Kernel-Log: Neue Grafiktreiber für GeForce und Radeon-GPUs, Kernel-Track auf dem LinuxTAG

Nvidia veröffentlichte einen neuen Grafiktreiber, der auch mit dem X-Server 1.5 zusammenarbeitet; zahlreiche Kernel-Entwickler gaben im Rahmen des Kernel-Tracks auf dem LinuxTAG einen Überblick über aktuelle und zukünftige Entwicklungen

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 36 Kommentare lesen
Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Thorsten Leemhuis

Nvidia hat die Version 173.14.05 der proprietären Linux-Grafiktreiber zum Download freigegeben. Sie kann nicht nur erstmals mit neuen GeForce-Modellen wie denen der 9600er- und 9800er-Serien umgehen, sondern versteht sich nun auch mit den aktuellen Vorabversionen des für X.org 7.4 vorgesehenen X-Servers 1.5. Eine solche hatte der X- und Fedora-Entwickler Adam Jackson vor einigen Tagen veröffentlicht, nachdem er eine etwas ältere Vorabversion bereits im kürzlich freigegebenen Fedora 9 integriert hatte. Letzteres hatte zu einiger Kritik von Anwendern an der ausschließlich auf Open-Source-Software setzenden Linux-Distribution geführt, da ältere Versionen des Nvidia-Treiber nicht mit dem Vorabversion des X-Server klar kamen und so Fedora-9-Anwender mit Nvidia-Hardware zwang, den nur Basis-Funktionen bietenden Open-Source-Grafiktreiber "nv" zu nutzen. Einige Anwender und Entwickler zeigten sich im Rahmen der Diskussion allerdings auch erfreut über die Verbesserungen, die der neue X-Server und die zugehörigen Open-Source-Treiber bringen.

Derweil gibt es verschiedene Fortschritte bei den Open-Source-Grafiktreibern für die neueren Radeon-CPUs von AMD/ATI zu vermelden. Dave Airlie etwa schreibt in seinem Blog, dass er zusammen mit einem anderen Entwickler zahlreiche Bugs im Code zur 3D-Unterstützung für die auf den Radeon-X1000-Grafikkarten verbauten R500-GPUs beseitigt hat; Compiz arbeite jetzt störungsfrei und auch UT2004 stürze nicht mehr ab. Er plant, die Korrekturen in Entwicklerzweige der verschiedenen Komponenten (unter anderem in Kernel, Libdrm und Mesa) einzupflegen; Fedora-9-Nutzer sollen diese Änderugnen sowie einen passenden X-Grafiktreiber "radeon" schon bald als reguläres Update erhalten.

Matthias Hopf verkündet zudem in seinem Blog, dass der Entwicklerzweig des alternativen Open-Source-Treibers radeonhd nun ebenfalls DRI beherrscht – man muss dies aber manuell aktivieren; einige Dinge seien noch nicht besonders gut getestet. Neu in radeonhd ist zudem die Unterstützung für AMDs aktuellen Mainboard-Grafikchipsatz 780G; der Treiber radeon unterstützt diesen bereits, da er anders als radeonhd auf AMDs AtomBIOS zurückgreift.

Im Rahmen des Kernel-Tracks auf dem LinuxTAG erklärte David S. Miller in Rahmen seiner Keynote einige interna des Netzwerk-Stacks von Linux. Er legte detailliert dar, welche Verbesserungen die Linux-Entwickler für den Netzwerk-Stack von Linux planen, um den Durchsatz zu erhöhen und die Belastung der CPU zu reduzieren. Im Rahmen des Vortrags "Linux Kernel – Quo vadis?" analysierte Thomas Gleixner von Linutronix Probleme im Entwicklerprozess von Linux auf und zeigte mögliche Lösungen auf; ferner gab er einen Überblick, über die für die nahe Zukunft vorgesehenen Änderungen. Der Entwickler von UIO (Userspace-I/O), Hans-Jürgen Koch, hatte zuvor bereits in einem Vortrag darelegt, wie man UIO-Treiber entwickelt. Dabei betonte er, dass man auch den User-Part des Treibers möglichst unter eine Open-Source-Lizenz stellen solle, auch wenn man das nicht müsse. Gerd 'Kraxel' Hoffmann gab anschließend einen Überblick über die aktuellen Entwicklungen rund um die Virtualisierungslösungen KVM, Lguest, Xen sowie die von ihnen genutzten Techniken wie dem paravirt_ops-Interface. Er beschrieb dabei auch Xenner, mit dem sich paravirtualiserte Xen-Gäste unter KVM ausführen lassen.

Kernel-Log-Staccato:

  • Linus Torvalds hat derweil mit 2.6.26-rc4 die vierte Vorabversion von Linux 2.6.26 freigegeben. Sie korrigiert unter anderem einige Problem mit PAE-Kerneln.
  • Theodore Ts'o kündigte auf der LKML den Linux Kernel Summit 2008 an, der Mitte September in Portland, Oregon stattfindet.
  • Die X-Entwickler haben die Unterstützung für MPX (Multi-Pointer X) in das Code-Verwaltungssystem eingepflegt. Anders als ursprünglich erwartet unterstützt MPX nun auch Grafiktablets; die Funktion wird aber nicht Bestandteil von X.org 7.4, sondern ist erst für X.org 7.5 vorgesehen.
  • Das Mesa-Project hat die Version den Release Candidate 1 von Mesa 7.1 freigegeben.
  • Der Ndiswrapper-Team hat die Version 1.53 des Ndiswrappers veröffentlicht.

Weitere Hintergründe und Informationen rund um Entwicklungen im Linux-Kernel und dessen Umfeld finden sich auch in den vorangegangen Ausgaben des Kernel-Logs auf heise open:

Ältere Kernel-Logs finden sich über das Archiv oder die Suchfunktion von heise open. (thl)