Do it yourself

Sie wollten schon immer einen Ferrari Dino oder einen Jaguar XK 120 oder ein völlig ausgefallenes Auto besitzen, verfügen aber nicht über das nötige Kleingeld? Dieser Traum muss nicht ewig unerfüllt bleiben, vorausgesetzt man legt keinen gesteigerten Wert auf historische Echtheit und höchste Qualität

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Von
  • Ingo Gach
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München, 7. Februar 2014 – In Großbritannien haben sie eine lange Tradition, in den USA werden sie heiß geliebt, in Deutschland werden sie meist misstrauisch beäugt. Die Rede ist von den Kit cars, unter deren oft wunderschöner Schale meist simple, aber bewährte und billige Großserientechnik arbeitet. Kit car bedeutet auf deutsch nichts anderes als Bausatz-Auto und erklärt schon einiges. Es sind kleine Firmen, die aus Gfk eine Karosserie herstellen und diese über die Bodengruppe eines Serienfahrzeugs stülpen, viele bieten auch selbst geschweißte Rahmen und Radaufhängungen an. Der Käufer erwirbt die Bausätze von der Kit car-Firma und besorgt die weiteren benötigten Teile wie Motor, Antrieb, Bremsen usw. aus Spenderfahrzeugen. Er baut das Kit car dann in Heimarbeit zusammen, was natürlich einiges an handwerklichem Geschick voraussetzt.

Sehr beliebt in Großbritannien

Allein in Großbritannien, der Hochburg der Kit cars, existieren dutzende solcher Firmen, aber nur wenige haben es zur Berühmtheit gebracht, wie etwa Caterham dank des Lotus Seven. Aus einigen Kit car-Manufakturen sind sogar eigenständige Fahrzeughersteller entstanden, z. B. begann die Geschichte von TVR 1947 in der Garage von Trevor Wilkinson in Blackpool.

Das britische Finanzamt erhob damals auf Bausatz-Autos deutlich geringere Steuersätze als auf Serienfahrzeuge, weshalb es vor allem in den 1950er und 1960er-Jahren zu einem Boom an Kit car-Anbietern auf der Insel kam. Allerdings durften keine Montageanleitungen mitgeliefert werden, worauf etwa Lotus einfach eine Demontageanleitung beilegte, die der Monteur rückwärts befolgen musste. Die große Kit car-Ära endete schlagartig am 1973, als Großbritannien der EWG beitrat und die allgemeine Mehrwertsteuer einführte. Dennoch überlebten viele Firmen, weil die Kunden ein besonderes Auto haben wollten oder einfach Spaß am Schrauben hatten.

Auch in Deutschland gab es früher etliche Kit cars, oft auf Basis des VW Käfers. So waren in den 1970er-Jahren besonders die Buggies begehrt. Der Käfer hatte den Vorteil, dass seine Karosserie leicht von der Bodenplatte getrennt werden konnte und alle mechanischen Komponenten auf dem Chassis verblieben. Das erfolgreichste Kit car auf Käferbasis war der Nova von ADD, ein flacher Sportwagen irgendwo zwischen Ford GT40 und Lamborghini Miura angesiedelt, von dem über 10.000 Stück in Lizenz unter diversen Namen weltweit verkauft wurden. Heute wird der Kit car-Markt vor allem von Nachbauten historischer Vorbilder, meist Sportwagen, geprägt. Es gibt auffallend viele Replicas der AC Cobra und des Lotus Seven auf den unterschiedlichsten Basen und Motoren.