Kommentar: Das Aldi-Notebook und die Pentium-Falle

Der Intel Pentium war mal ein schneller Prozessor. Jetzt macht Intel sich den Markennamen kaputt und führt Käufer in die Irre.

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Am Donnerstag verkauft Aldi ein Medion-Notebook mit 17-Zoll-Display und dem Pentium N3520 für 500 Euro. Das klingt nach einem Schnäppchen, gerade mit Blick auf den großen Touch-Bildschirm, doch der Prozessor ist erstaunlich langsam. Denn der Pentium N3520 stammt ebenso wie die Celerons mit N im Namen vom Atom ab, dem Prozessor der lahmen Netbooks. So macht Intel sich den Markennamen Pentium kaputt und führt Käufer in die Irre.

Ein Kommentar von Jörg Wirtgen

Schreibt seit 1999 für c't und heise online, anfangs über Mainboards und Prozessoren, dann Notebooks, seit vielen Jahren nun über Smartphones und Tablets. Daneben beschäftigen ihn Android-Programmierung und die Synchronisation des ganzen Geräteparks.

Denn der Pentium N3520 fühlt sich trotz 4 Kernen, 2,166 GHz und Turbo auf 2,42 GHz in vielen Situationen nicht wesentlich schneller an als die alten Netbooks mit einem 1,6 GHz langsamen Kern. Immerhin: Er spielt Full-HD-Filme problemlos ab; das Medion-Gerät dürfte zudem dank 4 GByte Hauptspeicher und Hybrid-Festplatte weniger Probleme mit dem Parallelbetrieb von Anwendungen haben als die Netbooks.

Doch sobald Anspruchsvolles ansteht – Videoschnitt (gar in Full HD), Bearbeiten von Raw-Fotos, Excel-Tabellen mit mehreren hundert Zellen, Programmieren --, streicht der N-Pentium die Segel. Der Grafikkern Intel HD ist schneller als die PowerVR-Krücke in den ersten Atoms, doch von Spieletauglichkeit ist er weit entfernt. Die 4 GByte RAM sind beim Medion-Notebook zudem fest verlötet und lassen sich aufgrund der Installation eines 32-Bit-Windows nicht komplett nutzen. (Einen ausführlichen Test des Medion-Notebooks bringen wir voraussichtlich, wenn die Geräte verfügbar sind und wir eines davon in einem der Aldi-Läden kaufen konnten).

Wer sich bisher mit Intel-Prozessoren ein wenig auskannte, der wusste: Atom = langsam; Celeron = solala; Pentium = ganz ok; Core = das will man. Jetzt aber kommt ein Pentium, der langsamer ist als manch bisheriger Celeron. Damit zerstört sich Intel diesen Markennamen, und falls man sich nicht mehrere Dutzend Prozessorbezeichnungen merken möchte, dann bleibt nur ein Ausweg: Core = kann was; Pentium, Celeron, Atom = wenn es auch gemächlicher sein darf. Wer das nicht weiß, wird von Intel in die Irre geführt.

[Update 16 Uhr] Laut Medion ist der Speicher nicht fest eingelötet, sondern kann bis 8 GByte ausgebaut werden. Installiert sei die 64-Bit-Version von Windows. Ein Testgerät haben wir nicht, weil sich Medion nicht in der Lage sieht, c't vor dem Verkaufsstart eines zur Verfügung zu stellen. (jow)