SAP auf einer IBM DB2 kommt teurer

SAP verlangt veränderte Kostenaufschläge von Kunden, die SAP-Software auf Datenbank-Engines anderer Hersteller betreiben. Aktueller Verlierer der Walldorfer Preispolitik ist IBMs DB2.

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Von
  • Hans-Peter Schüler

Lizenzkosten für ein ERP-System der Marke SAP hängen außer von den Benutzerzahlen und den nutzbaren Funktionen auch davon ab, mit welcher Datenbank-Engine das System seine Tabellen pflegt. Aus den erstgenannten Randwerten errechnet sich eine jährliche Software-Miete, auf die der Vermieter einen pauschalen Prozentsatz dafür aufschlägt, dass er dem Kunden zusammen mit den Anwendungen auch die Engine vermietet. SAP agiert also quasi als Zwischenvermieter der Oracle-, IBM- oder Microsoft-Datenbanksysteme.

Welche Aufschläge die Walldorfer für diese Weitergabe berechnen, halten sie nach allen Regeln der Kunst unter Verschluss, entsprechend selten kommen vergleichbare Zahlen ans Tageslicht. Sporadische Medienberichte aus der Vergangenheit nannten Aufschläge für die hauseigene, mit Nicht-SAP-Anwendungen kostenlos nutzbare Engine MaxDB von drei Prozent, während Microsofts SQL Server genau wie IBMs DB2 für Mini-Computer mit acht Prozent, DB2 für Mainframes oder eine Oracle-Datenbank mit elf Prozent zu Buche schlug.

Auf einer solchen Appliance mit vielen Prozessoren, viel RAM und ohne Festplatte präsentierte SAP die Datenbak-Engine HANA auf der CeBIT 2013

(Bild: P. Schüler)

Mittlerweile propagiert SAP nach Kräften den Einsatz seiner In-Memory-Datenbank HANA, vertreibt diese im Zusammenhang mit der Produktlinie Business Suite sogar als Standard-Unterbau. Ein SAP-Partner berichtete uns auch von einem Einzelfall, in dem SAP einem Nutzer seiner anderen Softwarepakete den Lizenzkosten-freien Einsatz von HANA angeboten habe. Andererseits hat der Konzern aber den Kostenaufschlag für den Einsatz von IBMs DB2 BLU, die sich mit eigenen In-Memory-Konzepten als Konkurrent für HANA in Stellung bringt, von zuletzt acht auf jetzt fünfzehn Prozent beinahe verdoppelt.

"Die Bepreisung ist kundenspezifisch. Wir passen sowohl unsere Bepreisung als auch das Packaging konstant an, um neuen Angeboten und Veränderungen im Markt gerecht zu werden", erklärte eine SAP-Sprecherin gegenüber heise online. Speziell zur Preiserhöhung für DB2 hieß es: "SAP und IBM haben die Funktionalitäten in unserer Runtime Lizenz überarbeitet, wichtige DB2-Funktionalitäten hinzugefügt und so den Nutzen für unsere Kunden erhöht."

Von IBM Deutschland erfuhren wir etwas anderes, nämlich, dass zwar eine technische Überarbeitung der DB2-Runtime einvernehmlich mit SAP stattgefunden habe. Bei der Preisgestaltung sei allerdings SAP einseitig vorgegangen, und von den gestiegenen Lizenzforderungen dürfte in den IBM-Kassen gar nichts ankommen. Das klingt schlüssig, denn auch für andere DB2-Kunden hat IBM seine Preise nach eigener Auskunft nicht nennenswert erhöht, und es liegt sicher nicht im Interesse von IBM, DB2-Anwender aus dem SAP-Kundenkreis zu vergraulen.

Immerhin scheint es nicht unüblich, dass SAP-Neukunden ihre Datenbank gar nicht über dieses Softwarehaus beziehen, sondern stattdessen von ihrem SAP-Systempartner, und der wiederum kann die Engine sehr wohl mit den Abgabepreisen des Herstellers kalkulieren. So gesehen könnte SAPs Preiskorrektur durchaus nach hinten losgehen und nicht unbedingt die hauseigene HANA begünstigen, sondern schlicht die Datenbank-Vermittlungseinnahmen der Firmenzentrale torpedieren. (hps)