On-the-Go

Von Afrikaans bis zum chinesischen ZH – für eine große Anzahl Sprachen bieten sich Apps an, den Lernwilligen zu coachen. Dabei ersetzen Tablet oder Smartphone die harte Schulbank.

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Von
  • Diane Sieger
Inhaltsverzeichnis

Es ist noch gar nicht allzu lange her, dass man zum Erlernen einer Fremdsprache mehr oder weniger die Schulbank drücken musste. Ob als junger Mensch während der Schulzeit oder später als Erwachsener: Um eine Sprache zu lernen, hieß es: auf zur (Volkshoch-)Schule oder zum Sprachlerninstitut. Wer sich die Anwesenheit im Unterricht sparen wollte, konnte sich allenfalls zu einem Fernkurs einschreiben und in Briefwechsel mit Lehrern treten, gegebenenfalls unterstützt von Audiokassetten.

Zum Glück sind diese Zeiten vorbei. Heute kann man eine Sprache quasi „On-the-Go“ erlernen – mithilfe mobiler Apps. Doch ist diese Methode wirklich Erfolg versprechend? Macht es Spaß, allein vor dem Mobiltelefon oder Tablet zu sitzen und Vokabeln zu büffeln? Es folgt ein Einblick in die Welt der Sprachlern-Apps.

Wer zeitgleich mit Freunden, Familienmitgliedern oder Arbeitskollegen eine neue Sprache erlernen möchte, dem sei Duolingo empfohlen. Zur Auswahl stehen Spanisch, Englisch, Französisch, Deutsch, Portugiesisch oder Italienisch. Außer bei den Englischkursen, bei denen man unter mehreren Ausgangssprachen (inklusive Deutsch) wählen kann, sollte man für alle Kurse bereits über umfassende Englischkenntnisse verfügen.

Der Grund, warum Duolingo besonders für das Lernen in der Gruppe geeignet ist, liegt im Gamification-Charakter der Anwendung. Bei den einzelnen Lektionen gilt es, möglichst wenige Fehler zu machen, denn zu Beginn einer jeden Unterrichtseinheit erhält man drei Herzen. Für jeden Fehler zieht die App ein Herz ab. Wer nicht eifrig lernt und genau aufpasst, verliert diese schnell. Nur wer es schafft, mit maximal drei Fehlern bis zum Ende des Moduls zu kommen, bekommt Punkte. Diese Punkte zeigen im Wochen-, Monats-, oder „All time“-Überblick, wer am fleißigsten gelernt hat.

Duolingo ist jedoch nichts für Urlauber, deren Ziel es ist, sich kurz vor der Reise mit wichtigen Redewendungen vertraut zu machen, um im Zielland zurechtzukommen. Möchte man eine Sprache von Grund auf lernen, ist diese App ein geeigneter Partner. Die Art des Lernens ist vielfältig; es gibt Übungen zum Lesen, Hören und Schreiben sowie die Möglichkeit, Gelerntes unaufhörlich zu wiederholen. Duolingo-Nutzer sind außerdem nicht nur auf ein Medium zum Lernen festgelegt, der Wechsel von Mobiltelefon, über Tablet, zum Browser auf dem Rechner funktioniert nahtlos.

Die App ist kostenlos und werbefrei, denn sie nutzt die stetig wachsende Gemeinde der Sprachlerner, um Texte gegen Bezahlung übersetzten zu lassen. Der Lernende bekommt die Gelegenheit, zur Übung in der neuen Sprache an echten Texten zu arbeiten und bringt somit Duolingo Geld ein. Ein System, das zu funktionieren scheint.

Erhältlich ist die Anwendung für iOS- und Android-Geräte. Zusätzlich kann man die Duolingo-Webseite zum Lernen nutzen.

Eine Alternative zu Duolingo ist Babbel. Vom Lernprinzip ähneln sich beide Apps stark: Sie führen ein Thema ein und festigen die erlernten Vokabeln durch Wiederholungen. Babbels visuelle Gestaltung ist ein bisschen netter, und es macht Spaß, sich durch die Übungen durchzuarbeiten. Es fehlt jedoch der Game-Charakter, denn es gibt keine Herzen zu verlieren und keine Freunde, mit denen man sich messen kann. Großer Vorteil von Babbel: Es steht insgesamt eine größere Auswahl an Sprachen, insbesondere aus dem europäischen Raum, zum Lernen zur Verfügung.

Die erste Einheit eines jeden Kurses ist kostenlos, danach gibt es Zugriff lediglich per Abonnement, das man explizit kündigen muss, sollte man die Lust am Lernen verlieren. Die Preise liegen je nach Länge des Abos (von einem Monat bis zu einem Jahr) zwischen 4,95 Euro und bis zu 9,95 Euro pro Monat.

Babbel gibt es sowohl für iOS- als auch für Android-Geräte. Es besteht auch die Alternative, die Kurseinheiten am Rechner (www.babbel.com) zu absolvieren, die Autorin hatte jedoch Probleme, ihren aktuellen Fortschritt über verschiedene Geräte (iPhone, iPad, Macbook) korrekt dargestellt zu bekommen.

