Musikfernsehen im Internet

putpat will wie früher MTV-Musikvideos rund um die Uhr zeigen - der Dienst soll sich auf Nutzervorlieben konfigurieren lassen und durch Werbung zwischen den Videos finanzieren. Viel zu sehen ist während des Testbetriebs aber noch nicht.

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Von
  • dpa

Mit einem neuen Internetportal will die Musikbranche das Musikfernsehen wiederbeleben. Unter www.putpat.tv soll es künftig möglich sein, wie früher bei MTV oder VIVA rund um die Uhr Musikvideos zu sehen und zu entdecken – und das persönlich auf den Nutzer zugeschnitten. Jeder Musikfan könne seinen persönlichen Kanal sehen, nach Genre oder Stimmung sortiert, erklärten die Macher von putpat.tv am Donnerstag auf der Musikmesse Popkomm. Wie beim normalen TV gebe es Werbespots zwischen den Videos, für den Nutzer sei das Angebot gratis. Allerdings gibt es noch kein fertiges Portal mit tausenden Videoclips, sondern nur eine Testversion. Wer sie ausprobieren möchte, muss sich zunächst registrieren.

Die Branche setzt große Hoffnungen in das neue Angebot. "Wir alle lieben Videoclips, wegen ihrer künstlerischen, aber auch wegen ihrer ökonomischen Qualität", sagte der Chef des Bundesverbandes Musikindustrie, Dieter Gorny, der vor 15 Jahren den deutschen Musiksender VIVA gegründet hatte. Doch heute sehe man kaum noch Videoclips, das Musikfernsehen sei praktisch tot: Waren im Jahr 2000 noch 90 Stunden Musik täglich im frei empfangbaren TV zu sehen, so seien es derzeit noch 22 Stunden. "Die Frage war also: Wie würde man das heute im digitalen Zeitalter machen, was man vor 15 Jahren gemacht hat?" Das Portal putpat.tv der ehemaligen VIVA-Mitarbeiter Tobias Trosse und Rainer Schütz habe ihn überzeugt. Nun hoffe er auf die Unterstützung der Musikbranche, mit der die putpat-Verantwortlichen derzeit über Lizenzen verhandeln. Einen Starttermin für die Vollversion gibt es noch nicht.

Ray Cokes, ehemaliger MTV-Moderator, zeigte sich begeistert von dem Angebot: "Die Software ist grandios. Das kann eine Art Revolution werden, wie YouTube eine war." MTV habe es verpasst, die Fans miteinander zu vernetzen und über die Musik eine Gemeinschaft herzustellen. "Wir wollen doch keine miesen Reality-TV-Shows sehen oder erfahren, wie reich ein Musikstar ist. Wir wollen einfach Musikfernsehen schauen", sagte Cokes. (dpa) / (jk)