Bayerischer Innenminister setzt auf mehr Cybercops

Bayern bekommt mehr Cybercops, ein Cyberkompetenzzentrum beim LKA und für eine halbe Million EuroCyberlabore. Damit soll gegen Cyberbetrüger ermittelt werden, ebenso sollen Bürger auch vor aktuellen Hacks gewarnt werden.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 66 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Monika Ermert

Bayern will die Truppe seiner spezialisierten "Cybercops“ im laufenden Jahr auf rund 50 verdoppeln. Kleinere Internetbetrügereien sollen bürgernah von den örtliche Polizeidienststellen bearbeitet werden. Die Vernetzung der verschiedenen Cyber-Dienststellen im Land unter dem Cyberkompetenzzentrum beim Landeskriminalamt stellte Innenminister Joachim Herrmann (CSU) heute als weiteren Teil der bayerischen Cybersicherheitsstrategie vor.

Setzt auf Cybercops und wünscht sich Vorratsdatenspeicherung: Bayerns Innenminister Joachim Herrmann.

Gleichzeitig sprach sich Herrmann für eine rasche Umsetzung der Vorratsdatenspeicherung aus und kritisierte Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) in Berlin. Dessen Informationspolitik beim jüngst bekannt gewordenen Klau von 16 Millionen Benutzerkonten sei "optimierungsfähig“. Bayerische Ermittler hatten erst durch die Berichterstattung auf heise online von dem Fall erfahren.

Über die praktizierte "Abschottung“ gegenüber den Landesbehörden sei man in Bayern "nicht so glücklich“, sagte Herrmann. "Bis heute wurden noch nicht einmal Informationen darüber weitergegeben, ob auch bayerische Behörden betroffen sind“, so seine Kritik. Er habe das BSI-Vorgehen daher auch beim Bund moniert. Der Präsident des Landeskriminalamtes, Peter Dathe, nannte einen gewissen Vorlauf vor der Veröffentlichung hingegen verständlich. In Bayern geben es bislang nur eine "sehr kleine“ Zahl von Folgeverfahren betroffener Nutzer, ergänzte einer der Ermittler.

Ermittlungen gegen einfache Straftaten mit "Tatmittel Internet“ sollen künftig von eigens ausgebildeten Experten in den örtlichen Polizeidienststellen übernommen werden. Mittelschwere Fälle von Hacking oder dem Ausspähen von Daten werden an die regionalen Kriminalpolizeiinspektionen weitergegeben und "präsidiale Fälle“, so Dathe, übernimmt das neue Cybercrimedezernat des LKA.

Neben einer zentralen Cybercrime Anlaufstelle, die auch Kontakte mit den Bundesbehörden und internationalen Stellen unterhält, sollen dort in einem eigenen Sachgebiet technische Entwicklungen verfolgt werden und außerdem Ermittlungsarbeit geleistet werden – etwa bei möglichen Angriffen auf Infrastrukturbetreiber oder Energieversorger sowie Fälle mit internationalem Bezug. Unterstützung für ihre Ermittlungen sollen die neu einzurichtenden Cyberlabore bieten.

Als Beispielfall aus der jüngsten Ermittlungsarbeit nannte Dathe den großangelegten Betrug via einer Kette fingierter Online Shops, über die Kriminelle einen Schaden von 40 Millionen Euro angerichtet und 12 Millionen Euro Gewinn eingestrichen hätten.

Warenbetrug via Internet und Beleidigungen im Online-Umfeld nahmen im vergangenen Jahr laut aktueller Kriminalstatistik am deutlichsten zu (jeweils plus 23 Prozent), berichtete Herrmann. Um rund 16 Prozent stieg die Fallzahl von Datenveränderung und Computersabotage, um rund 13 Erpressungen. Insgesamt verzeichneten die Kriminalstatistiker einen Zuwachs von Internetstraftaten um 10.6 Prozent auf insgesamt 24.292 dokumentierten Delikte.

Herrmann bestätigte gegenüber heise online, dass damit die Provider stärker in die Verantwortung genommen werden sollen. Auch die Vorratsdatenspeicherung nannte Herrmann unverzichtbar. "Ohne sie können die Täter im Internet sich nahezu in absoluter Anonymität bewegen.“ Das Internet dürfe aber kein rechtsfreier Raum sein.

Auf die Frage, ob Bayerns Cybercrime-Kompetenzzentrum einen Umstieg von US-amerikanischer Software wie Microsoft auf quelloffene Open Source Alternativen erwägt, verneinte Dathe. Die Bayerische Polizei steigt derzeit von Windows XP auf Windows 8.1 um und habe schon dabei Mühe, ihre rund 400 Softwareprogramme auf den neuen Stand zu bringen. (axk)