Vodafone gibt kostenpflichtigem Handy-TV kaum noch Chancen

Für Vodafone-Deutschlandchef Fritz Joussen drängt sich der Eindruck auf, das DVB-H-Konsortium DVB-H sei gescheitert.

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Vodafone-Deutschlandchef Fritz Joussen sieht kaum noch ausreichend Marktchancen für Handy-TV nach dem Standard DVB-H. "Das Modell eines kostenpflichtigen Angebots auf Basis eines separaten TV-Signals ist schwierig", sagte Joussen im Interview mit der Financial Times Deutschland (FTD). Dies gelte spätestens, seitdem DVB-T-Handys verfügbar sind. Diese Geräte kamen für ihn überraschend und stellten ein kostenpflichtiges Abomodell infrage. Joussen gibt damit dem Anbieter Mobile 3.0 kaum noch Überlebenschancen.

Vodafone hatte sich voriges Jahr mit T-Mobile und O2 zusammengetan, um eine Plattform für mobile Fernsehübertragungen via DVB-H aufzubauen und zu betreiben. Die für den Betrieb notwendige Lizenz vergaben die Landesmedienanstalten aber an den Konkurrenten Mobile 3.0. Dahinter stehen Hubert Burda Media, Georg von Holtzbrinck sowie MFD (Mobiles Fernsehen Deutschland). 75 Prozent aller neuen Mobiltelefone bringen aber die Netzbetreiber in den Markt. Ohne deren Vertriebsunterstützung werde Handy-TV scheitern, urteilen Experten laut FTD. Vodafone selbst hat seit Kurzem mit dem LG HB620T ein DVB-T-fähiges Handy im Angebot.

Joussen wolle auch kein Bezahl-TV auf dem Handy unterstützen, solange die Gefahr besteht, dass Kunden dann weniger Geld für andere Dienste ausgeben, heißt es in dem Bericht weiter. Vodafone habe daher für ein werbefinanziertes Handy-TV plädiert, die Medienwächter aber nicht überzeugen können. Vodafone sei offen für einen Markttest, Mobile 3.0 sei aber noch nicht an das Unternehmen herangetreten. Es dränge sich der Eindruck auf, als sei Mobile 3.0 bereits heute gescheitert.

DVB-H, das von der EU-Kommission befürwortet wird, ist speziell auf Mobilgeräte zugeschnitten, die Dienste sollen aber im Unterschied zum frei empfangbaren DVB-T-Signal kostenpflichtig sein. Die Verarbeitung des DVB-T-Signals erfordert eine höhere Rechenleistung, weswegen die Batterie der Handys stärker belastet wird. Vodafone argumentierte zur Ankündigung DVB-T-fähiger Handys im April, die Geräte seien mittlerweile so leistungsfähig, dass ohne Qualitätsabschlag DVB-T verwendet werden könne.

Zum Handy-TV und der Auseinandersetzung um DVB-T- und DVB-H-Handys siehe in der aktuellen c't 12/08 (seit dem heutigen Montag, den 26. 5., im Handel):

  • Fallrückzieher, Zur Fußball-Europameisterschaft kommen die ersten DVB-T- statt DVB-H-Handys, c't 12/08, S. 24

(anw)