Für alle Katzenliebhaber, die sich für das Spanischlernen entschieden haben, gibt es ein besonderes Schmankerl: „Cat Spanish“ für iOS von der Cat Academy. Diese Anwendung nutzt Katzenbilder, um ihren Schülern die wichtigsten Sätze und Redewendungen beizubringen. Da auch hier Englisch Ausgangssprache ist, sollte man bereits relativ sicher im Umgang mit dem Englischen sein.

Jedes Level der App folgt einem erprobten Konzept: Mithilfe assoziierter Katzenfotos werden pro Lernmodul vier neue Redewendungen eingeführt. Ein leidend schauendes Kätzchen vor einem leeren Futternapf erklärt beispielsweise: „Tengo hambre“ („Ich bin hungrig“). Multiple-Choice-Tests sollen anschließend die erlernten Begriffe festigen. Danach gibt es Rechtschreibtests, bei denen man entweder vorgegebene Wörter in die richtige Reihenfolge bringen oder einzelne Begriffe buchstabieren muss. Es folgen ein Audiotest sowie eine unterhaltsame Konversationsübung zwischen Katze und Mensch. Dann geht es entweder mit der nächsten Übung weiter, oder man wiederholt die bereits gelernten Redewendungen.

Die Startmodule der App sind kostenlos; nach den ersten Lektionen kann man für 5,99 Euro auf insgesamt 1000 Katzenbilder und zugehörige Redewendungen aufzustocken. Man lernt zwar nicht unbedingt viel über Grammatik und Satzbildung der spanischen Sprache, als Einführung oder für den Urlaubswortschatz ist die App jedoch ideal.

Wer nicht allzu viel Wert darauf legt, eine einzige neue Sprache möglichst korrekt zu beherrschen, sondern sich lieber einige Vokabeln, Sätze und Redewendungen in verschiedenen Sprachen aneignen möchte, sollte sich einmal „50 languages“ anschauen. Wie der Titel schon andeutet, bietet die App die Möglichkeit, sich mit 50 verschiedenen Sprachen zu beschäftigen. Nach dem Start wählt man zunächst aus, von welcher der zur Verfügung stehenden Sprachen man Auszüge lernen will. Die App bietet viele vertraute aus dem inner- und außereuropäischen Raum an sowie zahlreiche Sprachen, mit denen man im Alltag eher selten in Berührung kommt – beispielsweise Afrikaans, Bengalisch oder Albanisch. Im nächsten Schritt bestimmt man die Ausgangssprache, die in der Regel die eigene Muttersprache ist – danach kann es losgehen.

Leider ist das Ganze nicht sehr lernfreundlich strukturiert; es dauert eine Weile, bis man sich im Dschungel der Wortlisten, Karteikarten, Bilderrätsel und Audiodateien zurechtgefunden hat. Ist man jedoch erst einmal in den Wortschatzlisten angekommen, gibt es viele gute Vokabeln aus unterschiedlichen Bereichen (Gefühle, Verkehr, Künste, Küchengeräte etc.) zu entdecken. Die App steht inklusive einiger Lektionen kostenlos zum Download für iOS und Android zur Verfügung. Wer auf das volle Programm von 100 Lerneinheiten pro Sprache aufstocken will, zahlt entweder 8,99 Euro für das Gesamtpaket mit allen 50 Sprachen oder 2,69 Euro pro individueller Sprache.

Um dem Vokabellernen einen spielerischen Aspekt zu verleihen, lohnt sich ein Blick auf die Spachlern-Apps von MindSnacks. Hier geht es lediglich darum, Wörter auswendig zu lernen, jedoch auf unterhaltsame Art und Weise. Zu Beginn eines Themas werden Vokabeln mit einem Bild, dem englischen Begriff und der Vokabel in der zu erlernenden Sprache vorgestellt. Hat man sich die Wörter eingeprägt, fragen verschiedene Spiele das neue Wissen ab. Mal geht es darum, einen Frosch mit dem richtigen Wort zu füttern, ein anderes Mal gilt es, ein Wort schnellstmöglich zu übersetzen, um einen Fisch davor zu retten, auf dem Trockenen zu landen. Macht der Lernende Fortschritte, schaltet die App weitere Spiele frei und stellt neue Herausforderungen. Gelernte Vokabeln werden immer wieder präsentiert und prägen sich spielend ein.

Für jede der angebotenen Sprachen (Spanisch, Französisch, Italienisch, Portugiesisch, Deutsch, Chinesisch und Japanisch) gibt es eine individuelle App im iTunes Store. Mit der Gratisversion – beispielsweise für Spanisch – lassen sich die ersten Vokabelübungen/Spiele gut antesten. Den vollen Umfang von 50 Lektionen kann man dann via In-App-Kauf zum Preis von 4,49 Euro tätigen. Alternativ kann man aus der App heraus auch alle MindSnack-Sprach-Apps erwerben – hierfür sind dann 17,99 Euro fällig. (ka)