Steve Ballmer: Wenn IBM Sun kauft, ist das gut für Microsoft
Der Microsoft-Chef ist sich nicht ganz sicher, was denn IBM wohl mit einer Übernahme von Sun bezwecke. "Du bekommst ein Haufen Zeugs, wenn Du Sun kaufst. Du musst dann entscheiden, ob Du alles behalten willst."
Microsoft-Chef Steve Ballmer, nicht unbedingt dafür bekannt, sich bei seinen öffentlichen Auftritten in vornehmer Zurückhaltung zu üben, sieht ausgezeichnete Chancen für Microsoft, sollte IBM tatsächlich Sun kaufen. Microsoft erhalte dadurch einen Wettbewerbsvorteil für die Zeit, in der IBM damit beschäftigt sei, Suns üppige Besitztümer in eine gemeinsame Firma einzubringen, erklärte Ballmer laut US-Medienberichten auf dem McGraw-Hill Media Summit. "Wir stehen in vielen Bereichen in Konkurrenz mit IBM, und ich glaube nicht, dass sich das grundsätzlich ändern wird." Ballmer geht davon aus, dass IBM ein oder zwei Jahre braucht, um Sun zu "verdauen". Er werde diese Zeit genießen.
Grundsätzlich aber ist sich Ballmer nicht sicher, warum IBM denn Sun kaufen will. Der Deal sei zwar eine gute Möglichkeit für Sun-Aktionäre, aus ihren Papieren noch etwas herauszuholen, aber die Überschneidungen zwischen den Produktpaletten von Sun und IBM seien doch sehr groß: "Du bekommst ein Haufen Zeugs, wenn Du Sun kaufst: Du musst entscheiden, ob Du wirklich alles behalten willst."
Mit seinen Bedenken gegen einen möglichen IBM/Sun-Deal steht Steve Ballmer nicht ganz alleine da. Die Offerten beider Firmen vor allem im Server-Markt richten sich in vielen Bereichen an die gleichen Kunden bzw. bedienen gleiche oder vergleichbare Marktsegmente – auch wenn die eingesetzte Technik sich unterscheidet – etwa bei CPUs, unter anderem: SPARC hier, Power da. Auch mit zwei verschiedenen Unix-Derivaten könnte eine kombinierte Firma aufwarten, zudem sind beide Konzerne stark im Linux-Umfeld engagiert.
Andere Einschätzungen gehen aber davon aus, dass eine Übernahme von Sun gerade IBMs Position im Server-Markt absichern und die Stellung von Big Blue bei Web-Anwendungen und in der Softwareentwicklung für das Internet stärken könnte. Unbeschadet davon dürfte IBM jedoch einige Probleme bekommen, die stark unterschiedlichen Unternehmenskulturen bei Mitarbeitern und Kunden zu vermitteln. Sun steht immer noch im Ruf, eine von einer Nerd- und Geek-Kultur inspirierte Firma zu sein. IBM dagegen haftet nicht erst seit den Zeiten der blauen Anzüge der Ruf des langweiligen Lieferanten von Business-Lösungen an – bis hin zum Big-Brother-Image, das Apple in seinem berühmten Macintosh-Werbefilmchen, das von Ridley Scott gedreht wurde, genial für eigene Zwecke nutzen wollte.
Eine mögliche Übernahme von Sun durch IBM hatte ein Bericht des Wall Street Journal an die Öffentlichkeit gebracht. Danach liefen zwar Gespräche, bislang sei aber noch nicht absehbar, ob sie zu einem erfolgreichen Ende geführt werden könnten. Der Kaufpreis wird auf mindestens 6,5 Milliarden Dollar veranschlagt – die Berichte führten dazu, dass der Aktienkurs von Sun auf fast das Doppelte anstieg; in der Folge verlor er aber wieder einen Teil der vorherigen Gewinne. Dass Sun ein Übernahmekandidat ist, wird übrigens von keinem Analysten bezweifelt – die Meinungen gehen bis dahin, dass Sun ohne eine Übernahme auf Dauer nicht überlebensfähig ist.
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(jk)