Publicity-Flug: Die Präsentation des DHL-Paketkopters

Die Paketauslieferung mit Mini-Drohnen treibt die Logistikbranche um, nach Amazon präsentierte sich auch die Post-Tochter DHL als Luftfrachtunternehmen für Mini-Lasten. Ob und wann allerdings Flotten gelber Quadrocopter den Himmel bevölkern ist fraglich – hier geht es um Grundlagenforschung.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 4 Kommentare lesen
Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Mirco Lang

Amazon hat mit seiner Ankündigung, künftig mittels autonomer Drohnen via „Prime Air“-Dienst auszuliefern, für allerhand Aufmerksamkeit gesorgt – ohne jedoch wirklich etwas vorweisen zu können. Bei der Präsentation des so genannten Paketkopters der DHL am 9. Dezember ging es schon deutlich handfester zu: Vor dem linksrheinischen Posttower in Bonn konnten Post-Mitarbeiter rezeptfreie Medikamente aus einer rund 2,7 Kilometer entfernten Apotheke bestellen, die in gut zwei Minuten von der Drohne angeliefert wurden.

Die Drohne bei ihrem großen Auftritt

(Bild: Mirco Lang)

Dabei war jedoch nicht nur der Flug über unbewohntes Gebiet gesetzliche Auflage, sondern auch der ständige Sichtkontakt. So musste die Drohne via Fernsteuerung in rund 50 Metern Höhe bis über den Rhein gesteuert werden, bevor ein zweiter Pilot auf der anderen Seite den Quadrocopter übernahm. Diese Auflage zeigt auch gleich eine der vielen Grenzen auf, die derlei Drohnen bisher gesetzt sind – zumal ein GPS-gesteuerter Flug technisch durchaus möglich wäre.

Generell ist es um die technische Grundlage recht gut bestellt, da der Paketkopter als Basis die etablierte md4-1000 vom Siegener Hersteller Microdrones nutzt, die unter anderem auch bei der Polizei Niedersachsen zum Einsatz kommt. Das Gerät selbst wiegt 2,6 Kilogramm und kann eine Fracht von maximal 1,2 Kilogramm befördern, bei einer Geschwindigkeit von bis zu 50 Stundenkilometern und 60 bis 90 Minuten Flugzeit. Laut Paketkopter-Pilot und Microdrones-Mitarbeiter Daniel Knoche ist die Flugfähigkeit auch bei Schnee, Regen und Windgeschwindigkeiten von rund 12 Metern pro Sekunde sichergestellt.

Bereits die 40.000 Euro teure Grundversion der Drohne verfügt zusätzlich über eine Kamera. Der Paketkopter besitzt obendrein eine Pakethalterung, über die Pakete auch aus der Luft abgeworfen werden können – bei schwierigen Bedingungen eine sinnvolle Option, da zumindest die erste Landung während der Demonstration recht wackelig verlief, trotz Windstille, Sonne und reichlich Landeplatz. Projektleiter Ole Nordhoff jedenfalls sieht das Projekt als sicher an, zumindest auf technischer Seite, die eigentlichen Herausforderungen lägen woanders, etwa bei der Frage nach dem Zweck des ganzen.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

Mit Ihrer Zustimmmung wird hier ein externes Video (Kaltura Inc.) geladen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen (Kaltura Inc.) übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

Sowohl Nordhoff als auch Knoche ließen keinen Zweifel daran aufkommen, dass es sich derzeit noch um reine Grundlagenforschung handelt, Worte wie Machbarkeitsstudie und Leistungstest waren zu hören. So gibt es bislang freilich keine konkreten Pläne für Einsatzszenarien, sieht man mal von der groben Idee ab, eilige Güter in dünn besiedelten Gegenden abzusetzen.

Größtes Hindernis bleibt die gesetzliche Verbot, Drohnen autonom fliegen zu lassen. Eine Lockerung dieser Auflage ist derzeit nicht in Sicht. Wenn aber immer jemand für die Steuerung eines Paketkopters abgestellt werden muss, kann die Lieferung auch in althergebrachter Weise zugestellt werden.

Doch auch Fragen nach der Sicherheit, die Medien wie Netzgemeinde gleichermaßen beschäftigen, bleiben offen. Wie etwa soll die Paketübergabe gesichert werden? Wie die Drohne selbst, die sowohl von Vandalismus und Diebstahl als auch von Unfällen durch Vogelschwärme oder umherirrende Spielgeräte wie Bälle oder Lenkdrachen bedroht werden dürfte? Unsere Frage, ob ein Betrieb ohne Kamera an Bord denkbar sei, konnte auch DHL-Sprecherin Dunja Kuhlmann nicht beantworten – so weit in die Zukunft reichen die Gedanken des noch recht jungen Projekts nicht. Bei der Präsentation filmte die Kamera jedenfalls für ein Werbevideo.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

Mit Ihrer Zustimmmung wird hier ein externes Video (Kaltura Inc.) geladen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen (Kaltura Inc.) übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

Interessant wird auch die Frage werden, die einige Leser auf heise online aufgeworfen haben: Wer haftet, wenn Drohnen abstürzen und Schaden anrichten, wer, wenn spielende Kinder versehentlich eine Drohne abschießen?

Dem gegenüber stehen durchaus gewaltige Potenziale, schließlich ist der Luftraum leerer als Straßen, die Wege sind kürzer als auf Schienen und es müsste kein Bote mehr persönlich für ein einzelnes Paket Berggipfel erklimmen – doch vorher muss noch vielleicht wichtigste Punkte überhaupt geklärt werden: Wie lassen sich Paketdrohnen wirtschaftlich betreiben?

Einen Erfolg kann die DHL jedenfalls bereits jetzt für sich verbuchen: Die Demonstration zog Dutzende Medienvertreter an, obwohl sie nicht einmal offiziell angekündigt worden war, und die Resonanz im Netz ist ebenso gewaltig – ein gelungener Marketing-Coup also. (mho)