MWC

Gerüchte-Roundup: Samsungs kommendes Smartphone-Flaggschiff Galaxy S5

Es brodeln wieder die Gerüchte, denn im Frühling wird Samsungs nächstes Flaggschiff Galaxy S5 erwartet. Unter anderem soll die Display-Auflösung Full-HD übertreffen und neue Akkutechniken sollen das Android-Smartphone zum Dauerläufer machen.

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Lesezeit: 11 Min.
Von
  • Hannes A. Czerulla

Im Frühlung soll Samsungs neues Highend-Smartphone Galaxy S5 kommen, auf dem Mobile World Congress wird davon aber wohl noch nichts zu sehen sein

(Bild: dpa, Robert Schlesinger dpa)

Blogger, Nachrichten-Seiten und Forennutzer stürzen sich mit Gerüchten gerne auf Geräte, die noch niemand in der Hand hatte und von denen nicht mal der Name feststeht. Bei Samsungs (wahrscheinlich) kommendem und heiß erwartetem Spitzenmodell Galaxy S5 ist das nicht anders. Von ultrahohen Auflösungen und eigenen Betriebssystemen ist die Rede. Doch was ist denn nun realistisch und was entspringt nur den Wunschvorstellungen der Netzgemeinde?

Erscheinungstermin

Ähnlich wie Apple beansprucht Samsung für seine Produktvorstellungen eine Extra-Wurst. Während die meisten anderen Hersteller ihre Smartphones und Tablets für 2014 auf der Mobilfunkmesse MWC in Barcelona Ende Februar präsentieren, sieht man dort von Samsung meist nur mäßig interessante Mittelklasse-Geräte. Das Flaggschiff Galaxy S5 bekommt voraussichtlich ein eigenes Event zwischen März und April spendiert. So geschah es bislang auch beim Galaxy S3 und S4. Kurz nach dem MWC liegt der Fokus der Medien dann allein auf Samsung.

Preis und Gehäuse

Am Preis des Galaxy S5 wird sich im Vergleich zum Vorgänger kaum etwas ändern. Für das S4 sprach Samsung eine Preisempfehlung von 700 Euro aus, mittlerweile – nach acht Monaten – ist der Preis auf gute 400 Euro gefallen. Einige Quellen sprechen bislang von einer Preisempfehlung von 650 Euro für das S5.

Wobei es das neue Spitzenmodell in zwei Varianten geben soll; der genannte Preis gilt für die Variante mit Plastikgehäuse. Eine Version mit Metallgehäuse soll 800 Euro kosten. Weitere Gerüchte sprechen von einem gebogenen Gehäuse. Mit dem Galaxy Curve hat der Hersteller bereits ein gebogenes Modell im Repertoire – wenn auch nicht in Europa. Das spezielle Design soll angeblich Spiegelungen auf dem Display vorbeugen und könnte auch beim S5 eingesetzt werden. Von einem (zumindest eingeschränkt) flexiblen Gehäuse wie beim LG G Flex ist noch nicht die Rede.

Hardware

Dass Prozessor und GPU schneller werden als beim Vorgänger, ist praktisch in Stein gemeißelt. Wie diese Leistungssteigerung erreicht wird, lassen nur Gerüchte erahnen. Eventuell wird Samsung nicht mehr auf die Chips von Qualcomm setzen und lieber einen eigenen Prozessor verwenden. So wäre es möglich, dass der Exynos 6 zum Einsatz kommt, über den noch genauso wenig bekannt ist, wie über das Galaxy S5 selbst. Eventuell wird er im 14-Nanometer-Verfahren gefertigt und acht Kerne haben, von denen mindestens vier auf dem A15-Design basieren. Bleibt der Hersteller dem big-LITTLE-Konzept treu, sind die anderen vier Kerne nur A7er. So setzt das Smartphone je nach Rechen-Anforderung leistungsfähige oder stromsparende Prozessorkerne ein. Wirft Samsung das alte Konzept über den Haufen, könnten auch acht A15-Kerne im Gerät stecken und für viel Leistung sorgen. Der Energiebedarf wäre dann aber auch entsprechend hoch.

Wie Apples A8 soll der Exynos 6 in 64 Bit rechnen. Bislang bietet das kaum Geschwindigkeits-Zuwächse, würde aber mehr als 3 GByte RAM erlauben. Samsungs Galaxy Note 3 war mit 3 GByte bislang Spitzenreiter. Auch wenn es technisch möglich wäre, in ein S5 mit 64-Bit-Prozessor beispielsweise 4 GByte einzubauen, ergibt es performance-technisch bislang keinen Sinn: Selbst mit 2 GByte läuft Android und jede übliche App problemlos.

Der Qualcomm Snapdragon 805 würde sogar Display-Auflösungen bis 4k unterstützen.

