Kernel-Log: Kernel-Summit-Infos und Plumbers-Keynote online, Neues vom e1000e-Problem

LWN.net-Berichte vom kürzlich abgehaltenen Kernel Summit öffentlich zugänglich; Entwickler sind der Ursache für zerstörte Intel-PCIe-Netzwerkhardware auf der Spur; Canonical/Ubuntu-kritische Keynote von Linux Plumbers Conference als Video veröffentlicht

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Lesezeit: 6 Min.
Von
  • Thorsten Leemhuis

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Nachdem die zwei Kernel-Logs der vergangenen Woche (1, 2) die wichtigsten Informationen aus den zu der Zeit nur für Abonnenten zugänglichen LWN.net-Berichten zum Kernel Summit 2008 zusammengefasst haben, sind die LWN.net-Artikel nun frei verfügbar für all jene, die es ganz genau wissen wollen. Andere Informationsquellen von der nur für geladene Kernel-Entwickler offenstehende Konferenz sind weiter rar.

Auf der Linux-Kernel Mailing List (LKML) zeigen sich indes erste Resultate der Entwicklerkonferenz. So hatten die Kernel-Hacker beschlossen, den Entwicklerzweig Linux-Staging stärker einzubinden. Die ersten Schritte dazu setzt der Staging-Verwalter Greg Kroah-Hartman mit einer als RFC an die LKML gesendeten Patch-Serie nun um.

Demnach sollen bislang im separat verwalteten Staging-Zweig enthaltene und für die vollwertige Aufnahme in den Kernel noch nicht ausreichend gereifte Treiber nun in das Verzeichnis drivers/staging/ des Hauptentwicklungszweiges umsiedeln. Das soll den Kernel-Entwicklern nicht nur helfen, diese Treiber besser im Auge zu behalten, sondern die Hacker auch zum Verbessern der Treiber animieren. Das Flag TAINT_CRAP soll Kernel mit solchen Treibern kennzeichnen, damit Entwickler keinen Fehlerberichten von Systemen nachgehen, wo solch ein "mistiger" Treibern aktiv war.


Zahlreiche Kernel- und Distributionsentwickler beschäftigen sich derzeit fieberhaft mit dem Treiber e1000e und dem mit ihm in Verbindung stehenden Problem, das PCI-Express-Gigabit-Netzwerkchips von Intel unbrauchbar machen kann. Bislang scheint weder eine Lösung noch die genaue Ursache für das Überschreiben der Daten im EEPROM der Netzwerkchips gefunden zu sein – kein Wunder also, dass sich die in verschiedenen Medien, Blogs, Bug-Trackern und Mailinglisten-Posts zu findenden Informationen teilweise widersprechen.

Zahlreiche Distributionen haben den im Wesentlichen von Intel-Entwicklern programmierten und gewarteten Treiber aber aus Sicherheitsgründen in ihren Entwicklerzweigen vorerst deaktiviert. Intel-Mitarbeiter Jesse Brandeburg empfiehlt Anwendern zudem nachdrücklich, den EEPROM-Inhalt in eine Datei zu sichern – ein Programm, mit dem diese Daten im Fehlerfall wieder zurückgespielt werden können, befindet sich in Entwicklung. Von Reparaturversuchen mit dem Intel Boot Agent Utility wird nachdrücklich abgeraten.

Relativ viel Einigkeit herrscht in den Berichten auch darüber, dass der Fehler nur mit Vorabversionen von Linux 2.6.27 auf Mainboards auftritt, die die Netzwerkfunktionen der Intel-Southbridges ICH8 und ICH9 nutzen. Die Diskussionen auf der LKML deuten allerdings darauf hin, dass es nicht unbedingt ein Fehler im Treiber sein muss, der das Problem auslöst; die Fehlerbeschreibungen betroffener Anwender deuten vielmehr darauf hin, als hätten vielleicht der X-Server, andere hardwarenahe Userspace-Programme oder die noch recht junge PAT-Unterstützung möglicherweise (Mit-)Schuld. Bei der Menge an Kernel-Hackern, die sich mit dem Problem beschäftigen, dürfte die genaue Ursache und anschließend wohl auch eine Lösung bald gefunden werden – Kernel- und X-Hacker Dave Airlie hat sein Notebook bei den Tests allerdings fürs Erste in einen Briefbeschwerer verwandelt.


Die von Greg Kroah-Hartman vor einer Woche gehaltene und vieldiskutierte Keynote zur Eröffnung der Linux Plumbers Conference ist nun als Video auf Google Video verfügbar. In dieser im Kernel-Log bereits erwähnten Keynote hatte der bekannte Kernel-Hacker den Ubuntu-Sponsor Canonical und dessen Mitarbeiter deutlich für ihre mangelnde Mitarbeit am Linux-Kernel und anderer Basis-Software einer Linux-Distribution kritisiert. In seinem Blog geht er auf den Vortrag noch mal näher ein, nachdem er dort vergangene Woche bereits die Präsentationsfolien veröffentlicht hatte. Die Ubuntu-Entwickler haben derweil den schon länger vorbereiteten Ubuntu Upstream Report gestartet, der dabei helfen soll, Ubuntu-Fehler auch an die Upstream-Projekte weiterzuleiten – Ubuntu-Entwickler Jorge erklärt die Hintergründe und Ziele des Reports in seinem Blog.

Kernel-Log-Staccato

  • Neil Brown hat eine frühe Vorabversion von mdadm 3.0 veröffentlicht; mit ihr lässt sich nun ähnlich wie mit Dmraid und Zusatz-Patches auf einen RAID-5-Verbund zugreifen, der mit den RAID-Funktionen aktueller Intel-Southbridges angelegt wurde.
  • Nachdem immer wieder Fragen um die Einhaltung der GPL beim ESX Server von VMware auftauchen, hat VMware laut Recherchen von Cnet nun in seiner neusten Aktionärsmitteilung explizit auf die Nutzung von Open-Source-Software und die Gefahr von Klagen hingewiesen.

Weitere Hintergründe und Informationen rund um Entwicklungen im Linux-Kernel und dessen Umfeld finden sich auch in den vorangegangen Ausgaben des Kernel-Logs auf heise open:

Ältere Kernel-Logs finden sich über das Archiv oder die Suchfunktion von heise open.

(thl)