Infineon-Emission hält Börse und Banken in Atem

Das Infineon-Papier kommt mit mehr als dem doppelten Emissionspreis in den Handel – der Ansturm auf die Banken legt deren Systeme teilweise völlig lahm.

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Von
  • Christian Rabanus

Vom heutigen Börsenstart der Infineon-Aktie konnte nur jeder sechste Interessent profitieren – die Aktie war 33-fach überzeichnet. Per Losverfahren bestimmten die Konsortialbanken, wer in den Genuß einer Zuteilung kommen sollte. 60 Prozent der Aktien gingen an institutionelle Investoren, Fonds und Versicherungen, 34 Prozent an Privatanleger und 6 Prozent an Mitarbeiter. Mit einem Emissionsvolumen von rund 6,1 Milliarden Euro bedeutet der Börsenstart von Infineon die größte Einführung einer High-Tech-Aktie weltweit und hinter der T-Aktie die zweitgrößte Einführung in Deutschland.

Nach dem Bookbuilding wurde der Preis der Aktie auf 35 Euro fixiert. Sie kam mit 70,20 Euro in den Handel, was für alle Anleger von vornherein einen Gewinn über 100 Prozent bedeutet. Der Kurs entwickelte sich allerdings in den ersten Stunden wechselhaft: Zwar stieg er schnell auf über 84 Euro, fiel allerdings ebenso schnell wieder auf knapp unter 77 Euro zurück und pendelte sich um 79 Euro ein. Damit bleibt die Entwicklung der Aktie hinter den Erwartungen zurück: Auf dem grauen Markt handelte man sie bereits mit 90 bis 110 Euro.

Der Andrang bei den Banken legte deren Systeme am heutigen Vormittag teilweise völlig lahm – Leser teilten c't mit, dass in den Morgenstunden in einigen Sparkassenfilialen nicht einmal mehr die Kontoauszugsautomaten funktionierten. Genauso schlimm erwischte es manche Discount-Broker: Die Internetseiten von ConSors, Comdirekt oder der DirektBank waren zeitweise nicht erreichbar. Aber auch beim Branchenriesen war man nicht ausreichend gerüstet: Online-Brokerage mit der Deutschen Bank 24 ging zeitweise nicht oder nur in Zeitlupe. Nicht einmal die Aktien waren bei Börsenöffnung vollständig verteilt: Erst gegen Mittag wollte man bei ConSors die zugeteilten Aktien an seine Kunden weitergegeben haben.

Offensichtlich sind die Banken dem Ansturm der Privatanleger noch nicht gewachsen: Schon beim Börsengang von web.de gab es massive Probleme. Während der Zeichnungsfrist für das Infineon-Papier zeichnete sich ab, dass der Ansturm bei Börsenstart immens sein würde. Dennoch waren die Anbieter von Online-Brokerage-Diensten allem Anschein nach nicht in der Lage, Vorkehrungen zu treffen, um ihren Kunden die versprochenen Leistungen – vor allem die in Aussicht gestellten schnellen Gewinne durch Real-Time-Trading – zugänglich zu machen. (chr)