EU-Kommission: Stromfressern im Haushalt geht es an den Kragen

So dürfen ab Juli 2010 beispielsweise nur noch Kühlschränke und Waschmaschinen in den Handel gelangen, die mindestens die derzeitige Energieeffizienzklasse A erreichen. Verabschiedet wurde zudem eine Neugestaltung der Energie-Labels für Haushaltsgeräte.

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Von
  • Peter-Michael Ziegler

Neues Energie-Label für Kühlschränke

Kühlschränke gehören im Haushalt zu den Stromfressern schlechthin. Wer ein Uralt-Gerät der Effizienzklasse C durch ein Gerät mit aktueller A++-Auszeichnung ersetzt, kann durchaus 150 Euro und mehr im Jahr sparen. Aber viel Auswahl bei den Energieeffizienzklassen wird es nach dem Willen der EU-Kommission künftig nicht mehr geben. Denn ab kommenden Juli dürfen keine Kühlschränke mehr in den Handel kommen, die nicht mindestens Effizienzklasse A erreichen. Darauf haben sich die EU-Mitgliedsstaaten jetzt bei einer Tagung des "Regelungsausschusses für Ökodesign und Verbrauchskennzeichnung" geeinigt.

Beschlossen wurde dabei auch eine grundsätzliche Neugestaltung der Energie-Labels für Haushaltsgeräte. Über die bisher üblichen Kategorien von G bis A einschließlich Unterkategorien hinaus soll auf den Energie-Etiketten künftig ausgewiesen werden, dass ein Gerät so und so viel Prozent weniger Strom verbraucht als ein Modell der Effizienzklasse A. Bei einem 20 Prozent niedrigeren Stromverbrauch würde auf dem Label von Gerät X dann "A-20%" stehen. Zwei Jahre später sollen dann auch die A-Klasse-Kühlschränke aus dem Handel verschwinden und Geräte der bisherigen Klasse A+ als Referenz dienen.

"Ich begrüße das neue Energieetikett, weil es den Verbrauchern klare Informationen vermittelt", erklärte der für Energie zuständige EU-Kommissar Andris Piebalgs. Auch Waschmaschinen müssen ab 1. Juli 2010 die Effizienzklasse A erfüllen, wollen Händler sie als Neuware in Europa verkaufen. Die bisherige Klasse A+ gilt bei Waschmaschinen dann ab Sommer 2013 als Referenz. Bei Fernsehern ist die Sache etwas komplizierter: Ab Juli kommenden Jahres sollen nur noch Geräte verkauft werden dürfen, deren Verbrauch "unter dem Durchschnitt" liegt. Als Referenzformel für Full-HD-Geräte mit einer Auflösung von 1920 × 1080 Pixeln werden 20 Watt + Displaygröße in Quadratdezimetern × 1,12 × 4,3224 Watt/dm2 angegeben.

Bei sonstigen Geräten liegt der Grenzwert dann bei 20 Watt + Displaygröße in Quadratdezimetern × 4,3224 Watt/dm2. Ab Frühjahr 2012 sollen dann ausschließlich TV-Geräte verkauft werden dürfen, deren Verbrauch 20 Prozent unter dem heutigen Durchschnittswert liegt (= 16 Watt + Displaygröße in Quadratdezimetern × 3,4579 Watt/dm2). "Prognosen zufolge" führen sämtliche Maßnahmen bis zum Jahr 2020 zu jährlichen Energieeinsparungen in Höhe von 51 TWh, wovon nach Angaben der EU-Kommission 43 TWh auf Fernsehgeräte, 6 TWh auf Kühl- und Gefriergeräte und 2 TWh auf Waschmaschinen entfallen. Dies entspreche dem jährlichen Stromverbrauch von Portugal und Lettland zusammen, heißt es. Die jüngst verabschiedeten Glühlampen-Abschaffungsverordnungen sollen bis 2020 weitere 80 TWh einsparen.

Doch damit längst nicht genug. Laut einem Arbeitspapier (PDF-Datei) geht es künftig auch stromfressenden Warmwasserbereitern, Set-Top-Boxen, elektrischen Motoren, Umwälzpumpen, Klimageräten, Staubsaugern und nicht zuletzt Computern an den Kragen. EU-Medienkommissarin Viviane Reding stieß bereits kräftig in ihr neues Videobotschafts-Horn und forderte die IT-Industrie am Montag auf, sich an Energiesparmaßnahmen zu beteiligen, damit das Ziel, den CO2-Ausstoß in Europa bis zum Jahr 2020 um rund 20 Prozent zu senken, erreicht werden kann. Ein neues "Grünes Abkommen für Europa" sei vor dem Hintergrund der aktuellen Wirtschaftskrise unablässlich, verdeutlichte die Medienkommissarin – und die IT-Industrie solle mit gutem Beispiel vorangehen. (pmz)