Telekom-Überwachungsaffäre: Frühere Konzernleitung belastet

In der Telekom-Überwachungsaffäre sollen Vorstandschef Kai-Uwe Ricke und Aufsichtsratsvorsitzender Klaus Zumwinkel direkt involviert sein. Auch die mit der Überwachung beauftragte Firma belastet die Konzernspitze: "Der Auftrag kam von ganz oben."

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Von
  • Jürgen Kuri

Der ehemalige Vorstandschef der Deutschen Telekom, Kai-Uwe Ricke, sowie der Ex-Aufsichtsratsvorsitzende Klaus Zumwinkel sind nach einem Bericht des Handelsblatts offenbar tiefer in die Bespitzelungsaffäre verstrickt als bislang bekannt. Der frühere Personalvorstand der Deutschen Telekom, Heinz Klinkhammer, sagte der Zeitung: "Dieser Auftrag, die Lücken für die Indiskretionen zu finden und zu schließen, ist an mir sowie am Chef der Konzernsicherheit vorbei aus dem Umfeld Ricke und Zumwinkel erteilt worden. Der Mann, der diesen Auftrag hatte, durfte weder mit mir noch mit seinem Chef darüber sprechen."

Klinkhammer war von 1996 bis 2006 als Personalvorstand auch für die Konzernsicherheit verantwortlich. Ein Mitarbeiter dieser Abteilung sollte vor drei Jahren offenbar herausfinden, wie interne Unterlagen und Daten an die Presse gelangt sind und ob Mitglieder des Aufsichtsrats vertrauliche Informationen weitergereicht haben.

Ricke wies die Behauptungen seines ehemaligen Vorstandskollegen zurück: "Diese Vorwürfe sind unwahr und haltlos", sagte er dem Handelsblatt. Ein Sprecher von Zumwinkel erklärte: "Herr Zumwinkel hat keinen persönlichen Auftrag erteilt. Die Geschäfte eines Unternehmens führt der Vorstand." Die Deutsche Telekom wollte sich laut Bericht nicht zu diesem Thema äußern.

Mittlerweile hat zudem ein Mitarbeiter der von der Telekom mit der Ermittlung von Informationslecks beauftragten Firma die ehemalige Konzernleitung belastet: "Der Auftrag kam von ganz oben und ist mit dem Telekom-Vorstand abgestimmt worden", sagte Ralph Kühn, Chef von network.deutschland, dem Handelsblatt. Kühn räumte ein, über Monate hinweg systematisch hunderttausende Verbindungsdaten ausgewertet zu haben, um telefonische Kontakte zwischen Journalisten und Mitarbeitern der Telekom nachweisen zu können. Der Kontakt zur Telekom sei über die Abteilung Konzernsicherheit gelaufen, meinte Kühn und widersprach damit zumindest teilweise den Angaben von Klinkhammer.

Es sei gelungen, unter anderem dem damaligen Betriebsratschef und Mitglied des Telekom-Aufsichtsrats, Wilhelm Wegner, eine telefonische Verbindung zu einem Reporter von Capital nachzuweisen. Konsequenzen habe das nicht gehabt; später seien bei einer weiteren Untersuchung drei Magazin-Reporter Verbindungen zu Telekom-Mitarbeitern nachgewiesen worden. "Ob die Telekom dann weitere operative Maßnahmen wie Personenbeobachtungen, Abhören oder Mail-Kontrolle eingeleitet hat, weiß ich nicht", sagt Kühn; nachdem René Obermann Telekom-Vorstandschef wurde, seien zudem weitere Aufträge ausgeblieben.

Der Aufsichtsrat der Deutschen Telekom will sich an diesem Mittwoch in einer außerordentlichen Sitzung mit dem Thema beschäftigen. Die 20 Mitglieder des Kontrollgremiums sollen über den Stand der Dinge informiert werden und das weitere Vorgehen beraten.

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(jk)