Bundesbank: SEPA-Umstellung hat weiterhin höchste Priorität

Brüssel will Vereinen und Unternehmen mehr Zeit geben, ihre Zahlungssysteme auf das europäische SEPA-Format umzustellen. Der Aufschub missfällt den Notenbanken – denn alle Europäer würden von schnelleren Überweisungen profitieren.

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  • dpa

Bundesbank und EZB drängen die Wirtschaft trotz der Fristverlängerung auf eine zügige Umstellung ihrer Banküberweisungen auf das SEPA-Format. Diese müsse "für alle Marktteilnehmer weiterhin höchste Priorität haben", sagte Bundesbank-Vorstand Carl-Ludwig Thiele am Montag in Frankfurt.

Der von der EU-Kommission angestrebte sechsmonatige Aufschub dürfe nicht dazu führen, dass Marktteilnehmer ihre SEPA-Projekte aufschieben, betonte Thiele: "Die Umstellungsarbeiten müssen konsequent fortgesetzt und zeitnah abgeschlossen werden." Dies sei im Interesse aller, denn auch im Falle einer Fristverlängerung bleibe es dabei: "SEPA kommt."

Der Hauptgeschäftsführer des IT-Branchenverbands Bitkom, Bernhard Rohleder, betonte, dass die Umstellung besonders für kleine und mittelständische Unternehmen einen hohen Verwaltungsaufwand bedeute: "Wer mit der Anpassung seiner IT nicht unverzüglich beginnt, für den könnte auch die Fristverlängerung nicht ausreichen."

Auch bei Bundesregierung und Europäischer Zentralbank war der Vorschlag aus Brüssel mit wenig Begeisterung aufgenommen worden. EZB-Präsident Mario Draghi hatte alle Beteiligten aufgefordert, die Umstellung schnell abzuschließen. "Wir glauben, dass vor allem die Verbraucher davon profitieren würden." Die Bundesregierung hatte gewarnt, dass der sechsmonatige Aufschub die Umstellung weiter erschwere.

Ursprünglich sollten Unternehmen und Vereine ihre Euro-Überweisungen und -Lastschriften vom 1. Februar 2014 an nur noch im SEPA-Format mit der internationalen Kundennummer IBAN vornehmen. Weil die Umstellung nicht überall zügig verlief, will die EU-Kommission die Übergangsfrist um sechs Monate verlängern. Damit soll ein Zahlungschaos in Europa vermieden werden.

Die EU-Staaten und das Europaparlament werden den Aufschub in den nächsten Wochen besiegeln. Die Verschiebung soll dann rückwirkend zum Stichtag 1. Februar greifen, hatte die Sprecherin von EU-Binnenmarktkommissar Michel Barnier am Freitag in Brüssel erklärt.

Nach den neuesten Zahlen der Bundesbank waren im Dezember 2013 von allen in Deutschland aufgegebenen Überweisungen 45,44 Prozent im SEPA-Format nach 32,31 Prozent im November. Bei allen in Deutschland eingereichten Lastschriften war der Anteil der SEPA-Lastschriften mit 17,67 Prozent (November 2013: 10,36 Prozent) aber weiterhin niedrig.

SEPA steht für den einheitlichen Euro-Zahlungsverkehrsraum SEPA (Single Euro Payments Area). Der SEPA-Raum umfasst insgesamt 33 Länder, darunter die 28 EU-Staaten. Mit dem neuen Verfahren soll eine Überweisung ins europäische Ausland nur noch einen Bankgeschäftstag dauern. Derzeit kann es bei Auslandstransfers bis zu einer Woche sein. Auslandsüberweisungen sollen außerdem nicht mehr teurer sein als Geldtransfers im Inland.

In den beteiligten Staaten hat sich die Nutzung des neuen Formats zuletzt stark beschleunigt, teilte die EZB mit. Demnach wurden Ende Dezember 2013 rund 74 Prozent (November: 64 Prozent) aller Geldüberweisungen sowie 41 Prozent (November: 26 Prozent) aller Einzugsermächtigungen im SEPA-Format abgewickelt. Besonders weit sind nach früheren EZB-Angaben Finnland, die Slowakei, Slowenien und Luxemburg. (anw)