Studie: Weltweit 6,5 Millionen Roboter im Einsatz

Sie sind überall und sie werden immer mehr, lautet die Botschaft des IFR-Berichts World Robotics 2008, der alljährlich den Absatz von Robotern untersucht. Ganz so stürmisch, wie diese Botschaft suggeriert, verläuft die Entwicklung allerdings noch nicht.

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Von
  • Angela Meyer

Es gibt zwar noch keine Einwohnermeldeämter für Roboter, aber dafür schaut das vom Fachverband Robotik + Automation des Verbandes Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) unterhaltene IFR Statistical Department jedes Jahr nach, wie viele von ihnen sich inzwischen auf dem Erdball tummeln und was sie dort treiben. Die Kurzbilanz im gerade erschienenen IFR-Bericht World Robotics 2008 lautet: Sie sind überall! Ende 2007 arbeiteten weltweit rund eine Million Industrieroboter und 5,5 Millionen Serviceroboter in Fabriken, in gefährlicher und gesundheitsschädigender Umgebung, in Krankenhäusern, in privaten Haushalten, in öffentlichen Gebäuden, unter Wasser, unter der Erde, auf Feldern, in der Luft und im Weltraum. Bis Ende 2011 soll diese Zahl deutlich steigen. Nach der IFR-Schätzung, die für die nächsten Jahre von jeweils vier Prozent Wachstum weltweit ausgeht, werden dann 1,2 Millionen Industrieroboter und 17 Millionen Serviceroboter die Welt bevölkern.

Fast 115.000 Industrieroboter sind 2007 neu dazugekommen. Der Umsatz des weltweiten Robotersystemmarktes – also Hardware, Software, Peripherie und Systementwicklung im Industriebereich – lag im vergangenen Jahr bei schätzungsweise 18 Milliarden US-Dollar (13,2 Milliarden Euro). Zum Vergleich: Der weltweite IT-Umsatz lag 2007 laut Schätzungen des auf IT spezialisierten europäischen Marktforschungsinstituts EITO bei rund 915 Milliarden Euro.

Wie diese Zahlen schon nahelegen, sind Roboter in der Industrie noch nicht ganz so allgegenwärtig wie Computer: So kommen laut IFR-Bericht in Japan, dem Land mit der höchsten Roboterdichte der Welt, auf 10.000 Beschäftigte in der verarbeitenden Industrie bisher 310 Industrieroboter. In Deutschland sind es 234, in Südkorea 185, in Italien und den USA jeweils 116 und in Schweden 115, während in allen anderen betrachteten Ländern weniger als 100 Roboter pro 10.000 Arbeiter im Einsatz sind. In der in der Automation führenden japanischen Automobilbranche ist allerdings bereits ein Verhältnis von einem Roboter auf nur noch fünf Arbeiter erreicht.

Der entscheidende Beitrag zum Wachstum der Roboterbranche komme allerdings nicht mehr aus Japan und auch der bisherige Hauptkunde Automobilindustrie treibe den Markt längst nicht mehr alleine an, resümiert das IFR. Besonders stark habe sich 2007 der weltweite Trend zur Automatisierung in anderen Anwenderindustrien wie Metall, Nahrungsmittel und Getränke, Glas, Pharma, Medizintechnik und Photovoltaik gezeigt.

Den Einsatz von automatisierten Helfern in nicht-industriellen Bereichen erfasst der Bericht bislang noch nicht ganz so ausführlich wie den seit langem untersuchten Industrieeinsatz. So lässt sich der Zusammenfassung des IFR-Berichts (PDF-Datei) nur entnehmen, dass Ende 2007 insgesamt 49.000 Serviceroboter für den professionellen Einsatz im Wert von etwa 7,8 Milliarden US-Dollar installiert waren: Davon waren 25 Prozent Serviceroboter für Verteidigung, Rettung und Sicherheit, 20 Prozent Landwirtschaftsroboter (hauptsächlich Melkroboter), jeweils 12 Prozent Reinigungsroboter und Unterwassersysteme, 9 Prozent Bau- und Abbruchroboter, 9 Prozent Medizinroboter und 7,4 Prozent mobile Plattformen für verschiedene Einsatzgebiete sowie einige logistische Systeme, Inspektionssysteme und Public Relation Roboter.

Die privat genutzten Serviceroboter vermehrten sich 2007 um jeweils rund 1 Million auf insgesamt 3,4 Millionen Staubsauger, Bodenreiniger und Rasenmäher sowie 2 Millionen Roboter, die zur Unterhaltung, als Spielzeug, zum Training oder von Hobbybastlern gekauft wurden.

Eine Ausweitung des Robotereinsatzes auf andere Bereiche wie bei den Industrierobotern zeichnet sich im Privatbereich noch nicht so deutlich ab. Mit Blick auf die demographische Entwicklung und den zunehmenden Fortschritten in der Technik prognostiziert der IFR-Bericht zwar, dass Roboter zur Unterstützung von älteren oder behinderten Menschen sich in den nächsten zehn Jahren zu einem Schlüsselbereich der Service-Robotik entwickeln werden. 2007 war dieser viel beschworene Markt aber noch sehr klein. (anm)