Weltwirtschaftsforum: Experten warnen vor Rückschritten bei der Digitalisierung

Wenn die Sicherheitsrisiken des Cyberspace nicht kontrolliert werden, könne das dramatische Folgen haben, meinen Experten des Weltwirtschaftsforums. Ein mögliches Cybergeddon und eine Balkanisierung des Internet müssten abgewendet werden.

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Von
  • Monika Ermert

Zwei Tage vor der diesjährigen Konferenz des World Economic Forum (WEF) in Davos warnen die Organisatoren vor möglichen Rückschritten in der Digitalisierung, falls Sicherheitsrisiken im Cyberspace nicht unter Kontrolle kommen. In einer vom WEF gemeinsam mit dem Beratungsunternehmen McKinsey herausgegebenen Studie zu "Risiko und Verantwortung in einer hyper-vernetzen Welt" beziffern die Experten die Kosten durch verzögerten Einsatz von Datenanalyse, Cloud Computing und Big Data auf runde 3 Billionen US Dollar bis 2020.

Das 2012 ins Leben gerufene WEF Partnership for Cyber Resilience gibt daher einige Empfehlungen, insbesondere auch im Verhältnis zwischen den Staaten: unter anderem zentrale Informations-Güter bei der Entwicklung der unternehmenseigenen Sicherheitsstrategie zu priorisieren, Angriffe pro-aktiv abwehren und die besten Köpfe anheuern.

40 Prozent der für die Studie befragten Unternehmenschefs und Experten meinten, Regulierung koste eine Menge Zeit, trage zur Sicherheit im Netz aber nichts bei. 16 Prozent meinten sogar, Regulierung mache ihr Geschäft unsicherer. Zwar sei es wichtig, dass Angreifer besser staatlich verfolgt werden sollten, allerdings gaben drei Branchen zu Protokoll, dass die Strafverfolger ihr Geschäft auch nicht sicherer machen können.

Unterstützung aus der Politik oder der Regulierung im Kampf für das sicherere Netz erwarten ein Viertel der befragten High-Tech-Unternehmen. Vor allem die Cyber-Außenpolitik muss nach Ansicht der Studien-Autoren aufgewertet werden. Neben der nationalen Cyber-Doktrin und einer Vertretung dieser Doktrin nach außen sei die zwischenstaatliche Zusammenarbeit, aber auch durch staatliche und nichtstaatliche Vertreter entwickelte Übereinkünfte zu den Regeln für das Netz und dessen Absicherung wichtig.

Während in der Studie die Enthüllungen von Edward Snowden praktisch übergangen werden, rückte das WEF in der neunten Ausgabe seines "Risk Report" den digitalen Zerfall mit an die Spitze aktueller Gefahren. Die Chancen, die wachsenden Gefahren der hyper-vernetzten Welt gemeinsam neu anzugehen werde "durch die jüngsten Enthüllungen über das Ausmaß der Spionagetätigkeit und der Angriffe durch nationale Dienste und deren beherrschende Stellung bei der Gestaltung von Netzpolitik unterminiert". Durch diese Enthüllungen sei das Vertrauen gerade der Kreise verspielt worden, deren Zusammenarbeit notwendig sei, "um ein mögliches Cybergeddon abzuwenden", heißt es vollmundig in dem Bericht.

Die langfristige Sicherheit zunehmend vernetzter Gesellschaften und Ökonomien dürfe nicht auf dem Altar möglicher kurzfristiger Vorteile für die nationale Sicherheit geopfert werden, meint das WEF. Möglicherweise sei es nur einen Schritt hin bis zu einer für die Verteidiger völlig unkontrollierbaren Technik und "dem Ende des Internet als dem vertrauenswürdigen Medium für Kommunikation und Handel", heißt es. Auch die Drohne, die im September 2013 während einer Wahlkampfveranstaltung auf drei Meter an die deutsche Bundeskanzlerin herangekommen war, zeige, welche Risiken Technik in der Hand verbrecherischer Täter mit sich bringe. (anw)