Verfassungsschutz warnt vor zunehmender Wirtschaftsspionage

Nicht erst die aktuellen Nachrichten über ein international operierendes Spionagenetz alarmierten die Verfassungsschützer in Nordrhein-Westfalen. Sie bemühen sich seit Jahren, Unternehmen für solche existenzbedrohenden Angriffe zu sensibilisieren.

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  • dpa

Die Aufklärung von Wirtschaftsspionage liegt Nordrhein-Westfalens scheidendem Verfassungsschutzchef Hartwig Möller besonders am Herzen. Dieses wachsende Problemfeld werde ein wichtiger Aufgabenbereich für seinen Nachfolger, sagte Möller am Montag in Düsseldorf bei der Vorlage seines letzten Verfassungsschutzberichts vor der Pensionierung.

Nicht erst die aktuellen Nachrichten aus Kanada über ein international operierendes Spionagenetz alarmierten die Verfassungsschützer in NRW. Sie bemühen sich seit Jahren, Unternehmen für solche existenzbedrohenden Angriffe zu sensibilisieren. Dabei gehe es nicht allein um die "ständig zunehmenden Internet-Angriffe", heißt es im NRW-Verfassungsschutzbericht 2008. Unternehmen müssten sich auch vor spionierenden Praktikanten und als Firmenbesucher getarnten Spähern aus dem Ausland schützen.

"Die Gefahr für ein Unternehmen, Opfer von Wirtschaftsspionage zu werden, steigt ständig", bilanziert der NRW-Verfassungsschutz. "Nach aktuellen Opfer- und Dunkelfeldstudien wurde ein großer Teil aller Firmen bereits ausspioniert, kleine und mittelständische ebenso wie große Konzerne." Konkrete Zahlen und Tatorte nennt der Bericht aber nicht. Alarmierend sei, dass viele Unternehmen sich gar nicht oder nur unzureichend schützten.

"Sehr aktiv" seien etwa China, Russland, Nord-Korea und Vietnam beim Einsammeln der wissenschaftlichen Standards anderer Länder, berichtete Möller. Bemerkenswert sei in diesem Zusammenhang die große Zahl chinesischer Studenten in NRW. Sie stellten mit 5500 deutlich mehr Eingeschriebene als die zweitstärkste ausländische Gruppe der 2700 Türken an den Universitäten in NRW. "Das bedeutet natürlich nicht, dass jeder chinesische Student ein Spion ist", stellte der Verfassungsschutzchef klar.

Der Verfassungsschutzbericht listet unter anderem zwei Fälle aufgeflogener chinesischer Praktikanten in deutschen Hochtechnologie-Unternehmen auf. Sie hatten Prototypen ausspioniert, kleinste Details fotografiert und in einem Fall sogar versucht, ein komplettes einzigartiges Werkstück zu stehlen.

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(dpa) / (jk)