Bayern studieren virtuell

Kostenlos studieren, wann und wo man will - die Virtuelle Hochschule Bayern soll es ab dem 15. Mai möglich machen.

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Von
  • Manfred Präcklein
  • dpa

Kostenlos studieren, wann und wo man will – die Virtuelle Hochschule Bayern (vhb) soll es möglich machen. Am 15. Mai will Bayerns Wissenschaftsminister Hans Zehetmair in Hof/Saale den Online-Startschuss für den Pilotbetrieb der Hochschule geben. In zunächst fünf Fächergruppen sollen den rund 200 000 Studenten im Freistaat die besten multimedialen Lehrangebote aller Bayerischen Hochschulen und Fachhochschulen zur Verfügung stehen. Zunächst werden im Internet rund 50 Kurse in Informatik, Ingenieurwissenschaften, Medizin, Wirtschaftswissenschaften und Schlüsselqualifikationen angeboten.

Das Online-Studium soll ein Präsenzstudium an einer der neun Universitäten oder 15 Fachhochschulen zunächst nur begleiten, nicht ersetzen: "Lehrinhalte, die an der jeweiligen Uni oder FH nicht angeboten werden, können ergänzend über die virtuelle Uni wahrgenommen werden", beschreibt Georg Nagler, Präsident der Fachhochschule Hof, die Vorteile des Online-Studiums. Hof ist der offizielle Sitz der vhb.

"Wir wollen die virtuelle Lehre gleichberechtigt neben der realen Lehre etablieren", sagt Planungskoordinator Walter F. Kugemann von der Universität Erlangen-Nürnberg. Frühestens in fünf Jahren hält Nagler auch ein virtuelles Vollstudium für realistisch. Bis dahin sollen auch die Natur-, Geistes-, Sozial-, Erziehungswissenschaften, Jura, Lehrerbildung, Kunst, Architektur und Design in das virtuelle Studienangebot aufgenommen werden.

Kugemann sieht auch einen Synergieeffekt durch das Online-Studium vom heimischen Wohnzimmer aus: "Die Hochschulen werden es sich in Zukunft nicht mehr leisten können, alle Bereiche anzubieten." Die Universitäten würden sich spezialisieren. "Ein starkes Institut wird sein Angebot weitervermarkten. Dort wo Lücken entstehen, wird es Angebote anderer Hochschulen einkaufen." Gottfried Jasper, Rektor der Uni Erlangen erwartet, dass die neuen Lehr- und Lernformen auch die traditionelle Lehre befruchten.

Die Virtuelle Hochschule arbeitet als Verbundinstitut. Für das Studium zu Hause benötigen die Studenten lediglich einen PC mit Internet-Anschluss. Im Rahmen der Registrierung bei der vhb erhalten sie eine Chip-Karte mit ihrer Zugangsberechtigung zum multimedialen Lehrangebot, das den strengen Qualitätsanforderungen der Fachräte entsprechen soll. Medizinstudenten anderer Universitäten können sich beispielsweise jederzeit – auch nachts und an Wochenenden – in die "Einführung in die diagnostische Radiologie" einklicken, die die medizinische Fakultät Erlangen anbietet.

Mit der Anmeldung bei der 'Virtuellen Hochschule Bayern' wird der Nutzer gleichzeitig Studierender an der bayerischen Hochschule (oder dem Verbund der Hochschulen), die das gewählte Angebot inhaltlich verantwortet. Damit gelten die entsprechenden Studien- und Prüfungsordnungen der Hochschule.

Auf persönliche Betreuung müssen die virtuell Studierenden dennoch nicht verzichten. Wer Fragen hat, wendet sich online an seinen Betreuer. "Lediglich für Klausuren oder Prüfungen müssen die Studenten dann noch den Weg zur anbietenden Hochschule auf sich nehmen", betont Jasper. Die Scheine entsprechen jenen einer Präsenzhochschule. Die erbrachten Leistungen sollen an allen bayerischen Hochschulen anerkannt werden. Nebem dem inhaltlichen Nutzen rechnet Rektor Jasper auch mit einer Verkürzung der Studienzeit.

"Wir beschränken uns ganz bewusst nicht auf vermeintlich allein Gewinn bringende Fächer wie Informatik und Betriebswirtschaftslehre", betonte Minister Zehetmair im Vorfeld der Eröffnung. "Bayern arbeitet daran, die Vorteile des multimedialen Lehrens und Lernens den Studierenden aller Fächer zukommen zu lassen." Bis zum Jahr 2002 sollen zunächst 22 Millionen Mark aus Mitteln der High-Tech-Offensive Bayern in den Aufbau der Virtuellen Hochschule fließen. (Manfred Präcklein, dpa)/ (ts)