IBM Connect 2014: E-Mail ist doch nicht tot

Da die Mailflut bei der Transformation in das von IBM propagierte Social Business doch nicht geringer wird, baut das Unternehmen an einem Dashboard, das wichtige Mails herausstellt. Für geplagte Notes-Anwender soll es Outlook als Domino-Client geben.

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In den letzten Jahren hatte sich IBM auf "social" konzentriert. Mitarbeiter sollten weniger E-Mails schreiben, sondern mehr Inhalte in sozialen Diensten speichern, innerhalb des Unternehmens selbstverständlich. Das hat neue Möglichkeiten eröffnet, die Mailflut wurde dennoch nicht kleiner. Nun nimmt sich IBM dieses Themas wieder an.

Unter den Projektnamen Sequoia und Hawthorn entwickelt IBM zwei Angebote, die auf der IBM Connect 2014 erstmals einer breiteren Öffentlichkeit vorgestellt wurden. Sequoia wird als "IBM Mail Next" beschrieben, sicher nicht der endgültige Name, Hawthorn wird "IBM Mail Access für Microsoft Outlook 2013" heißen.

Noch eine Designstudie: So stellt sich IBM die Email der Zukunft vor

(Bild: IBM)

IBM Mail Next präsentiert sich als ein Web-Dashboard, das die wichtigsten Informationen zu Mail und Kalender kombiniert. Das Ziel ist, dass man sich um die wichtigen Dinge zunächst kümmern kann, wenn man nur kurz zwischen Meetings und anderen Tätigkeiten Zeit hat, sich der E-Mail zu widmen.

Was in Orlando zu sehen ist, sind noch Designstudien, mit denen IBM Feedback von den zukünftigen Anwendern einholt. Die Reaktion ist durch die Bank: will ich haben. IBM plant eine erste Beta für den Mai, eine zweite für den August und eine generelle Verfügbarkeit zum Ende des Jahres. Dann soll es IBM Mail Next als Angebot in der IBM Smartcloud geben. Als Backend nutzt IBM Domino Server in der Cloud. 2015 soll diese Lösung schließlich auch für eine Installation im eigenen Unternehmen verpackt werden.

Das Konzept von Mail Next hat einige sehr interessante Facetten. Viele Nutzer lassen Mails in der Eingangspost liegen, wenn sie nicht auf Anhieb antworten können. Hier führt IBM ein Konzept ein, dass der zuständige Manager Jeff Schick als "Personal Debt" bezeichnet. Man schuldet noch eine Antwort. Umgekehrt wartet man auf Antworten von anderen und hat damit die Umkehrung dieser Schuld. Mail Next zeigt diese Mails dann entsprechend in eigenen Bereichen an. Die einen stammen aus der Inbox, die anderen aus den gesendeten Mails.

Mail Next bringt auch das persönliche Netzwerk in den Vordergrund. So zeigt es auf dem Dashboard Personen an, von denen man ungelesene Nachrichten hat. Bei jeder E-Mail kann man sich anzeigen lassen, wo alle Empfänger in der betrieblichen Organisation angesiedelt sind. Bei großen Unternehmen beantwortet das die Frage, wer ist das eigentlich, und ist der wichtig?

Auf der technischen Seite zeichnet sich ab, dass Mail Next auf Connections läuft und möglicherweise Connections Mail ablöst. Das funktioniert aktuell mit IBM Domino und Microsoft Exchange. Zunächst wird Mail Next aber nur mit Domino funktionieren, weil IBM am Server substantielle Veränderungen vornimmt, um bessere Suchfunktionen anbieten zu können.

Da ein Großteil der Mail mittlerweile auf mobilen Geräten verarbeitet wird, ist damit zu rechnen, dass IBM auch Apps entwickeln wird, welche die Konzepte von Mail Next unterwegs nutzbar machen. Ob es Mail Next auch als Notes-Applikation geben wird, ist dagegen noch nicht abzusehen. Der Browser-Client unterstützt bereits wichtige Funktionen wie die Offline-Nutzung und den Zugriff auf Archive.

Der aktuelle Domino-Server 9.0.1 enthält bereits alle Funktionen, um Outlook per Exchange Active Sync anzubinden, ähnlich wie IBM Traveler für mobile Endgeräte. Auf der Outlook-Seite fehlt nur noch ein Plugin, mit dem Rest-Services auf dem Domino-Server aufgerufen werden, die Informationen bereitstellen, die EAS als Synchronisationsprotokoll nicht ad hoc liefern kann. Mittels dieses Plugins kann Outlook etwa in Domino nach freien Besprechungsräumen suchen, die bisher nicht verbuchte Zeit von Besprechungsteilnehmern anzeigen oder verschlüsselte Mails anzeigen.

IBM entwickelt unter dem Projektnamen Hawthorn bereits seit 18 Monaten an dieser Outlook-Integration und testet sie mit einem Dutzend ausgewählter Kunden. In der Vergangenheit hatte sich IBM zweimal an dieser Integration versucht, und war nicht zu einer nutzbaren Lösung gekommen. Diesmal soll es nun klappen.

Die Motivation ist klar: viele Anwender machen Druck auf die IT, um Notes loszuwerden und statt dessen Outlook zu nutzen. Zugleich will die IT aber nicht die gesamte Infrastruktur umwerfen, zumal es häufig Notes-Anwendungen gibt, die noch weiter betrieben werden. Die laufen dann nicht mehr im Mail-Client sondern in einem Browser-Plugin, der die notwendigen Notes-APIs bereitstellt.

Wie der Name "IBM Mail Access für Microsoft Outlook 2013" bereits klarstellt, wird Hawthorn nur auf Outlook ab Version 2013 auf Windows funktionieren. Einen Termin für die Verfügbarkeit hat IBM wohlweißlich noch nicht genannt. Zunächst muss sicher gestellt werden, dass die Software skaliert und mit großen Nutzerzahlen solide funktioniert. (vowe)