(Bild: Qualcomm)

Alternativ könnte wieder eine CPU des US-amerikanischen Chip-Herstellers Qualcomm im S5 stecken. Mit dem Snapdragon 805 bietet der Konzern ein extrem leistungsfähigen Chipsatz an. Als Grafikchip wäre der Adreno 420 wahrscheinlich.

Es ist auch nicht ausgeschlossen, dass Samsung nochmals eine zweigleisige Lösung fährt und das Galaxy S5 in verschiedenen Regionen mit verschiedenen Chipsätzen ausliefert. Hierzulande war das Galaxy S4 mit dem Vierkern-Prozessor Qualcomm Snapdragon 600 ausgestattet, in Asien und anderen Regionen mit dem Exynos 5 Octa mit 2 mal 4 Kernen. Einige Gerüchte besagen außerdem, dass die Hardware-Ausstattung nicht mit verschiedenen Regionen in Zusammenhang stehen wird, sondern damit, ob man sich für die Plastik- oder Metallversion entscheidet. Letztere soll den Exynos beherbergen.

Display

Der AMOLED-Technik wird Samsung treu bleiben, denn schon seit dem ersten Galaxy S war das eins der Alleinstellungsmerkmale gegenüber anderen Highend-Smartphones. Nachdem das S4 letztes Jahr Full-HD-Auflösung zeigte, wird der Hersteller eventuell einen Schritt weitergehen und die Messlatte für alle Konkurrenten auf 2560 × 1440. Der Marketingbegriff für diese Auflösung wäre 2k. Geht man davon aus, dass die Bildschirmdiagonale wieder um ein paar Zöllchen wächst – laut Gerüchten auf 5,25 Zoll – ergäbe sich eine Pixeldichte von 559 dpi. Einen Bildschirm mit diesen technischen Werten stellte die Display-Sparte von Samsung bereits auf einer Investorenkonferenz in Aussicht. Bisherige Smartphone-Displays haben Pixeldichten von unter 480 dpi.

Außerdem im Gerede ist ein Display, das über die Ecken des Gehäuses gebogen ist. Es würde dann auch Informationen an den Flanken des Smartphones anzeigen. Zwar bestätigte Samsung bereits, dass ein Modell mit dem gebogenen Bildschirm präsentiert wird, das soll aber erst in der zweiten Hälfte des Jahres passieren – und so wird es wahrscheinlich nicht das S5 sein.

Kamera

In Samsungs Isocell-Technik werden die einzelnen Pixeln des CMOS-Sensors mit kleinen Barrieren gegeneinander abgegrenzt.

(Bild: Samsung)

Bei den Kameras zeichnet sich bislang nichts Revolutionäres ab. 16 Megapixel für die Rückkamera scheinen schon gesetzt zu sein. Eventuell hat die Knipse einen optischen Bildstabilisator. Konkurrenten wie HTC, LG und Nokia bieten bereits Modelle mit der Technik an. Dass Samsung mit Fotosensoren mit Isocell-Technik liebäugelt, hat der Konzern bereits bestätigt. Die Zellen basieren auf den bereits heute verbreiteten BSI-Sensoren, bei denen die Schaltkreise hinter der lichtempfindlichen Schicht liegen und so mehr Licht auf den eigentlichen Sensor kommt als bei den älteren CMOS-Sensoren. Zusätzlich sind die Sensorpixel bei Isocell voneinander physikalisch durch Barrieren getrennt. Das Ergebnis: Sogenannten Cross-Talk-Effekte werden verhindert und Bilder werden schärfer und zeigen bei schwierigen Lichtbedingungen weniger Bildrauschen.

Über einen adaptiven Blitz wie im Apple iPhone 5s wird im Zusammenhang mit dem 5S nicht spekuliert. Auch über die Frontkamera hört man noch nichts; hier sind keine Überraschungen zu erwarten.

Akku

Die Hardware des S5 wird leistungsfähiger. Damit das Gerät dennoch die guten Laufzeiten des Vorgängers halten kann, muss ein kräftigerer Akku her. Angeblich soll die mögliche Ladung auf 2900 mAh steigen; das ist zwar ein stattlicher Wert, wird aber zu keinen bahnbrechenden Laufzeiten führen. Viel mehr als 1 1/2 Tage durchschnittlichen Gebrauch dürfte auch das S5 nicht durchhalten.

