Bericht: Google soll Millionen an Adblock Plus gezahlt haben

Wieder gibt es Vorwürfe gegen den Werbeblocker Adblock Plus: Suchmaschinenriese Google soll den Betreibern angeblich 25 Millionen US-Dollar zahlen, damit die eigene Werbung nicht rausgefiltert wird.

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Von
  • Torsten Kleinz

Blogger Sascha Pallenberg erhebt neue Vorwürfe gegen Adblock Plus: Angeblich zahlt allein Google den Betreibern des Werbeblockers 25 Millionen US-Dollar, um seine Anzeigen durchzuschleusen. Die Informationen über die Millionenzahlungen Googles will der Blogger "aus gut unterrichteten Kreisen" bekommen haben. Insgesamt schätzt Pallenberg, das Konzerne wie Google, Amazon und United Internet insgesamt 30 Millionen Dollar an Adlock Plus zahlen. Der Hersteller von Adblock Plus sagt zu den Vorwürfen nichts. Aus dem Umfeld des Unternehmens ist aber zu hören, Pallenbergs Zahlen seien falsch.

Pallenberg hatte im vergangenen Jahr bereits die Verbindungen zwischen der Kölner Firma Eyeo, die die Entwicklung der Browser-Erweiterung verantwortet, und Personen aus der Werbebranche aufgedeckt. Kernpunkt seiner Kritik: Durch das "Acceptable Ads"-Programm, das „nicht nervende“ Werbung vom Werbeblocker ausnimmt, sei in Wahrheit ein Instrument unzulässiger Wettbewerbsbehinderung. Nur wer Eyeo bezahle, dem blieben Einbußen bei den Werbeeinnahmen erspart. Pallenberg vergleicht die Praxis mit einer Schutzgeldzahlung.

Eyeo will sich nicht zu den Zahlen äußern. Zwar ist Adblock Plus eine Open-Source-Software und legt seine Technik und Filter offen. In finanziellen Dingen ist die Firma aber intransparent und verweist auf Verschwiegenheitsvereinbarungen. Nicht einmal die Anzahl der zahlenden Kunden will Eyeo nennen. Aus dem Umfeld heißt es, Pallenbergs Zahlen seien falsch. Auch mit dem Adblock-Plus-Filter, der Google-Server komplett freischaltet, habe die Firma nichts zu tun. Tatsächlich haben auch deutsche Medien, die mit Eyeo nicht kooperieren wollen, ebenfalls Anleitungen veröffentlicht, wie man ihre Seiten von dem Werbefilter ausnehmen kann.

Die Zahlung einer Millionensumme durch den weltgrößten Werbekonzern würde ein schlechtes Licht auf das Geschäftsmodell von Eyeo werfen. Offiziell begründet die Firma die Kosten des Beitritts in das „Acceptable Ads“-Programm mit dem Aufwand, die Einhaltung der Regeln gegen „nervende Werbung“ ständig überprüfen zu müssen. Gingen die Beiträge jedoch wesentlich darüber hinaus, hätte die Firma einen Antrieb, Konkurrenten ihrer zahlenden Partner zu blockieren. So hat Eyeo Adblock Plus im vergangenen Jahr um einen Sonderfilter für Facebook ergänzt. Der ORF hatte Ende 2013 wegen des Verdachts des wettbewerbswidrigen Verhaltens eine Untersuchung der österreichischen Bundeswettbewerbsbehörde in Gang gebracht. Auf Anfrage von heise online hat sich die Behörde bisher nicht zu dem Stand des Verfahrens geäußert.

In der Tat war Adblock Plus immer bemerkenswert erfolgreich, Gegenmaßnahmen gegen das Programm in kürzester Zeit zu vereiteln. Gleichzeitig muss man aber auch festhalten, dass Eyeo Werbung zahlender Partner nicht freischaltet, wenn die sich nicht an die Regeln hält: So blockiert Adblock Plus trotz „Acceptable Ads“ zum Beispiel die Video-Werbung auf Googles Video-Plattform YouTube, Textanzeigen werden aber durchgelassen. Auch Google behandelt Eyeo nicht unbedingt als Verbündeten: Die Android-Version des Werbefilters hatte der Konzern ohne Begründung aus dem Android Play Store verbannt. (axk)