"Einbahnstraße" wird im Internet zur Sackgasse

Nach dem neuen Standard für internationalisierte Domains würde einbahnstraße.de künftig nicht mehr auf einbahnstrasse.de umgeleitet. Weitere Verwirrung für Nutzer von de-Adressen mit Umlauten könnte durch Groß- und Kleinschreibung entstehen.

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Von
  • Monika Ermert

Wer einbahnstraße.de sucht, der landet nach den aktuellen Regeln für internationalisierte Domains mit nicht-lateinischen Schriftzeichen heute automatisch bei Einbahnstrasse.de. Mit einem Nachfolgeprotokoll für den bisherigen Standard wäre das plötzlich nicht mehr der Fall. IDNA 2008 würde einbahnstraße.de in eine internationalisierte Domain mit dem Präfix "xn--" verwandeln. Weitere Verwirrung für Nutzer von de-Adressen mit Umlauten oder ß könnte zudem dadurch entstehen, dass Groß- und Kleinschreibung eine Rolle spielen: Übel.de und übel.de würden zwei unterschiedliche Domains.

Beim Treffen der Internet Engineering Task Force (IETF) in San Francisco hat eine Arbeitsgruppe zu "Internationalized Domain Names in Applications" (IDNA) wegen der Fragen der Rückwärtskompatibilität die Notbremse gezogen. Ein Zusatzdokument zu IDNA2008 soll nun diese Rückwärtskompatibilität absichern und dafür Mappings beim Nachschlagen der Domains einbauen.

Die .de-Registrierstelle DeNIC hatte die Einführung des ß ins neue Protokoll im vergangenen Jahr begrüßt, allerdings gleichzeitig gefordert, dass der Einsatz eben nicht erzwungen werde. Den Registries will die IETF allerdings nur begrenzte Möglichkeiten bei der Gestaltung eigener Regeln unter dem neuen Standard einräumen.

Die IETF ist unter einem gewissen Zeitdruck mit der Arbeit an dem Standard, da Ende des Jahres neue, komplett internationalisierte Adresszonen eingeführt werden sollen, womit Umlaute und andere nationale Sonderzeichen auch für die Domainendungen von Top Level Domains (TLD) möglich würden. Davor würde man gerne die in IDNA 2008 vorgesehenen Regeln vorlegen, die klarere Grenzen bei der Zulässigkeit von Zeichen ziehen. Nicht zugelassene Zeichen sollten etwa weder registriert noch im DNS abgefragt werden können. Während Experten bei der IETF damit für klare Verhältnisse sorgen wollen, warnte ein Vertreter von Google, dass eine "relativ, aber nicht absolut kleine" Anzahl von Adressen, die den vorhergehenden Standard liberal interpretiert hatten, nicht mehr erreichbar wäre. Man könne schließlich nicht darüber verfügen, was die WWW-Entwickler tun, warnte der Google-Vertreter.

Trotzdem verwarfen die Standardisierungsexperten einen Vorschlag, stärker an IDNA2003 anzuknüpfen und damit alle Zeichen, die darunter möglich waren, zu übernehmen. Man sei bei IDNA 2003 zu freizügig gewesen, warnte John Klensin. Klensin hatte sich in der Vergangenheit Gefechte mit Vertretern von Länderregistries geliefert, die davor warnten, die Flexibilität für lokale Regeln zu stark zu beschneiden.

Möglichst noch vor der Einführung neuer TLDs mit nicht-lateinischen Zeichen soll einer der Kernstandards fürs DNS (RFC 1123) angepasst werden. Aktuell erlaubt er streng genommen keine internationalisierten Top Level Domains. Denn das Präfix, das alle mit ASCII kodierten IDN-Labels markiert ("xn--"), erfordert zwei Bindestriche. Das ist im alten Internet Hostname Protocol nicht vorgesehen. (jk)