Von selbst heilenden Li-Ion-Akkus war bislang auch öfter die Rede. Anstatt von Graphit soll in ihnen Silizium zum Einsatz kommen und für eine Steigerung der Kapazität sorgen. Bei diesen Gerüchten wurde einige technische Ungenauigkeiten zusammengeworfen: Zum einen ist in aktuellen Akkus jetzt schon Silizium in Kombination mit Graphit verarbeitet, zum anderen wird bei der von der Stanfod Universität vorgestellten Technik ebenfalls Silizium mit Graphit kombiniert. Der Anteil der Silizium-Atome kann lediglich gesteigert werden und somit auch die Leistungsfähigkeit des Akkus. Da sich ein Akku auf Siliziumbasis je nach Ladungszustand ausdehnt oder zusammenzieht, entstehen nach mehreren Ladungen Schäden in der Struktur. Die neue Technik hält diese Schäden in Grenzen und sorgt für eine längere Lebensdauer des Akkus. Da angeblich bereits mehrere Tausend Akkus mit der Technik produziert wurden, könnte sie auch im S5 stecken.

Betriebssystem

Dass Samsung das S5 als Anlass nimmt, ein eigenes Betriebssystem einzuführen, kann man getrost als Tagträume einiger Blogger und IT-Journalisten abtuen. Was dennoch im Zusammenhang mit Tizen denkbar wäre, ist eine alternative S5-Version mit diesem Betriebssystem. In dem Fall wäre die Geräte-Variante nur etwas für abenteuerlustige Bastler und würde von Samsung nicht an die Mainstream-Zielgruppe verkauft werden. Die asiatischen Kunden sind generell etwas offener für Neuerungen als die Europäer, und so würde ein solches Gerät wahrscheinlich dort als erstes angeboten.

Mit großer Sicherheit kommt im S5 aber Android in der aktuellen Version 4.4 zum Einsatz. Dazu wird Samsung seine eigene Bedienoberfläche TouchWiz Nature UX in einer neuen Version installieren. Anstatt ein komplett eigenes Betriebssystem zu entwickeln, werden die Koreaner weiterhin die ausgereifte Grundlage von Android nutzen und mit eigenen Apps und Funktionen massiv erweitern. Schon in den vorangegangenen Versionen von TouchWiz fing Samsung, damit an auch grundlegende System-Apps mit eigenen Kreationen zu ersetzen und beispielsweise das Einstellungsmenü anzupassen.

Iris-Scanner

Biometrische Scanner werden in nächsten Jahren Einzug in unsere Mobilgeräte halten. Apple hat als erster Hersteller wieder einen Fingerabdruckscanner eingebaut und ersetzt damit die klassischen Entsperrmethoden fürs Display. Samsung wird früher oder später nachziehen; das neue Spitzen-Smartphone wäre ein gute Gelegenheit. Eine Überprüfung der Iris würde mit zwei Sekunden nicht länger dauern als der Scan des Fingerabdrucks. Samsung Mobiles Vize-Präsident Lee Young Hee gab gegenüber der Nachrichtenagentur Bloomberg bereits zu, dass sein Konzern an einem Iris-Scanner forsche. Ob man den auch im Galaxy S5 finden wird, wollte er noch nicht sagen. Ein Patent hat der Konzern bereits angemeldet.

Bereits im S4 begann Samsung damit, die Augen des Nutzers mit der Frontkamera zu beobachten. Bislang erkannte das Gerät aber nur, ob sie auf das Geräte gerichtet waren und offen. Zudem hat Android seit Version 4.0 eine Gesichtserkennung, die ebenfalls das Display entsperrt. Mit einer höher auflösenden Frontkamera wäre ein Iris-Scanner also denkbar. Wo und wie sicher die Biodaten gespeichert werden, ist eine andere Frage.

Galaxy S5 mini und S5 Zoom

Das Galaxy S4 mini hatte außer des Namens und des Designs nicht viel mit seinem großen Bruder S4 gemein. Highend-Hardware war keine verbaut. Vielleicht tut Samsung es beim S5 Sony gleich und baut auch in die verkleinerte Variante des Spitzenmodells leistungsfähige Hardware ein – das Sony Xperia Z1 compact hat gezeigt, dass es geht.

Das Gleiche gilt für ein eventuelles Galaxy S5 Zoom. Das S4 und S4 Zoom hatten wenig gemeinsam; was beim Zoom übrig blieb, war eine unbefriedigende Digitalkamera mit Telefonfunktionen. Eventuell klatscht Samsung diese Mal wirklich nur ein Zoom-Objektiv an das S5 und schafft so ein interessantes Gerät für Foto-Ambitionierte.

Eine active-Variante wie beim S4, die wasserdicht und stoßgeschützt ist, soll angeblich nicht kommen. Stattdessen sei das Gehäuse des normalen S5 bereits gegen Umwelteinflüsse versiegelt. In diesem Falls wäre die negative Konsequenz, dass der Akku nicht mehr austauschbar ist. Mittlerweile sind die Galaxy-S-Modelle die letzten Spitzenmodelle, bei denen sich der Akku austauschen lässt – eher unwahrscheinlich, dass sich Samsung selbst dieses Alleinstellungsmerkmal zunichte macht. (hcz)