es möglich sein, Inhalte für E-Book-Reader oder Städteführer nachträglich zu kaufen, aber auch weitere Levels, Funktionen, Spielzeuge oder Waffen für Spiele, gezeigt anhand der Simulation Sims 3.0, dem virtuellen Hund Touch Pet oder dem Egoshooter LiveFire. Wie das Verfahren im Detail aussehen soll, ließen Forstall und Joswiak offen. (adb)