Studien über Handystrahlung gefälscht?

Zwei Studien der Medizinischen Universität Wien, nach denen Handystrahlen das menschliche Erbgut schädigen sollen, argumentieren womöglich mit gefälschten Daten.

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Von
  • Herbert Braun

Zwei Studien der Medizinischen Universität Wien, die eine Schädigung des menschlichen Erbguts bereits bei geringer Belastung durch Mobilfunkstrahlung nachgewiesen haben wollen, sind womöglich durch Fälschungen zustande gekommen. Eine Mitarbeiterin soll die 2005 und 2008 publizierten Messergebnisse frei erfunden haben.

Die Studienergebnisse hatten die Zweifel anderer Forschergruppen geweckt. Eine vom Universitätsrektor Wolfgang Schütz daraufhin in Auftrag gegebene statistische Begutachtung bestärkte den Verdacht. Eine Mitarbeiterin, die an beiden Studien mitgewirkt hatte, gestand daraufhin, die Untersuchungsergebnisse manipuliert zu haben, und kündigte ihre Arbeitsstelle.

Einige der Autoren um den inzwischen emeritierten Professor Hugo Rüdiger halten jedoch nach wie vor an den Ergebnissen ihrer Studien fest. So wies Rüdiger gegenüber der österreichischen Presseagentur APA entrüstet die Fälschungsvorwürfe von sich. Zwar habe sich die Mitarbeiterin 2006 unbefugt Zugang zu den Messdaten verschafft, so dass die 2008 erschienene Studie anfechtbar geworden sei. Ursprünglich habe er sich auch damit einverstanden erklärt, diese Studie zurückzuziehen, seine Meinung jedoch geändert, als er erfahren habe, dass die von Rektor Schütz eingesetzte Begutachtungskommission von einem industrienahen Juristen geleitet wird.

Schütz hat inzwischen die beiden wissenschaftlichen Zeitschriften, in denen die Studien publiziert worden sind, darauf hingewiesen, dass diesen "mit sehr großer Wahrscheinlichkeit ein schweres wissenschaftliches Fehlverhalten" zugrunde liegt. Die Klinische Abteilung für Arbeitsmedizin, an der die Studien entstanden waren, wurde bereits Anfang 2007 geschlossen. (heb)