UML für Embedded: Buchbesprechung "Modeling and Analysis of Real-Time and Embedded Systems with UML and MARTE"

Die UML hat sich auch in der Entwicklung von eingebetteter Software etabliert. Das Profil "MARTE" ermöglicht spezifische Modellierung von Zeit- und Resourcenbedarf. Zu diesem Standard ist ein Buch erschienen.

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Von
  • Andreas Graf
  • Andreas Graf

Der Einsatz von Modellen für die Softwareentwicklung ist besonders in eingebetteten Systemen ein zentrales Thema. Notationen und Werkzeuge für die Verhaltensmodellierung, wie Zustandsautomaten oder Blockdiagramme, haben sich schon lange etabliert. Die Industrie sucht nach weiteren Methoden, um Softwarearchitekturen, Zeitverhalten und Ressourcenverbrauch frühzeitig beschreiben und analysieren zu können.

Die UML bietet hier zunächst keine Unterstützung, allerdings gibt es Ansätze, sie mittels des Profil-Mechanismus entsprechend zu erweitern. Einige Sichtbarkeit hat hier das Profil "MARTE" gewonnen, das in verschiedenen EU-Projekten eingesetzt und auch bei der OMG veröffentlicht wurde.

Hierzu liegt seid Ende letztes Jahres das Buch "Modeling and Analysis of Real-Time and Embedded Systems with UML and MARTE" von Bran Selic und Sebastien Gerard vor. Beide Autoren haben im Bereich UML und Embedded einen hohen Bekanntheitsgrad. Bran Selic ist aktiv am UML-Standard beteiligt. Mitte der 90er-Jahre war er auch einer der Urheber von ROOM, einer objektorientierten Modellierungssprache für eingebettete Systeme. Sebastien Gerard ist im Open-Source-Umfeld nicht zuletzt als Projektleiter für das freie UML-Werkzeug Papyrus bekannt, dass auch das MARTE-Profil unterstützt.

Das Buch ist in vier Hauptkapitel strukturiert:

  • Einführung
  • Grundlagen
  • Modellierung von Echtzeit-Systemen
  • System-Analyse
  • MARTE-Erweiterungen

Die Kapitel liefern eine gut geschriebene Einführung in die einzelnen Aspekte von MARTE, die es dem Leser im Vergleich zum Standard leichter macht, sich in die Thematik einzuarbeiten. Die Autoren stellen detailliert die mit MARTE modellierbaren Elemente dar. Diese Information ist nicht nur für MARTE-Anwender interessant, sondern kann auch als Einstieg in die Gesamt-Thematik "Modellierung und Analyse" dienen, da auch in anderen Methoden Information ähnlich erfasst wird.

Die gesamte Darstellung ist unabhängig von konkreten Werkzeugen gehalten. Gerade im Abschnitt "System Analysis with MARTE" ist dies aber auch ein wesentlicher Nachteil. Das Buch beschränkt sich hier auf die Information, dass entsprechende Analysewerkzeuge integriert werden müssen und das meist eine Transformation vom MARTE-Modell in das Eingabeformat der entsprechenden Werkzeuge erforderlich ist. Insgesamt verweisen die Autoren für Informationen über Werkzeuge auf eine Website, die seit Ende 2011 nicht mehr aktualisiert wurde und auf der nur zwei (akademische) Analyse-Werkzeuge genannt werden. Auch eine Suche nach den Namen bekannter Werkzeuge in Verbindung mit dem Stichwort "MARTE" bleibt ergebnislos. Besonders dieser Teil des Buchs weckt daher Erwartungen, die der Leser nur schwer praktisch nachvollziehen kann.

"Modeling and Analysis of Real-Time and Embedded Systems with UML and MARTE" bietet einen guten Überblick über MARTE und kann auch als allgemeiner Einstieg in das Thema dienen. Profis in der Embedded-Modellierung reicht vielleicht auch der Standard selbst. Es bietet keine Hilfe zur Auswahl einer MARTE-Werkzeugkette im praktischen Einsatz. ()