Das schönste Motorrad aller Zeiten? Die Ducati 916, eine Ikone des Motorradbaus, wird 20

Legende der Leidenschaft

Als die Ducati 916 vor zwanzig Jahren die Motorradbühne betrat, verschlug es nicht nur den Fans, sondern auch der japanischen Konkurrenz den Atem. Im Vergleich zu der Italienerin wirkten die Sportbikes aus Fernost auf einmal geradezu grobschlächtig

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Von
  • Ingo Gach
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Köln, 19. Februar 2014 – Als die Ducati 916 vor zwanzig Jahren die Motorradbühne betrat, verschlug es nicht nur den Fans, sondern auch der japanischen Konkurrenz den Atem. Es war ein Paukenschlag, denn im Vergleich zu der Italienerin wirkten die Sportbikes aus Fernost auf einmal geradezu grobschlächtig.

Das filigrane Design der 916, die aggressive Linienführung, der böse Blick aus den Scheinwerfern, die Einarmschwinge mit einem mächtigen 190er-Hinterreifen und die hochgelegten Auspufftöpfe unter dem kompakten Heck zog die Aufmerksamkeit magisch auf sich. Sie zeigte ein völlig neues, zukunftsweisendes Design. Das Konstrukteur-Genie Massimo Tamburini – einst Mitbegründer der Edelschmiede Bimota – hatte von Ducati den Auftrag erhalten, ein Sportmotorrad mit Gitterrohrfahrwerk für den DOHC-V2-Motor zu entwerfen. Tamburini hatte bereits einige bildschöne Motorräder gebaut, aber die 916 sollte sein Meisterstück werden. Bis heute huldigen ihr Fans aus aller Welt als das schönste Motorrad aller Zeiten.

Die 916 löste einen Ansturm bei den Händlern aus

Der wassergekühlte V2 mit zwei obenliegenden Nockenwellen und desmodromischer Ventilsteuerung basierte auf dem Motor der 1988 vorgestellten Ducati 851 Strada und holte nun aus 916 Kubikzentimetern Hubraum 112 PS. Das alleine hätte die Rivalen vielleicht noch nicht so beeindruckt, doch die Leistungsabgabe war ungeheuer druckvoll und die grazile Italienerin brachte nur 195 kg auf die Waage. Die Kunden orderten die Schönheit vorab blind, ohne auch nur einen Meter auf der 916 Probe gefahren zu sein.

Die Händler brachte der Ansturm in arge Verlegenheit, weil das Werk in Bologna gar nicht so schnell liefern konnte. Es gab damals finanzielle Engpässe bei Ducati, und die Produktion stand des Öfteren still, weil Zulieferer nur gegen Barzahlung Ware lieferten. Selbst das sahen die Fans Ducati nach, galten italienische Motorräder schließlich noch nie als Ausbund an Qualität und Zuverlässigkeit, Hauptsache das Bike war schön und schnell – und kein Motorrad konnte in den 90er Jahren der 916 in diesen beiden Disziplinen ernsthaft das Wasser reichen.

Carl Fogarty holte vier WM-Titel auf der 916

Ducati war schon seit langem eine feste Größe im Rennsport und in der Superbike-WM bereits dreimal mit der 888 Weltmeister geworden, doch mit der 916 sollte ein neues Kapitel in Sachen Dominanz aufgeschlagen werden. Der Brite Carl Fogarty – von seinen Fans liebevoll „Foggy“ genannt – war in seiner Heimat bereits als waghalsiger TT-Isle-of-Man-Champion berühmt und 1993 von Ducati als Werksfahrer engagiert worden. Die 916 sollte sich für ihn als Glücksfall erweisen. Sie war zwar kein Ausbund an Handlichkeit, trotz einstellbaren Lenkkopfwinkels, dafür durcheilte sie aber Kurven mit der Unerschütterlichkeit und Präzision eines ICE und ermöglichte hohe Kurvengeschwindigkeiten.