Stuttgart untersagt Computerspiele-Wettbewerb

Die Stadt Stuttgart hat angesichts des jüngsten Amoklaufs einen Computerspiele-Wettbewerb an diesem Freitag untersagt. Der Veranstalter war nicht bereit, auf Counter-Strike-Ballerei zu verzichten. Auch eine Schweigeminute war kein Thema.

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Von
  • Peter-Michael Ziegler

Die Stadt Stuttgart hat angesichts des Amoklaufs im baden-württembergischen Winnenden einen Computerspiele-Wettbewerb an diesem Freitag untersagt. In der Liederhalle sollten am 27. März im Rahmen des "Intel Friday Night Game" Teams der Electronic Sports League (ESL) in den Disziplinen "Warcraft " sowie "Counter-Strike 1.6" und "Counter-Strike: Source" vor Publikum gegeneinander antreten. Doch daraus wird nichts: "Angesichts der Ereignisse und des schrecklichen Amoklaufs in Winnenden und Wendlingen, bei dem 15 Menschen getötet wurden, können wir eine solche Veranstaltung derzeit in unserer Stadt nicht akzeptieren", begründete Stuttgarts Oberbürgermeister Wolfgang Schuster (CDU) die Absage. Das sei man den Familien, Angehörigen und Freunden der Opfer schuldig.

Folgt man den Angaben, ist der Veranstalter der ESL (Turtle Entertainment) am letztlich ausgesprochenen Verbot des Computerspiele-Wettbewerbs nicht unerheblich beteiligt. So soll die Stadt bereits in der vergangenen Woche versucht haben, Turtle Entertainment dazu zu bewegen, zumindest in der baden-württembergischen Hauptstadt andere Spiele zu verwenden. Doch der Veranstalter bestand auf Warcraft und den beiden Counter-Strike-Versionen. In einem Interview mit dem Stuttgarter Wochenblatt erklärte sich der Public-Relations-Verantwortliche und Jugendschutzbeauftragte bei Turtle Entertainment, Ibrahim Mazari, zudem nicht einmal bereit, eine Schweigeminute für die Opfer des Amoklaufs einzulegen. Counter-Strike bezeichnete er dabei als Spiel, bei dem es um Taktik und strategisches Denken gehe, "ein bisschen wie auch beim Schach".

Zwar lasse niemanden die schreckliche Tat kalt, sagte Mazari, "aber die ESL Pro Series abzusagen kam für uns nicht in Frage". Schließlich sei sie die Profiliga des elektronischen Sports, "mit der Bundesliga vergleichbar". Und: "Bei klassischen Fußballspielen kommt es allerdings oft zu Ausschreitungen und vielen Verletzten. Bei den vielen Hundert eSport-Events, die wir durchgeführt haben, gab es nicht eine einzige handfeste Schlägerei. Die eSportler in Deutschland sind entsetzt über die Taten von Winnenden, aber ein Zusammenhang zum professionellen eSport besteht in keinster Weise. Deshalb wird die Saison wie geplant statt finden." Ausgeschüttet wird in der ESL Pro Series in diesem Jahr ein Gesamtpreisgeld von 130.000 Euro. (pmz)