Mitgeschnittener Notruf im Internet bringt Polizei in Bedrängnis

Der Datenschutzbeauftragte will wissen, wie ein vor 3 Jahren mitgeschnittener Anruf bei der Mannheimer Polizei, bei dem eine Frau mit deftigen Beschimpfungen eine Ruhestörung meldet, so lange gespeichert werden und ins Internet gelangen konnte.

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  • dpa

Ein mitgeschnittener und veröffentlichter Notruf hat für die Mannheimer Polizei voraussichtlich ein juristisches Nachspiel. Durch den Anruf ist eine 42-jährige Frau unfreiwillig zum Internet-Star geworden. In dem bereits drei Jahre zurückliegenden Anruf hatte sich die resolute Dame in ausgeprägter Mannheimer Mundart und mit deftigen Beschimpfungen über einen Ruhestörer in ihrer Nachbarschaft beschwert. Der Mitschnitt habe großes Aufsehen erregt, bestätigte ein Polizeisprecher. Die Frau kündigte eine Anzeige an, die Polizei leitete ein internes Ermittlungsverfahren ein. Der Landesdatenschutzbeauftragte Peter Zimmermann forderte einen Bericht an: "Es dürfte schon interessant sein, wie und wo die Daten über eine solch lange Zeit gespeichert wurden", hieß es auf Anfrage.

Der Mitschnitt des Anrufs wurde beim Internetportal YouTube nach diesen Angaben binnen weniger Tage über 200.000 Mal aufgerufen. Für Heiterkeit bei den Internet-Nutzern sorgen sowohl der breite Dialekt der Anruferin wie auch die Reaktion des Polizisten, der mutmaßt, die Frau habe ihr Gebiss nicht im Mund.

Die 42-Jährige ist über ihre plötzliche Popularität nicht glücklich: "Der Rummel geht mir auf die Nerven", wird sie von Medien zitiert. Eine Freundin habe sie vor drei Wochen auf den Mitschnitt aufmerksam gemacht. Nach Auskunft der Mannheimer Polizei wurden die Mitschnitte von Notrufen auf CDs sechs bis acht Wochen gespeichert und dann überschrieben, sodass sich jemand während dieser Zeit eine Kopie der "komischen Sequenz" gezogen haben muss. Geprüft werde, wer für die Veröffentlichung verantwortlich ist und wie die Aufnahme ins Internet kam. "Wir haben uns außerdem bei der Frau entschuldigt", sagte der Polizeisprecher. (dpa) / (jk)